Steigende KostenWie man in der Inflation am besten nach mehr Gehalt fragt
Köln – Die schnell steigenden Preise im Supermarkt und an der Zapfsäule sind zurzeit die größte Sorge der Menschen in Deutschland. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey, in der fast die Hälfte der Befragten angab, dass die Inflation sie sehr beschäftige. Spartipps gibt es gerade von allen Seiten, aber kann man als Arbeitnehmender auch mehr Gehalt verlangen, wenn die Ausgaben sich derart verteuern? Die Kölner Karriereberaterin Ines Reinprecht-van de Sandt gibt Tipps, wie man die Inflation in einer Gehaltsverhandlung mit dem Chef oder der Chefin am besten zur Sprache bringt.
Grundsätzlich findet Reinprecht-van de Sandt den Wunsch nach mehr Gehalt angesichts der Inflation von fast acht Prozent legitim. Sie warnt allerdings davor, nur mit dieser Begründung pauschal mehr Geld zu fordern. Schließlich sind Unternehmen ebenso von den Preissteigerungen betroffen. Auch ihre Einkaufs- und Energiekosten sind gestiegen.
Fordern nun alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Gehalt, steigen die Kosten weiter – und langfristig auch die Preise. Volkswirte nennen dieses Phänomen die Lohn-Preis-Spirale. „Der Arbeitgeber kann also ihr Argument als Gegenargument vorbringen und schon befinden sich beide in einer Pattsituation.“ Was nicht heißt, das man nichts tun kann.
Konkrete Kosten benennen und Vergünstigungen aushandeln
Besonders die stark gestiegenen Spritkosten sind für Berufspendler eine hohe Belastung, die auch noch eindeutig mit der Arbeit zusammenhängt. Statt pauschal nach einer Lohnerhöhung zu fragen, empfiehlt die Beraterin solche Kosten im Gespräch konkret anzubringen und Verbesserungsvorschläge zu machen. „Man könnte zum Beispiel mehr Home-Office-Tage festlegen, um die Spritkosten zu senken.“
Oder – falls die Möglichkeit besteht – können Arbeitnehmende nach einem Zuschuss zum Jobticket oder der Bahncard verlangen, damit er oder sie auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen kann. Gerade im Bereich Fahrtkosten gäbe es laut Reinprecht-van de Sandt verschiedene geldwerte Vorteile wie beispielsweise das Dienstfahrrad, die der Arbeitgeber zuzüglich zum Gehalt anbieten kann.
Einmalzahlungen vereinbaren und an Leistung knüpfen
Scheut die Geschäftsführung dauerhafte Mehrausgaben, kommt vielleicht eine einmalige Ausgleichszahlung infrage. Diesen Bonus sollte man dann am besten an erreichte oder noch anstehende Ziele knüpfen. Generell empfiehlt Reinprecht-van de Sandt die Gehaltsforderung immer mit der eigenen Leistungen in Verbindung zu bringen.
Erfolgreiche Arbeit sei eines der wichtigsten Argumente für Führungskräfte. Zum Beispiel können Arbeitnehmende betonen, welchen besonderen Einsatz er oder sie in der Corona-Krise für das Unternehmen erbracht hat. Auch die richtige Wortwahl kann helfen: Statt von einer Gehaltserhöhung kann man auch von einem Inflationsausgleich oder einer Gehaltsanpassung sprechen.
Keinen Druck ausüben
„Generell gilt für Gehaltsverhandlungen: Nicht jammern und keinen Druck ausüben“, sagt Reinprecht-van de Sandt. Lieber dem Gesprächspartner zeigen, dass man auch seine schwierige Situation im Blick hat.
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Trotz Inflation und Corona-Krise schätzt die Karriereberaterin die Chancen einer Gehaltserhöhung nicht schlecht ein: „In vielen Branchen kämpfen Unternehmen mit Fachkräftemangel und sind deshalb bemüht, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.“ Bis zu 15 Prozent Gehaltserhöhung alle zwei Jahre lassen sich ihrer Erfahrung nach aus einem Verhandlungsgespräch rausholen. Damit wäre dann auch der Inflationsausgleich gelungen.