Spar-Check: ErnährungEs ist verdammt schwer, günstig und klimafreundlich einzukaufen
Köln – Der Klimawandel findet auch auf unseren Tellern statt. Laut dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes macht Ernährung etwa 16 Prozent des persönlichen CO2-Abdrucks aus. Die größten Klimakiller sind wohlbekannt: Aufzucht und Schlachtung von Rindern, Schweinen und Hühnern verbrauchen extrem viel Energie. Unser Autor hat eine Woche lang versucht, nachhaltiger zu leben – für Klima und Geldbörse. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen und gibt Tipps für Nachmacher.
Abgesehen vom Fleischverzicht empfiehlt so ziemlich jeder Klimaratgeber, den man in die Hände bekommen kann, auf regionale Produkte und auf Bio-Qualität zu setzen. Genau das habe ich eine Woche lang getan. Das Ergebnis bestätigt das, was ich ahnte: Individueller Klimaschutz ist beim Essen in vielen Bereichen eine Kostenfrage. Und doch gibt es ein paar Möglichkeiten, dem Klima etwas Gutes zu tun, ohne viel Geld auszugeben
Ernährung in der Kontrollwoche: Einmal wöchentlich werde ich schwach
Schon vor der Sparwoche habe ich zumindest versucht, auf Fleisch zu verzichten – vor allem aus Klimagründen. Ein Kilogramm Rindfleisch setzt bei seiner Produktion etwa 13 Kilogramm CO2 frei, bei Fleischersatz auf Sojabasis sind es nur drei Kilogramm. Doch der komplette Verzicht auf Schnitzel und Currywurst ist mir nie ganz gelungen, ein bis zwei Mal in der Woche werde ich schwach.
Der Spar-Check
Die Idee
Unser Autor Florian Holler hat eine Woche lang versucht, so sparsam und nachhaltig wie möglich zu leben. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen.
Der Tester
Florian Holler ist 27 Jahre alt, er lebt seit 2014 in Köln und liebt die Kultur, das Kölsch und manchmal auch das Chaos der Stadt. Was Klimaschutz angeht, hat er sich bisher immer eher durchgewurschtelt. Nun prüft er, was für ihn wirklich funktioniert.
Der Hintergrund
Die Klimakrise verschärft sich, und jetzt treibt die Inflation auch noch die Preise in die Höhe. Wie damit umgehen? Wie viel CO2 lässt sich durch individuellen Konsum einsparen? Welche Tricks lassen sich in den Alltag integrieren? Welche Spartipps sind besonders wirkungsvoll? Und vor allem: Wie teuer ist das?
Die Versuchsanordnung
Dies ist ausdrücklich ein Selbsttest und keine wissenschaftliche Versuchsanordnung. Wir wollen möglichst realitätsnah zeigen, wie viel man für sich im Alltag sparen, wie nachhaltig jeder und jede leben kann, daher gehen wir auch von einer alltäglichen und nicht von einer künstlich kreierten Situation aus.
Das Vorgehen
Um einen Vergleich zu haben, hat Florian Holler eine Woche lang Daten erhoben: den Stromverbrauch gecheckt, die Menge des produzierten Mülls festgestellt, geschaut, wie viel Wasser er pro Tag verbraucht. In der Folgewoche wurde dann gespart. Danach hat er verglichen.
Mit dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes kann man grob bestimmen, wie viel CO2 das eigene Essverhalten freisetzt. Mit den oben aufgezählten Parametern lande ich bei 1,93 Tonnen pro Jahr. Wer es genauer wissen will, kann zum Beispiel mit der App „Emyze“ seine Ernährung in Echtzeit tracken und den eigenen CO2-Verbrauch so noch konkreter ermitteln. Ohne auf Bio-Qualität oder Regionalität der Produkte zu achten, komme ich auf 52,65 Euro, die ich in der Kontrollwoche fürs Essen ausgegeben habe.
Der Spar-Check – alle Folgen
• Folge 1: Strom sparen Wie ich eine Woche nach Robert Habecks Tipps Energie sparte
• Folge 2: Plastik sparen Wie ich meine Vorurteile gegen Unverpackt-Läden überwunden habe
• Eine Übersicht über alle Folgen
Ernährung in der Sparwoche: Für den Geldbeutel herausfordernd
Eine Woche auf Fleisch zu verzichten, fiel mir nicht besonders schwer. Vor allem, weil es mittelweile eine so große Palette an Ersatzprodukten aus Erbsenprotein, Soja und Tofu gibt. Gefehlt hat es mir an nichts, höchstens an Geld. Preislich sind Fleischersatzprodukte nämlich durchaus eine Herausforderung. 3,19 Euro zahle ich für 200 Gramm Hack aus Erbsenprotein, „normales“ Hackfleisch dagegen bekomme ich für 4,59 Euro – und erhalte dafür einen halben Kilo.
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Auch sonst war die Sparwoche vor allem herausfordernd für meinen Geldbeutel. Meine Beobachtung ist: Wer sich ausschließlich Bio und regional ernährt, zahlt dafür mehr Geld. 75,03 Euro habe ich fürs Essen bezahlt, gut 20 Euro mehr als in der Kontrollwoche. Eine Sparwoche war es deswegen nur – oder immerhin – hinsichtlich meiner Klimabilanz: Der CO2-Rechner sagt mir, dass ich mit meiner Ernährungsweise in der Sparwoche für etwa 1,38 Tonnen CO2 im Jahr verantwortlich wäre.
Fazit
Beim Thema Ernährung zeigen sich die Widersprüche individueller Klimasparmaßnahmen deutlich. Wer ausschließlich regional und bio einkauft, der zahlt dafür mehr Geld. Klimaschutz auf dem Teller muss man sich leisten können. Hier ist also nicht nur der Endverbraucher, sondern auch die Politik gefragt, die klimaschonende Ernährung fördern und breiteren Teilen der Bevölkerung zugänglich machen muss. Mit meinem Volontärsgehalt kann ich es mir jedenfalls auf Dauer nicht leisten, ausschließlich regional und bio einzukaufen.
Und doch gibt es gibt es einige konkrete klimaschonende und geldsparende Kniffe, die ich aus der Sparwoche mitnehme:
• Butter steht mit 24 Kilogramm CO2 noch vor Rindfleisch. Der Griff zur Margarine macht Sinn und kostet nicht mehr.
• Auch der Verzicht auf verarbeitete Lebensmittel lohnt sich. Pommes selbst zu machen ist nicht nur günstiger und gesünder, sondern spart eine Menge CO2, die bei der Verarbeitung und Kühlung von Tiefkühl-Pommes anfallen.
• Der effizienteste Trick aber ist ganz einfach: Wer seine Einkäufe vernünftig plant und nicht die Hälfte seiner Lebensmittel wegschmeißt, bevor er sie verbrauchen kann, der spart nicht nur Geld, sondern auch CO2 ein.