Brot, Weizenmehl und SpeiseölWie kann ich teure Lebensmittel ersetzen?
Köln – Dafür braucht es keine Studie und keine Statistik: Dass sich die Preise für Sonntagsbrötchen, Speiseöle oder Schinken, sprich: für viele Lebensmittel deutlich erhöht haben, spürt jede und jeder von uns spätestens an der Supermarktkasse. Daran ist allerdings nicht nur der Krieg in der Ukraine Schuld. Wie teuer einzelne Lebensmittel tatsächlich geworden sind, warum und welche Alternativen es gibt.
Wie hoch ist der Preisanstieg wirklich?
Laut Statistischem Bundesamt sind Lebensmittel im März 2022 um rund 6,2 Prozent teurer geworden. Auf den Monat gerechnet sind das im Durchschnitt pro Haushalt 65 Euro mehr fürs Essen.
Sorgt einzig der Ukraine-Krieg für höhere Preise?
Schon vor Kriegsausbruch lagen die Preise für Lebensmittel auf dem höchsten Stand der vergangenen Jahrzehnte, bei gut fünf Prozent über dem Vorjahresniveau. Grund waren die erhöhten Kosten für Energie und Rohstoffe, Düngemittel und Transport. Hinzukamen Herausforderungen der Omikron-Welle, einer steigenden Weltnachfrage und schlechten Ernten in einigen Hauptanbauregionen. Mit dem Krieg hat sich die Situation verschärft und verursacht vor allem bei Weizen, Mais und pflanzlichen Ölen höhere Preise. Da hierzulande viel Mais verfüttert wird und damit die Futterkosten steigen, sind Milchprodukte und Fleisch deutlich teurer geworden. Und auch Stickstoffdünger, die Europas Landwirte vor allem aus Russland und Belarus beziehen. Schließlich wird an den Börsen mit knappen Lebensmitteln spekuliert.
Mehl & Getreide
Leere Regale und die dringende Bitte, nur haushaltsübliche Mengen zu kaufen: Mehl ist derzeit Mangelware. Russland und die Ukraine gelten als Kornkammern Europas, zählen zu den größten Weizen-Exporteuren der Welt und decken rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage ab. Experten schätzen, dass wegen der Kriegsfolgen drei Millionen Tonnen weniger Weizen aus Russland und vier Millionen Tonnen weniger Weizen aus der Ukraine exportiert würden.
Alternativen
Weizenmehl lässt sich durch Vollkornmehl ersetzen, dabei sollte bedacht werden, dass man 15 Prozent mehr Flüssigkeit zufügen muss als im Rezept angegeben, auch gut: ein Viertel weniger Vollkornmehl verwenden als im Rezept für Weizenmehl angegeben ist. Mandelmehl ist vor allem für süße Teige geeignet, Kichererbsenmehl für herzhafte Gerichte und Pfannkuchen. Kokosmehl ist vor allem für Kuchen, Muffins, Waffeln oder Brot geeignet und lässt sich gut mit Dinkelmehl mischen. Für Pfannkuchen oder Muffins kann man zudem gut auf Buchweizenmehl ausweichen.
Brot und Backwaren
Die Entwicklung auf dem Getreidemarkt wirkt sich auf die Preise von Bäckerei- und Konditoreiwaren aus: Im Schnitt kosten Brot, Backwaren und Torten laut Statistischem Bundesamt bis zu zehn Prozent mehr als noch 2021. Ein Kilo Weizenmehl kostet inzwischen 45 statt 39 Cent, also 15,6 Prozent mehr. Für den Vollkorn-Toast (500 g) aus dem Discounter muss man 12,7 Prozent mehr zahlen, nämlich 89 statt 79 Cent.
Alternativen
Die Verbraucherzentrale NRW rät denen, die Geld sparen wollen, dazu, ihr Brot selbst zu backen, zum Beispiel mit fertigen Backmischungen. Das selbstgebackene Brot kostet im Schnitt 1,20 Euro. Durch die Corona-Lockdowns hat auch das Selfmade-Bananenbrot ein Revival gefeiert. Dafür braucht man 70 Gramm Haferflocken, 170 Gramm Vollkornmehl, Honig, der durch Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker ersetzt werden kann,1 Vanilleschote, 1 Prise Zimt, 3 TL Backpulver, 2 Eier, und 3 reife Bananen. Andere Alternativen sind gutenfreie, Brote aus Dinkel-, Buchweizenmehl oder Eiweißbrote.
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Speiseöle
Ähnliche Leere wie im Fall des Mehls, herrscht dieser Tage auch in den Sonnenblumenöl-Regalen. Discounter Aldi hatte wegen Hamsterkäufen die Abgabe von Speiseöl auf vier Flaschen pro Person beschränkt. Das liegt auch am Ukraine-Krieg, denn die Ukraine und Russland produzieren gemeinsam mehr als drei Viertel der weltweiten Sonnenblumen und bedienen knapp 80 Prozent des Weltmarktes an Sonnenblumenöl. Probleme gab es aber schon vor Kriegsausbruch, aufgrund von Ernteausfällen in Kanada und Südamerika wegen extremer Hitze, einer gestiegenen Nachfrage nach Biodiesel, höheren Preisen für Energie und Düngemittel und Corona-bedingten Logistikausfällen.
Alternativen
Ohne Speiseöle zu kochen, Dips und Dressings zuzubereiten, ist gar nicht so schwierig, wie man vielleicht denkt. Die Verbraucherzentrale NRW rät als Alternative beim Braten zum Beispiel Margarine, Butterschmalz und Ghee zu verwenden, die weniger leicht anbrennen als Butter. Auch Kokosöl, fair gehandelt und in Bio-Qualität, kann als Ersatz beim Braten und Backen dienen, sollte aber nur sparsam genutzt werden. Zum einen seien die Transportwege sehr lang – und das Öl damit auch relativ teuer.
Spartipps für den Einkauf
Mit Wochenplan einkaufen gehen: Ein Essensplan für die komplette Woche zahlt sich aus, wenn man damit geplant shoppen geht, denn er verhindert teure Spontankäufe.
Maximalbudget für den Einkauf festlegen: Wer seinen Einkauf im Supermarkt nicht plant, kauft in der Regel mehr als gedacht und gebraucht.
Selber kochen – Brotzeit statt To go: Es ist meist günstiger, auch größere Mengen, selbst zu kochen und portionsweise einzufrieren, denn Fertiggerichte sind oft teurer. Die Verbraucherzentrale bietet online eine Liste mit Gerichten, die den Geldbeutel schonen. Besser als unterwegs Snacks zu kaufen ist ein selbst geschmiertes Brot und ein Kaffee im eigenen Thermobecher, das spart Geld und Müll.
Leitungswasser statt Softdrinks: Leitungswasser ist besonders umweltschonend und kann mit einem Spritzer Zitrone aufgepeppt werden.
Quelle: Verbraucherzentrale NRW
Raffiniertes und kaltgepresstes Olivenöl ist eine guter Ersatz vor allem für Pizza und Brot. Allerdings sollte die Temperatur nicht zu hoch sein. Ungewohnt, aber durchaus auch zum Braten zu verwenden, ist Mineralwasser. Dabei kommt am besten eine beschichtete Pfanne zum Einsatz und das Wasser wird nur löffelweise dazugeben werden.
Für Marinaden, Dressings und andere Kaltspeisen kommen vor allem kaltgepresste Öle in Frage. Leinöl, Walnuss- und Kürbiskernöl eignen sich für Salatdressings – allerdings nicht fürs Braten, natives Olivenöl für Salate, Brot und Antipasti. Leinöl und Erdnussöl passen aufgrund ihres nussigen Aromas gut zu Kartoffeln und Quark.
Gurken und Tomaten
Angesichts der gestiegenen Energiepreise rechnen Experten derzeit mit einem Rückgang der heimischen Produktion und folglich einer Preiserhöhung bei Gemüse wie Tomaten und Gurken. Laut Deutschem Bauernverband blieben viele deutsche Gewächshäuser leer, da sich die Aufzucht aufgrund Energie-, Dünge- und Personalkosten nicht mehr rechne.
Alternativen
Saisonales Obst und Gemüse aus der Region ist aus mehreren, vor allem nachhaltigen Gründen schon immer die bessere Wahl. Weil die Kosten für Energie und Treibstoff explodieren, steigen besonders die Preise für Obst und Gemüse aus beheizten Gewächshäusern, die häufig auch noch lange Transportwege benötigen. Einen guten Überblick darüber, welches Obst und Gemüse gerade Saison hat bietet der Saisonkalender der Verbraucherzentrale NRW. Auch ein Einkauf auf dem Wochenmarkt zeigt es und kann günstiger sein als im Supermarkt.
Weitere Lebensmittel, die teurer oder knapp sind
Fleisch
Durch steigende Preise beim Futtergetreide, bei Transport und Kühlung ergeben sich auch erhöhte Preise bei Fleisch- und Wurstwaren. Weil parallel auch die Preise für Soja und Tierfutter in die Höhe schießen, erklären Fleischverbände dass Geflügel, Rind und Schwein im Supermarkt und beim Metzger noch teurer werden. Große deutsche Fleischarbeiter haben bereits einen Zuschlag in Höhe von 5,2 Cent pro Kilo erhoben.
Eier
Laut Bundesverband Ei kann die deutsche Eierwirtschaft die Versorgung mit Eiern aus Deutschland spätestens ab Sommer nicht mehr sicherstellen, da sich die Preise für Futtermittel in kürzester Zeit mehr als verdoppelt hätten und etwa gentechnikfreies Soja kaum noch zu bekommen sei. Die Ukraine exportiert große Mengen Sojaprodukte für den Weltmarkt, Soja wird für die Fleischproduktion in der EU benötigt: als Futter in der Tiermast.
Milch
Auch der Milchpreis zog seit Jahresbeginn um 26 Prozent an. Genfreie Milch ist knapp, denn das Kraftfutter für die Tiere wurde bislang aus der Ukraine oder Russland importiert und wird für längere Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen.
Honig
2020 war die Ukraine noch das wichtigste Honig-Importland. Doch durch den Krieg droht ein Versorgungsengpass. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft werden pro Jahr rund 15.000 Tonnen Honig aus der Ukraine importiert, was etwa 16 Prozent der gesamten Importmenge in Deutschland ausmacht. Da die Handelswege blockiert sind, befürchten Experten, dass auch Honig schon bald Mangelware ist.
Mineralwasser
Beispiel Discounter Aldi: Für die Mineralwasserflasche werden seit neuestem 25 Cent fällig. Für das 6er-Pack zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher 1,50 Euro an der Ladenkasse (oder 3 Euro mit Pfand). Zuvor waren es noch 1,19 Euro (oder 2,69 Euro mit Pfand).