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Lautes AlarmgeräuschDarum schrillten in ganz Deutschland die Handys

Lesezeit 3 Minuten
Smartphone

Ein schriller Ton, dann diese Nachricht: So sahen am Donnerstag Smartphones in Deutschland aus.

Am 8. Dezember um 11 haben Bund und Länder ihre Katastrophenwarnsysteme getestet. Neu: Auch Handys haben diesmal gewarnt, zum Schrecken vieler Bürger.

Etwas mehr als zwei Jahre nach dem pannenreichen ersten bundesweiten Warntag stand am Donnerstag ein neuer großer Testlauf für die Alarmstrukturen in Deutschland an. Die Menschen erhielten Warn-SMS, Meldungen per Warnapps, hörten entsprechende Durchsagen in Radio und Fernsehen und hörten Sirenen.

Was ist der Hintergrund des Warntags?

Bei dem Warntag sollte die für Not- und Katastrophenfälle zur Verfügung stehenden Warnsysteme geprüft und technische Abläufe getestet werden. Er war zugleich eine Übung, um Menschen mit den Abläufen bei behördlichen Alarmierungen vertraut zu machen und für das Thema zu sensibilisieren.

Die Bedeutung von Warnsystemen wurde zuletzt durch die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 deutlich, bei der Menschen nicht rechtzeitig über die drohenden Gefahr informiert wurden. Danach kam eine breite Debatte über Verbesserungen in Gang. Der Bund legte unter anderem ein Programm zum Neubau von Sirenennetzen auf. Beschlossen wurde auch der Aufbau eines bundesweiten Systems für sogenanntes Cell Broadcasting. Darüber werden SMS-Kurznachrichten mit offiziellen Warnungen direkt an alle Handys verschickt, die mit dem Mobilfunknetz verbunden sind. Die Installation von Apps ist nicht nötig.

Wie genau wird gewarnt?

Für Warnzwecke betreibt der Bund ein sogenanntes Modulares Warnsystem (Mowas), das er gemeinsam mit den Ländern und den Kommunen nutzt. Die behördlichen Lagezentren können darüber satellitengestützt Warnmeldungen absetzen, die an diverse sogenannte Warnmultiplikatoren gesendet werden. Dabei handelt es sich um Warnapp-Betreiber, Hilfs- und Rettungsdienste oder Medien, insbesondere Fernseh- und Radiosender. Aber auch Firmen wie die Bahn oder Betreiber digitaler Anzeige- und Stadtinformationstafeln gehören dazu. Diese sind verpflichtet, die Warnungen zu veröffentlichen.

Die von den Behörden vorformulierten Warnmeldungen werden dann sofort im Radio verlesen, auf Medienseiten im Internet eingespielt, erscheinen als Pushnachricht auf Smartphones oder auf Anzeigentafeln im Stadtbild und an Bahnhöfen. Zusätzlich aktivieren örtliche Katastrophenschutzbehörden bei Bedarf örtliche Warnsysteme – etwa Sirenen oder Lautsprecherwagen.

Was lief beim ersten Warntag schief?

Wie wichtig Testläufe des Systems sind, offenbarte der erste bundesweite Warntag im September 2020. Er endete im Desaster, weil sich die zentrale Testwarnung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) um 30 Minuten verzögerte.

Der damalige Behördenchef Christoph Unger musste seinen Posten räumen, die Behörde wurde neu ausgerichtet. Im vergangenen Jahr fiel der Warntag dann aus. Bund und Länder verwiesen zur Begründung auf die noch laufenden technischen und organisatorischen Veränderungen nach den Pannen des Vorjahres und den Erfahrungen bei der Flutkatastrophe im Sommer. Demnach sollten etwa erst die Einführung von Cell Broadcast, das Sirenenprogramm und Änderungen an Warnapps greifen.

Was ist in diesem Jahr neu?

Neu ist dabei vor allem der Einsatz von Cell Broadcast. Der diesjährige Warntag ist der erste großflächige Funktionstest des neuen Systems, das Behörden gemeinsam mit den Telekommunikationsanbietern aufbauten und das Ende Februar 2023 offiziell als weiterer Warnkanal in Betrieb gehen soll. Cell Broadcast hat etwa gegenüber Warnapps eine Reihe von Vorteilen. So erfolgt der Text-Empfang bei eingeschaltetem Handy automatisch und lässt sich zumindest für Warnungen der höchsten Stufe nicht unterdrücken. Bei diesen geben Geräte zudem einen Alarmton ab.

Auch werden Nachrichten per Cell Broadcast selbst dann verschickt, wenn Funknetze überlastet sind. Allerdings hat auch dieses System Schwachstellen. Empfangsfähig sind nur Geräte mit entsprechender technischer Konfiguration und einem geeignetem Betriebssystem auf aktuellem Stand. Nach Behördenschätzungen erreichen die Warn-SMS etwa die Hälfte der Handys in Deutschland. Die Nachrichten sind außerdem relativ kurz und können nur rudimentäre Informationen vermitteln. Das BBK etwa rät weiterhin auch zu offiziellen Warnapps. (afp)