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Warnsystem für den KatastrophenfallSo funktioniert Cell Broadcast

Lesezeit 5 Minuten
Eine Frau tippt auf einem Smartphone.

Wenn die Bevölkerung schnell gewarnt werden muss, soll per Cell-Broadcast-Technologie gewarnt werden.

Mit der Cell-Broadcast-Technologie soll in Deutschland ein neues Warnsystem für den Katastrophenfall eingeführt werden. Am 8. Dezember wird bundesweit getestet. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Wie lässt sich die Bevölkerung schnellstmöglich warnen, wenn ein Hochwasser droht, Waldbrände, Stürme oder andere Wetterlagen zur Gefahr werden? In Deutschland soll dafür künftig eine Technologie genutzt werden, die sich Cell Broadcast nennt. Am 8. Dezember sind bundesweite Tests vorgesehen: Alle Handynutzer und -nutzerinnen sollen dann eine Nachricht des Bundes erhalten. In den kommenden Tagen weisen die Netzbetreiber Kunden und Kundinnen zudem per SMS auf Warnsystem Cell Broadcast hin. Das teilten die Mobilfunk-Provider Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica (O₂) am Donnerstag mit.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema im Überblick

Was ist Cell Broadcast?

Die Cell-Broadcast-Technologie gibt es schon lange. Cell Broadcast (CB) bedeutet, dass von einem Funkmast eine Meldung an sämtliche Handys in dessen Einzugsgebiet verschickt wird. In Deutschland wurde die Technik bisher nur genutzt, um gesponserte Inhalte als Pushnachrichten zu versenden, wie etwa Wetteransagen oder News-Meldungen von Nachrichtenseiten. Nun will das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) den Einsatz von Cell Broadcast als Warnsystem im Katastrophenfall testen. In anderen Ländern werden CB-Meldungen schon seit Längerem dafür genutzt.

Wie kann Cell Broadcast als Warnsystem funktionieren?

Im Katastrophenfall soll von der zuständigen Rettungsleitstelle eine kurze Warnmeldung formuliert werden. Diese wird dann von den Mobilfunkbetreibern über deren Funkmasten direkt an alle Handys im betroffenen Gebiet versendet. Die Nachricht erscheint dann sofort auf dem Handybildschirm. Je nach Wichtigkeit einer Gefahrenmeldung soll auch ein Alarmton erklingen.

Wie bekomme ich die Warnungen auf mein Handy?

Um eine CB-Nachricht zu erhalten, müssen Sie nichts weiter tun, als Ihr Handy eingeschaltet zu lassen. Falls Sie sich im Gebiet eines Funkmastes befinden, über den die Warnung verschickt wurde, erreicht Sie diese auch. Selbst Handynutzer und -nutzerinnen, die sich später in den Sendebereich begeben, sollen die Nachricht noch empfangen können. Sollten Sie Notfallbenachrichtigungen auf Ihrem Handy deaktiviert haben, können allerdings Warnmeldungen geringerer Warnstufe nicht empfangen werden.

Wie funktioniert Cell Broadcast auf meinem Smartphone?

Bei den Smartphones von Apple wird das Warnsystem mit allen Geräten ab dem iPhone 6s aufwärts funktionieren, sofern ihr Betriebssystem auf dem jeweils neuesten Stand ist (derzeit iOS 16.1 oder 15.7.1 und 15.6.1). Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android sind von der Android-Version 11 an aufwärts kompatibel. Schätzungsweise ein Drittel aller Android-Smartphones läuft allerdings mit einer älteren Version, die kein Cell Broadcast empfangen kann. Bei manchen Geräten muss der Cell-Broadcast-Empfang noch manuell aktiviert werden. Beim iPhone findet man die Einstellungen über den Menüpunkt „Mitteilungen“ ganz unten in der Rubrik „Cell Broadcast Alerts“. Auf Android-Geräten findet man die Einstellungen in der Regel über ein Untermenü wie „Sicherheit und Notfall“ im Einstellungen-Menü. Die Rubrik zum Ein- und Ausschalten der Nachricht heißt dann je nach Hersteller „Drahtlose Notfallwarnungen“ oder „Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte“.

Wie kann man Cell Broadcast deaktivieren?

Über die Einstellungen Ihres Handys können Sie teilweise auswählen, welche Notfallbenachrichtigungen Sie zulassen wollen und welche nicht. Das gilt sowohl für das Betriebssystem Apple als auch für Android. Sie können dort angeben, ob Sie zum Beispiel nur bei extremer Gefahr Meldungen erhalten wollen oder auch Testwarnungen, wie sie im Dezember vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe verschickt werden sollen. Warnmeldungen mit der höchsten Warnstufe (Warnstufe 1) sollen laut BKK allerdings nicht unterdrückt werden können.

Warum gibt es Cell-Broadcast-Warnungen nicht schon länger in Deutschland?

In Japan, Kanada oder Neuseeland werden Cell-Broadcast-Warnungen schon länger genutzt, um die Bevölkerung bei Naturkatastrophen wie Erdbeben, Bränden oder Hochwasser zu warnen. Deutschland gilt nicht als typisches Risikogebiet für Naturkatastrophen. Laut BKK fehlten in der Vergangenheit zudem die technischen und rechtlichen Voraussetzungen, um Cell Broadcast als Warnsystem zu nutzen. Es neu einzuführen, ist teuer: Das BBK geht von 30 bis 40 Millionen Euro „Startvolumen“ zur Installierung des Systems aus. Allerdings wurden nach der nach Flutkatastrophe im Ahrtal in 2021 Forderungen nach einer neuen Warntechnologie laut. Damals waren viele Menschen nicht rechtzeitig von Warnungen vor dem Hochwasser erreicht worden. Schließlich wurde beschlossen, dass Cell Broadcast auch in Deutschland als Warntechnologie getestet werden soll. Die in Deutschland tätigen Mobilfunknetzanbieter wurden inzwischen verpflichtet, Cell Broadcast einzurichten.

Was sind Vor- und Nachteile von Cell Broadcast als Warnsystem?

Über Cell-Broadcast-Warnmeldungen kann gleichzeitig eine große Anzahl an Menschen in einem von einer Katastrophe betroffenen Gebiet erreicht werden. Ein weiterer Vorteil der Cell-Broadcast-Nachrichten ist, dass sie auch bei fehlender Internetverbindung und überlastetem Mobilfunknetz auf dem Handy empfangen werden können. Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe können sie daher nicht nur auf Smartphones, sondern auch auf Handys ohne Internetfunktion empfangen werden. Bricht das Mobilfunknetz komplett zusammen, funktioniert die Technik allerdings nicht mehr. Zudem müssen die Handys der Empfänger und Empfängerinnen aufgeladen und eingeschaltet sein. Sollte die Stromzufuhr länger unterbrochen sein, wäre dies von Nachteil. Zudem können per Cell Broadcast nur Textnachrichten und keine Bilder übertragen werden, um mehr Informationen zu liefern.

Was ist mit dem Datenschutz bei Cell Broadcast?

Beim Cell Broadcast sollen Daten nur in eine Richtung versendet werden: von einem Funkmast an Ihr Handy. Der Dienst kann laut Verbraucherzentrale des Bundes komplett anonym betrieben werden. Dies ist auch ein wichtiger Unterschied zwischen einer Cell-Broadcast-Meldung und einer SMS: Um eine Nachricht per SMS zu verschicken, müsste der Absender Zugriff auf sämtliche Handynummern haben.

Was passiert am 8. Dezember 2022?

Am bundesweiten „Warntag“ am 8. Dezember sollen in ganz Deutschland testweise Meldungen mithilfe der Broadcast-Technologie auf Handys verschickt werden. Die Empfänger und Empfängerinnen können sichergehen, dass der Empfang auf ihrem Handy funktioniert. Wer keine Nachricht empfängt, kann das laut Verbraucherzentrale des Bundes auf der Internetseite warnung-der-bevoelkerung.de melden. Auch in der Warn-App NINA und auf den Internetseiten und Social-Media-Kanälen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sollen Rückmeldungen möglich sein.