Hohe Preise und UmlageSo viel zahlen 1-, 2- und 4-Personen-Haushalte künftig für Gas
Köln – Wie die Rhein-Energie Anfang August mitteilte, wird sie die Preise für Erdgas mehr als verdoppeln. Eine Kilowattstunde soll dann nicht mehr 7,87 Cent, sondern 18,3 Cent kosten. Hinzu kommt die Gasumlage, die Rhein-Energie ab November an ihre Kundinnen und Kunden weitereben wird. Doch was bedeutet das genau für den Single-Haushalt, ein Pärchen oder eine vierköpfige Familie? Wir haben Bespielrechnungen angestellt.
Der Gaspreis setzt sich aus dem Preis pro verbrauchter Kilowattstunde und dem Grundpreis zusammen. Ersterer ist der Hauptteil des Gaspreises und errechnet sich ganz einfach aus dem Verbrauch. Dieser hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Das sind zum Beispiel die Lage des Gebäudes, die Anzahl an Außenwänden in einer Wohnung, Dämmung und Baujahr, die Regelmäßigkeit der Wartung und Art der Heizungsanlage. Und natürlich spielt auch das eigene Heizverhalten eine große Rolle. So können die Preise stark vom Durchschnitt abweichen. Für unsere Rechnung nehmen wir einen Musterverbrauch der Rhein-Energie.
Zusätzlich zum Preis für den Verbrauch kommt der Grundpreis. Er ist unabhängig vom Verbrauch und deckt verschiedene Fixkosten wie die Bereitstellung der Leitung, die Abrechnung oder die Zählermiete ab. An ihm soll sich laut Rhein-Energie nichts ändern. Da sich der Grundpreis aber je nach Vertrag und Tarif unterscheidet, wählen wir für unsere Rechnung beispielhaft einen jährlichen Grundpreis von 172,55 Euro.
Ab November kommt auch die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage hinzu. Wie die Rhein-Energie ankündigte, wird sie die neu eingeführte Gasspeicher- (0,063 Cent brutto je kWh) und Gasbeschaffungsumlage (2,588 Cent brutto je kWh) sowie die Erhöhung der bereits bestehenden Bilanzierungsumlage (auf 0,61 Cent brutto) an ihre Kunden weitergeben. Dafür bekommen die Kundinnen und Kunden der Rhein-Energie auch die von der Bundesregierung zum 1. Oktober geplante Senkung der Mehrwertsteuer für Erdgas auf sieben Prozent zu spüren. In der Grundversorgung beträgt der Arbeitspreis ab dem 1. November dann brutto inklusive Umlagen und gesenkter Mehrwertsteuer 19,72 Cent pro Kilowattstunde.
Single-Wohnung
Für eine 30 Quadratmeter große Wohnung gibt Rhein-Energie einen Musterverbrauch von 5100 Kilowattstunden pro Jahr an. Vor der Preiserhöhung würden dafür knapp 48 Euro monatlich anfallen. Ab November werden hier circa 98 Euro fällig.
Pärchen-Wohnung
Der Gasverbrauch für eine 60-Quadratmeter-Wohnung liegt laut Musterverbrauch bei 10.200 Kilowattstunden im Jahr. Mit dem alten Gaspreis zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher dafür knapp 81 Euro im Monat, nach der Erhöhung und der Weitergabe der Umlage sind es circa 182 Euro.
Kleinere Familien-Wohnung
Bei 90 Quadratmetern Wohnfläche liegt der Gasverbrauch laut Rhein-Energie bei durchschnittlich 15.300 Kilowattstunden pro Jahr. Mit dem aktuellen Gaspreis werden dafür monatlich circa 115 Euro fällig. Mit dem neuen Preis müssen Verbraucherinnen und Verbraucher ab November knapp 266 Euro zahlen.
Größere Familien-Wohnung
Für 120 Quadratmeter werden laut Musterverbrauch durchschnittlich 20.400 Kilowattstunden Gas benötigt. Auf der Rechnung macht das circa 148 Euro im Monat – mit dem bisherigen Gaspreis. Nach der Preiserhöhung und Umlagenweitergabe klettern die Kosten auf knapp 350 Euro.
Große Familien-Wohnung
Rhein-Energie setzt den Musterverbrauch für eine 150-Quadratmeter-Wohnung auf 25.500 Kilowattstunden im Jahr. Aktuell werden dafür monatlich knapp 182 Euro fällig. Ab November erhöht sich der Preis auf circa 433 Euro.
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Gegen die Preiserhöhungen an sich lässt sich nur in seltenen Fällen etwas machen. Deshalb werden Verbraucherinnen und Verbraucher wohl dazu gezwungen sein, ihren Verbrauch einzuschränken und einige Stellschrauben zu optimieren, um nicht die volle Wucht der hohen Preise auffangen zu müssen. Mit einigen Tricks lässt sich Gas einsparen, beispielsweise können hier bestimmte Thermostate helfen. Wer das Wasser ebenfalls mit Gas erwärmt, kann hier ebenfalls den Gasverbrauch senken – unter anderem mit sogenannten Sparduschköpfen.
Wärmepumpe und Co.: Nachfrage ist groß
Natürlich gibt es auch alternative Möglichkeiten zum Heizen mit Gas. Die sind aber eher mittel- bis langfristig eine Lösung, da die Nachfrage hier aktuell sehr hoch ist sowie Handwerkerinnen und Handwerker, die eine neue Heizung installieren können, mit dem Abarbeiten ihrer Aufträge kaum hinterherkommen. Als Ergänzung zur Gasheizung sind auch verschiedene Heizlüfter im Gespräch, sie stehen aber auch in der Kritik.
Letztendlich wird aber wohl niemand um eine mehr oder weniger hohe Nachzahlung herumkommen. Um keinen riesigen Betrag auf einmal nachzuzahlen, kann es sinnvoll sein, den monatlichen Abschlag zu erhöhen – wenn dies im Rahmen des Möglichen liegt. Alternativ rät der Deutsche Mieterbund dazu, jetzt schon Geld zurückzulegen, um die steigenden Preise und hohe Nachzahlungen besser abfangen zu können.