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In Köln und UmgebungWarum ertrinken Menschen in Seen, obwohl sie eigentlich schwimmen können?

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Krankenwagen stehen an einem Seeufer.

Polizei und Feuerwehr sind nach einem Badeunfall an einem See im Einsatz.

Im Sommer häufen sich teils tödliche Badeunfälle. Ein DLRG-Sprecher erklärt, was das Baden in Seen so gefährlich macht – auch für geübte Schwimmer.

Vor rund zwei Wochen ist eine 17-Jährige bei einem Badeunfall im Bleibtreusee ertrunken. Vergangenes Jahr ertrank ein 18-Jähriger im Otto-Maigler-See. Warum ertrinken Menschen in Seen, die eigentlich schwimmen können? Welche Kräfte wirken auf einen Menschen im Wasser ein und was sollte man tun, wenn einen beim Schwimmen die Kräfte verlassen?

Nach einer Bilanz der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sind vergangenes Jahr insgesamt 18 Menschen in NRW in Seen ertrunken. Frank Zantis ist Pressesprecher und Leiter der Verbandskommunikation der DLRG Nordrhein. Er gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Schwimmen in Seen in Köln und Umgebung.

Frank Zantis, Pressesprecher & Leiter der Verbandskommunikation der DLRG Nordrhein e.V..

Frank Zantis, Pressesprecher & Leiter der Verbandskommunikation der DLRG Nordrhein e.V..

Herr Zantis, was macht das Baden in Seen so gefährlich? Warum ertrinken dort so viele Menschen?

Gerade in Seen kann es unterschiedliche Temperaturen unter der Wasseroberfläche geben. Dort hat man sogenannte Sprungschichten, die durch die unterschiedlichen Dichte-Eigenschaften des Wassers bei unterschiedlichen Temperaturen entstehen. Vereinfacht gesagt bedeutet das: Sie schwimmen ganz normal und von jetzt auf gleich wird das Wasser um mehrere Grade kälter.

Der plötzliche Temperaturunterschied schlägt auf den Kreislauf und anschließend verkrampfen die Muskeln. Der Körper konzentriert sich nur noch darauf, einen Temperaturausgleich zu machen. Ertrinkt jemand, spricht man in diesem Zusammenhang vom leisen Tod – denn wenn die Muskeln im Körper verkrampfen, kann man gar nicht mehr die Hand aus dem Wasser heben, oder laut um Hilfe rufen. Der Mensch sinkt dann einfach wie ein Stein hinab.

Ab welcher Wassertiefe können diese Temperaturveränderungen auftreten, die im schlimmsten Fall zum Ertrinken führen?

Das kann relativ schnell passieren, theoretisch schon ab drei Meter Tiefe.

Prävention vorm Ertrinken: Rückenlage und Richtung Ufer schwimmen

Wenn ich einen Temperaturunterschied im Wasser bemerke oder dass mich meine Kräfte verlassen – wie sollte ich mich in dann verhalten?

Wenn man merkt, die Wassertemperatur ändert sich und es wird deutlich kälter, sollte man sich direkt auf den Rücken drehen, oder noch besser: zurück Richtung Ufer schwimmen. Man sollte bei Problemen generell immer versuchen, sich auf den Rücken zu drehen. Auf dem Rücken sind Mund und Atemwege nach oben hin frei. Droht man abzusinken, sind sie das Letzte, was untergeht. Auf den Rücken drehen gilt auch, wenn man einen Krampf im Wasser infolge von Erschöpfung bekommt.

Drohen noch andere Gefahren an Seen?

Stand-Up-Paddling wird immer beliebter, gerne auch an unbewachten Seen. An sich bietet so ein Board auch genügend Sicherheit, weil man sich daran festhalten kann, wenn man mal ins Wasser fällt. Aber: Der Körper wird beim Stand-Up-Paddling stark aufgeheizt und dann kommt abrupt die Kälte, wenn man ins Wasser fällt. Auch das ist für den Kreislauf nicht gut und kann böse enden, daher bitte Auftriebshilfen wie Schwimmwesten tragen – das rettet Leben.

Wie kann ich jemandem helfen, der zu ertrinken droht?

Wichtig ist immer als allererstes den Notruf abzusetzen: Also die 112 anrufen und die Situation mithilfe der W-Fragen schildern. Wenn die betroffene Person mitten auf dem See ist, sollte man nicht hinterher schwimmen – es sei denn man ist geübter Rettungsschwimmer. Denn: Ein Mensch, der zu ertrinken droht, ist in Panik. In so einem Moment hat er immense Kräfte, selbst Kinder und Jugendliche. So wird er auch zur Gefahr für den Retter oder die Retterin, die im schlimmsten Fall selbst unter Wasser gezogen werden. Sich in so einem Fall von der Person wieder zu befreien, ist schwierig. Nach dem Notruf also lieber noch einmal Ausschau halten, ob es am See vielleicht ein Ruderboot gibt, mit dem man zur Stelle hinfahren könnte.

Ab wann gilt man als geübter Schwimmer? Reicht das Schwimm-Abzeichen Seepferdchen aus?

Nein, das Seepferdchen ist kein Abzeichen für einen sicheren Schwimmer. Die DLRG sagt: Ab dem Schwimmabzeichen Bronze ist man ein sicherer Schwimmer.