Notfallplan, JobwechselWas Sie zwischen 20 und 40 für Ihre Karriere tun müssen
Nur 43 Prozent der deutschen Arbeitnehmer planen konkret, wie sie im Job weiter kommen. Ihnen gegenüber stehen „planlose“ 56 Prozent. Dies zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage unter 1009 Erwerbstätigen im Auftrag der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW). Gefragt nach ihren Gründen sagen 24 Prozent, dass sie nicht an die Planbarkeit von Karriere glauben. Fehlende Unterstützung vom Arbeitgeber beklagen immerhin noch 14 Prozent derjenigen, die ihre Karriere nicht konkret vorantreiben.
„Der Karrierebegriff wandelt sich: Es geht dabei längst nicht mehr nur um den beruflichen Aufstieg, um Status und Macht. Arbeitnehmer sehen Karriere zunehmend ganzheitlich, und damit steigen auch die Ansprüche: Der Job muss zum Leben passen“, sagt Prof. Dr. Ada Pellert, Präsidentin der DUW. „Gerade deshalb wird es immer wichtiger, das eigene Berufsleben zu planen und eine Vorstellung davon zu haben, wohin man sich entwickeln möchte.“
Doch viele Potenziale der Karriereplanung bleiben noch ungenutzt. Deswegen geben wir Ihnen Tipps, was Sie bis zum 40. Lebensjahr lernen und tun müssen, um Ihre beruflichen Ziele leichter zu erreichen:
Sich selbst gut verkaufen können
„Was machen Sie beruflich?“ –„In welchem Bereich sind Sie tätig?“ – „Was sind Ihre Aufgaben?“ Das sind häufig gestellte Fragen im Berufs- und Privatleben. Auch wenn Sie von Zeit zu Zeit den Job wechseln, sollten Sie immer eine gute Antwort darauf parat haben – und zwar eine solche, die der Gesprächspartner nicht vergisst. Überlegen Sie sich also im Vorfeld genau, welche Botschaft Sie senden möchten, wenn andere Menschen nach Ihrer Karriere fragen.
Vor allem für Frauen ist es wichtig, über eigene Erfolge zur sprechen. Sie sollten nicht denken, dass gute Leistung für sich spricht und der Vorgesetzte von allein auf ihre Verdienste aufmerksam wird. Stattdessen erzählen Angestellte besser von sich aus, was sie für das Unternehmen getan haben. So könnten Frauen etwa darlegen, welche Kunden sie für das Unternehmen gewonnen oder welche Kosten sie eingespart haben.
Die eigenen Stärken und Schwächen kennen
Wer sich gut verlaufen will, muss natürlich seine Fähigkeiten kennen. Egal ob Neugier, Hartnäckigkeit oder strategisches Denken: Fragt man erfolgreiche Unternehmer nach ihrer „Superkraft“, geben diese immer sofort eine Antwort. Auf der anderen Seite sollten Sie sich im Klaren sein, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt, wo Ihre großen Schwachstellen liegen. Wer diese kennt, kann zum Beispiel Aufgaben besser delegieren und als Chef entsprechend handeln: Ist man selbst unorganisiert, stellt man einen fähigen Planer ein.
Nicht zu lange den gleichen Job machen
Wer Karriere machen will, darf nicht zu lange in einer Jobposition bleiben. „Länger als vier oder fünf Jahre ohne Veränderung sollten es nicht sein“, sagt Karriereberaterin Svenja Hofert aus Hamburg. In der Regel gibt es nach dieser Zeitspanne im Job kaum noch etwas Neues zu erarbeiten, und die Lernkurve stagniert. Dabei muss es gar nicht unbedingt ein Arbeitgeberwechsel sein – es reicht auch, wenn jemand im gleichen Unternehmen eine neue Tätigkeit übernimmt und den Aufgabenbereich wechselt.
Schwierige Aufgaben übernehmen
Um zu glänzen, brauchen Sie Aufgaben, mit denen Sie sich profilieren können. Vor allem Frauen übernehmen in Unternehmen oft undankbare Fleißarbeiten – bei den heiklen Sachen lassen sie Männern den Vortritt. Doch nur wer sich auch schwierige Aufgaben zutraut und sie meistert, wird bei der nächsten Beförderung auf der Kandidatenliste des Vorgesetzten stehen.
Weitere Tipps für Ihre Karriere gibt es auf der nächsten Seite.
Kritik einstecken und Feedback geben
US-Politikerin und Ex-First-Lady Hillary Clinton gab in einem Interview ihren wichtigsten Rat für Young Professionals: „Es ist wichtig, Kritik ernst, aber nicht persönlich zu nehmen.“ Bei Kritik an der eigenen Arbeit gilt es also, professionell zu reagieren – sich nicht gleich verteidigen, sondern lieber erst abwarten, dem Vorgesetzten bzw. Kollegen genau zuhören und bei Unklarheiten nachfragen. Begreifen Sie das Feedback-Gespräch als Chance, an der eigenen Arbeit zu feilen.
Bei Jahresendgesprächen, die in vielen Firmen üblich sind, ist es für Mitarbeiter immer von Vorteil, den Chef selbst noch einmal ins Bild zu setzen. Am besten ist es, einen flüssigen Vortrag der eigenen Leistungen vorher zu üben.
Gibt man selbst Feedback, ist es besser, das zeitnah und konkret zu tun. Ausbilder sagen zum Beispiel besser nicht: „Du kommst immer zu spät.“ Nachvollziehbarer ist es etwa so: „In der letzten Woche bist du dreimal 15 Minuten zu spät gekommen.“ Verallgemeinerungen führen schnell dazu, dass sich der Kritisierte unfair behandelt fühlt oder die Ausführungen missversteht – und das Feedback deshalb von vorneherein ablehnt.
Kontakte aufbauen und sich verbünden
Berufstätige mit Aufstiegswünschen sollten zunächst einmal klären, wer in der Firma für Beförderungen zuständig ist. Zu diesen Entscheidungsträgern sollten sie eine gute Beziehung aufbauen und pflegen. Denn im Unternehmen kommen vor allem jene voran, die der Vorgesetzte sympathisch findet und respektiert.
Und anstatt einen intelligenten Kollegen zu fürchten, sollte man sich mit ihm oder ihr möglichst schnell verbünden. Denn wenn sie große Aufgaben übernehmen wollen, brauchen sie ein Team mit klugen Köpfen, das sie unterstützt – niemand schafft große Aufgaben allein.
Delegieren und Verhandeln lernen
Durch eine geschickte Arbeitsverteilung lassen sich nicht nur die Ressourcen im Team optimal nutzen, sondern man kann auch dafür sorgen, dass alle mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Wichtig: Vorgesetzte müssen ihren Mitarbeitern die übertragenen Dinge genau erklären – und mit ihnen Zwischenberichte vereinbaren. Dadurch verliert man nicht die Kontrolle über die einzelnen Arbeitsschritte.
Ob Gehalt oder Beförderung: In Verhandlungen gilt es, standhaft zu bleiben. Manche sind beim ersten Gegenwind geneigt, der guten Stimmung wegen zurückzurudern. Oder sie verstehen die Situation des Chefs nur allzu gut. Hier sollte man sich zwingen, bei der eigenen Forderung zu bleiben und es dem Arbeitgeber zu überlassen, sie abzulehnen. Konkret bedeutet das: Noch mal alle Leistungen aufzählen und sie damit transparent machen. Gibt der Chef nun kritisches Feedback – nicht persönlich nehmen.
Einen Karriere-Notfallplan entwickeln
Arbeitnehmer haben am besten immer einen Plan B für die Karriere im Hinterkopf. Denn das reduziert die Angst und den Stress ungemein, wenn es im Job einmal nicht so gut läuft. Wer zum Beispiel als Sekretärin in der Autobranche arbeitet, kann sich fragen, ob auch in anderen Branchen eine Chance auf eine Anstellung besteht. Denn wenn ein Arbeitnehmer bereits eine Alternative im Hinterkopf hat, wirkt bei einem eventuellen Jobverlust die Situation viel weniger bedrohlich.
Zu diesem Zweck empfehlen Karriereexperten auch, sich nur zum Spaß alle zwei Jahre auf Stellenanzeigen zu bewerben. Das hilft, die eigene Position am Markt besser einzuschätzen. Außerdem erfährt man meist eine ganze Menge in Bewerbungsgesprächen über die Branche.
Oft ist ein Coach genau der Richtige, um mit ihm Sorgen oder neue Herausforderungen im Job zu besprechen. Was beim Austausch mit Freunden und Familie fehlt, ist oft der Blick von außen. Ein Coach begleitet seinen Klienten, stellt Fragen und regt so zum Nachdenken an.
Mit Stress umgehen und genug schlafen
Arbeiten, wenn Sie sich nicht fit fühlen – das kann nur zu schlechten Ergebnissen führen. Versuchen Sie wenn möglich, den Job bzw. bestimmte Aufgaben nach Ihrem persönlichen Tagesrhythmus auszurichten. Finden Sie heraus, wann Sie Ihr Leistungshoch haben und mit wie viel Schlaf Sie am besten funktionieren. Ausreichend Schlaf ist sehr wichtig für Ihre Gesundheit und Ihre Karriere.
Stress hingegen kann das Leben beherrschen und ruinieren, deswegen sollten Betroffene so früh wie möglich aktiv werden, das Problem beim Chef ansprechen und sich notfalls auch professionelle Hilfe suchen. Mit dem Partner oder mit Freunden kann man zwar über Probleme und Stress bei der Arbeit reden. Allerdings dürfen Berufstätige es nicht übertreiben: Nach einer halben Stunde ist dann am besten Schluss. Sonst können es die anderen irgendwann nicht mehr hören.
Wer nach der Arbeit schwer abschalten kann, sollte sich zum Feierabend eine To-do-Liste für den nächsten Tag schreiben. Dann haben Mitarbeiter klarer vor Augen, was morgen ansteht, und sie verspüren weniger die Sorge, etwas zu vergessen.
Karriere pushen über Xing und Co.
Trotz steigender Userzahlen bei digitalen Plattformen wie Xing und LinkedIn nutzen nur 25 Prozent der Erwerbstätigen diese Form sozialer Netzwerke für ihre Karriereplanung. „Business-Plattformen wie Xing bieten Arbeitnehmern spannende Möglichkeiten: vom Einstellen des eigenen Jobprofils über das Diskutieren und Posten in Fachgruppen bis zum Netzwerken bei Offline-Events“, sagt Ada Pellert von der DUW.
Vor allem die jüngeren Berufstätigen, die mit Social Media oft schon besonders vertraut sind, sollten ihre Scheu gegenüber den Online-Berufsplattformen überwinden. „Netzwerken gehört zu den wichtigsten beruflichen Kompetenzen, und auf den Plattformen können sie genau das täglich üben.“ (gs, mit dpa-Material)
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