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StilkolumneStangen-Etikette – wie man seinen Spargel richtig isst

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Spargel, Kartoffeln und Sauce Hollandaise – ein klassisches Gericht. (Symbolbild)

  1. Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  2. Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Redakteurin und Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  3. Diesmal erklärt Vincent Moissonnier, wie man Spargel vernünftig serviert – und was dazu auf keinen Fall fehlen darf.

Köln – Wenn ich Ihnen gleich erkläre, wie „man“ das so macht, dann möchte ich vorwegschicken, dass Sie es keineswegs so machen müssen. Korsette sind eine Qual und eine Selbsttäuschung. Das gilt für die Kleidung wie fürs Benehmen. Aber es kann ja Gelegenheiten geben, bei denen es (Ihnen) darauf ankommt, es so zu machen, wie „man“ es macht.

Spargelstangen auf „zehn vor vier“

Dann also legen Sie die Spargelstangen nebeneinander und drehen den Teller so, dass die Stangen schräg liegen und die Spitzen auf den Messergriff neben dem Teller zeigen. Wenn Sie sich die Spargelstangen auf dem Ziffernblatt einer Uhr vorstellen, sollten sie in etwa auf „zehn vor vier“ liegen.

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Vincent Moissonnier

Beim Essen fangen Sie rechts unten mit der Spargelspitze an und arbeiten sich dann nach links oben vor. Warten Sie bei einer privaten Einladung bitte auf jeden Fall, bis auch die Gastgeberin mit dem Essen begonnen hat. Damit zeigen Sie, dass Sie eine gute Schule genossen haben. Aber das gilt ganz unabhängig davon, was Sie gerade auf dem Teller haben.

Die Stangen schneiden sie quer. Bitte, ziehen Sie sich die Stangen nicht als Ganzes rein – so als wollten Sie einen Baumstamm der Länge nach durch eine Toreinfahrt befördern. Mich hat vor kurzem tatsächlich mal jemand gefragt, ob man das bei Spargel nicht so mache… Also, da ist die Antwort ganz klar: Tun Sie es nicht! Essen ist schließlich ein Vorgang unter Beteiligung sämtlicher Sinne. Will sagen: Das Ganze muss auch anguckbar sein.

Kartoffeln zum Spargel? Dann bitte Cilena und Annabelle

Zu Spargel und Sauce Hollandaise werden dann in aller Regel Kartoffeln serviert. Das gibt mir Anlass zu einer kurzen grundsätzlichen Betrachtung über das Wesen der Kartoffel. In Deutschland ist sie eine Sättigungsbeilage. In Frankreich betrachten wir sie als Begleiterin. Was der Unterschied ist? Als ich während des Corona-Lockdowns mit unserem Außer-Haus-Service eine Lieferung nach Marienburg in eine prunkvolle Villa mit allem Schnick und Schnack brachte, fragte mich die Dame des Hauses beim Öffnen als erstes: „Werden wir davon denn auch satt?“ – „Nun, gnädige Frau, es ist nicht der Sinn unserer Küche, dass Sie davon satt werden. Sie sollen Spaß damit haben.“

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de

Wie Sie bemerkt haben, bestand dieser Dialog aus einer deutschen Frage und einer französischen Antwort. Auf einem französischen Teller besteht der Sinn einer Kartoffel – wenn es sich um eine Dampfkartoffel oder eine Pellkartoffel handelt – darin, die vorhandene Soße aufzunehmen, so dass man sie sich zu Gemüte führen kann. Die Kartoffel ist ein Soßensauger. Und dazu wird sie natürlich mit der Gabel zerdrückt. Das ist völlig in Ordnung, und Sie müssen nicht fürchten, als „Bouffon“ dazustehen, was man höflich mit „Banause“ übersetzen könnte und etwas derber mit „Volltrottel“.

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Damit die Kartoffel ihre Begleit-Funktion optimal erfüllen kann, ist ihre Qualität von entscheidender Bedeutung. Alle rheinischen Kartoffelbauern mögen es mir verzeihen oder mich eines Besseren belehren. Aber die besten Kartoffeln – ob festkochend oder mehlig – kommen meiner Meinung nach aus Norddeutschland. Meine Lieblinge sind Cilena und Annabelle. Weil sie unterschiedlich Saison habe, wechsle ich beim Einkaufen immer ab. Aber eine von den beiden sollte es sein.

Aufgezeichnet von Joachim Frank