Hitze in Dachgeschosswohnungen: Wie kann man sie effektiv abkühlen? Zwei Experten prüfen gängige Empfehlungen und verraten, was wirklich hilft.
Methoden und Geräte gegen HitzeSo bleibt die Dachgeschosswohnung im Sommer kühler
Wenn im Sommer die Temperaturen steigen, heizen sich insbesondere Dachgeschosswohnungen rasch unangenehm auf. Wer so wohnt, sucht jetzt händeringend nach Tipps. Es gibt zahlreiche Empfehlungen, Wohnungen zu kühlen: Früh morgens lüften, dann die Fenster schließen und feuchte Handtücher in die Zimmer hängen. Und auch Ventilatoren, Klimaanlagen und Co. versprechen Abhilfe. Doch wie nützlich und sinnvoll sind sie? Zwei Experten aus Köln und Düsseldorf klären auf.
Aufgeheizte Räume: Querlüften und geschlossene Fenster im Sommer
In einem ersten Schritt soll lüften helfen – doch wie lüftet man richtig? „Indem man die Wohnung quer lüftet, also einen Durchzug veranlasst. Man muss auf beiden Seiten Fenster haben, sodass Durchzug entsteht. Dann hat man die Wohnung vernünftig gelüftet – aber noch nicht gekühlt“, sagt Bilal Omairat. Er führt die Firma Sub Zero Kälte Klima GmbH in Köln und ist Experte für Klimatechnik.
Wer keine gegenüberliegenden Fenster habe, könne auf einen Ventilator zurückgreifen oder versuchen, Durchzug durch die Eingangstür zum Hausflur zu erzeugen – oftmals sei der Hausflur auch kühler als die Wohnung, sagt Omairat.
Nach dem Lüften müsse man dann allerdings die Fenster konsequent bis abends, oder bis es abkühlt, geschlossen halten, sagt Christian Handwerk. Handwerk ist Referent für energetisches Bauen und Bauphysik bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) in Düsseldorf.
„Wenn es draußen wärmer ist als drinnen, dann mach’ ich die Fenster wirklich zu, auch wenn sich das oft nicht so erfrischend anfühlt. Für eine frische Brise im Innenraum kann ich mit einem Ventilator sorgen“, ergänzt Handwerk.
Richtige Uhrzeit zum Lüften im Sommer
Zu welcher Uhrzeit sollte man idealerweise lüften? Auch wenn es insbesondere Langschläfern schwerfalle, empfiehlt Omairat direkt früh morgens zu lüften, wenn die Sonne gerade aufgegangen ist. „Gut wäre es auch, wenn man sich ein Thermometer anschafft, das zwei Temperaturen misst – einmal die Raumtemperatur und die Außentemperatur. Dann kann man anhand der Temperaturdifferenz sehen, wenn es draußen kühler ist als drinnen und – auch wenn es nur ein Grad Unterschied ist – rechtzeitig lüften“, erklärt der Klimatechniker.
Verdunkelungsrollos, Jalousien, Rollladen gegen Hitze – Was ist sinnvoll?
Omairat befürwortet auch, Fenster abzudunkeln. Seien es Rollladen oder Jalousien bei senkrechten Fenstern oder Verdunkelungsrollos bei Dachschrägenfenstern: „Das macht auf jeden Fall Sinn, damit die Sonneneinstrahlung nicht so stark hereinkommt und es ein bisschen schattiger ist“. Vor allem alte Fenster seien meist nicht so gut abgedichtet und bilden somit den Bereich, wo am meisten Wärme durchkomme. „Durch abgedunkelte Fenster hat man ein bisschen was gewonnen und den Hitzestau zumindest etwas verzögert“, sagt Omairat.
Handwerk ergänzt: „Außenliegender Sonnenschutz ist nochmal besser als innenliegender Sonnenschutz. Jetzt haben Sie als Mieter natürlich gewisse Schwierigkeiten, einen außenliegenden Sonnenschutz anzubringen. Meistens können Sie das nicht, weil sie diesen fest verbauen müssen – und die Konstruktion muss ja auch Wind und Wetter standhalten.“
Man braucht dafür außerdem die Zustimmung des Vermieters und man trägt die Kosten vermutlich selbst. Aber: ein innenliegender Sonnenschutz durch Jalousien, Verdunkelungsrollos, oder Sonnenschutzfolien seien eine gute Alternative und besser als ihr Ruf, sagt der Referent der Verbraucherzentrale NRW.
Feuchte Handtücher und Wasserschalen – kühlen sie den Raum ab?
Hilft es, gegen Hitze feuchte Handtücher aufzuhängen und Wasserschalen in der Wohnung zu verteilen? Vor Ventilatoren platziert könne das etwas Abkühlung schaffen, sagt Omairat. Es handelt sich dabei um eine adiabate Kühlung, auch Verdunstungskühlung genannt, die Wasser als Kältemittel verwendet – durch die Wasserverdampfung wird die Luft auf eine angenehmere Temperatur heruntergekühlt, erklärt der Klimatechniker. In Deutschland sei dies jedoch begrenzt erfolgreich.
„Wir haben in Deutschland die Situation, dass nicht unbedingt die Temperatur das Problem ist – in anderen Ländern ist es wärmer als hier, aber deutlich angenehmer. Die Feuchtigkeit ist das Problem, es ist sehr schwül in Deutschland. Wenn wir jetzt noch nasse Lappen in die Räume hängen, dann wird es nur feuchter und unangenehmer“, sagt Omairat.
Luftkühler, Klimaanlage, Ventilator – was kühlt Räume effektiv ab?
Um Räume mit technischen Geräten herunterzukühlen, gibt es mehrere Möglichkeiten, bei denen Stromverbrauch, Effektivität und Aufwand der Installation eine Rolle spielen. Zum einen gibt es mobile Klimaanlagen und Luftkühler, die man im Baumarkt für relativ wenig Geld bekommt – oftmals sei es aber so, „wer günstig kauft, kauft zweimal“, sagt Omairat. Geht ein Gerät kaputt, gibt es keine Ersatzteile und man muss sich ein neues anschaffen. Außerdem seien mobile Klimaanlagen und Luftkühler nicht allzu effizient – sie würden sehr viel Strom verbrauchen, sagt Handwerk.
Beide Geräte können kleinere Räume um ein paar Grad abkühlen, aber je größer der Raum, desto mehr Leistung wird benötigt, sagt Omairat – auf lange Sicht helfe da nur eine fest installierte Klimaanlage: „Sie kühlt den Raum vernünftig runter, mit relativ wenig Leistung. Und der Vorteil von einer Klimaanlage ist auch das Heizen im Winter – mit Klimaanlagen kann man bei einer Außentemperatur bis zu 3 Grad heizen, und es ist effizienter als Öl oder Gas“, erklärt der Klimatechniker.
Ventilatoren hingegen kühlen den Raum nicht ab. Allerdings kann der Körper Wärme besser abgeben, wenn Luft an diesem vorbeizieht – man empfindet den Luftzug als angenehm und abkühlend, sagt Handwerk.
Sommer werden immer heißer – braucht bald jede Wohnung eine Klimaanlage?
In vielen Regionen Deutschlands werden die Sommer bedingt durch den Klimawandel immer wärmer. Für das Wohnen und Arbeiten in Innenräumen kann dies zu einer hohen Belastung werden. Stehen wir also bald vor dem Umstand, in jede Wohnung eine Klimaanlage installieren zu müssen, wie es etwa in den USA üblich ist?
Christian Handwerk, der Energieexperte der NRW-Verbraucherzentrale, verneint. „Ich sehe das gar nicht so, dass jedes Gebäude eine Klimaanlage benötigt“. Man müsse viel mehr bei der Gebäudedämmung ansetzen, um aufgeheizten Räumen effektiv entgegenzuwirken. Dabei seien vor allem bauliche Maßnahmen entscheidend, wie dämmendes Material für Fassade und Dach, gegenüberliegende, nicht allzu große Fenster mit Sonnenschutzglas und außenliegender Sonnenschutz, erklärt Handwerk. „Eine gute Dämmung hält die Hitze im Sommer draußen und die Wärme im Winter drinnen.“