Vor Ratten ekeln sich die meisten Menschen – außerdem übertragen die Tiere Krankheiten. Das können Sie gegen die Nager tun.
Vorbeugung effektiver als GiftSo halten Sie Ratten von Ihrem Haus und Garten fern

Ratten in Haus und Garten zu bekämpfen ist nicht einfach. Daher ist es am besten, einem Befall vorzubeugen.
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In Deutschland leben drei- bis viermal mehr Ratten als Menschen: Der Deutsche Schädlingsbekämpfer Verband (DSV) schätzt, dass es etwa 300 Millionen Tiere sind. Am stärksten verbreitet ist bei uns die etwa 20 bis 30 Zentimeter große Wanderratte (Rattus norvegicus). Sie ist ein „Kulturfolger“ des Menschen, das heißt, sie hat sich an menschliche Lebensräume angepasst. Laut Umweltbundesamt (Uba) ist die Wanderratte in der freien Natur kaum noch anzutreffen. Stattdessen lebt sie in der Kanalisation, in Parks, auf Müllhalden oder in Kellern.
Seltener als die Wanderratte kommt heute die etwas kleinere Hausratte vor. Hausratten bevölkern überwiegend Gebäude und bevorzugen dabei die oberen Stockwerke und Dachböden. Für beide Arten gilt: Sie pflanzen sich sehr schnell fort, eine weibliche Ratte kann pro Jahr um die 50 Junge bekommen.
Gefahr für die Gesundheit von Menschen
Ratten auf dem Grundstück oder gar im eigenen Haus zu haben ist nicht nur unangenehm – es kann auch gefährlich sein. Sie können über 100 verschiedene Krankheiten auf den Menschen übertragen und verbreiten Tierseuchen: „Ratten können Lebens- und Futtermittel durch ihren Kot und Urin verunreinigen“, warnt das Umweltbundesamt (Uba) „und daher eine Gefahr für die Gesundheit des Menschen und seiner Haustiere darstellen.“ Außerdem könnten sie Leitungen annagen und so Materialschäden und Kurzschlüsse verursachen.
Am besten ist es, wenn es gar nicht erst dazu kommt, dass sich Ratten auf einem Grundstück, im Garten oder gar im Haus ansiedeln. Das Umweltbundesamt rät, alles zu unterlassen, was Ratten anziehen könnte: „Ratten im Kanalsystem ernähren sich von Speiseresten, die über die Toilette entsorgt werden. Dies sollte daher unbedingt vermieden werden“, so das Uba.
Grundstücke und Keller sollten aufgeräumt und sauber sein: „Die Lagerung von Gerümpel und Abfällen begünstigt die Ansiedlung von Schadnagern, die auf diese Weise ungestörte Nistplätze finden“, heißt es beim Uba. Das Niedersächsiche Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) warnt davor, Essensreste auf dem Komposthaufen zu entsorgen. Die Biotonne und andere Mülltonnen müssen laut Laves regelmäßig überprüft werden, da Ratten diese annagen und so hineingelangen können. Gelbe Säcke sollten an für Ratten unzugänglichen Plätzen gelagert werden.
Tierfutter vor Ratten sichern
Tiernahrung lockt ebenfalls Ratten an. Futtermittel sollten möglichst unerreichbar für Ratten aufbewahrt werden, so das Laves, da sonst die Gefahr bestehe, dass sie sich zum Beispiel unter Hundezwingern oder in Hühnerställen einnisten. Das Laves rät zudem dringend davon ab, in Parks Enten oder Tauben zu füttern: „Es bleiben meist große Mengen ungenutzten Futters zurück, die für Ratten eine gute Nahrungsquelle darstellen.“
Genauso gilt es, bei der Vogelfütterung im eigenen Garten achtsam zu sein: „Vogelfutter am Boden kann Ratten anlocken“, warnt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu): „Möchte man dies vermeiden, darf man kein Futter am Boden ausbringen und muss geeignete, für Ratten nicht erreichbare Auffangteller unter den Futtersäulen oder Futterhäuschen anbringen, zumindest aber Futterreste unter den Futterstellen täglich beseitigen.“ Reiche das nicht aus, und leben die Ratten mutmaßlich vor allem von Vogelfutter, müsse man die Fütterungen einstellen.
Mit Fallen schwer zu fangen
Damit keine Ratten ins Haus gelangen, sollte man darauf achten, dass Haus- und Wohnungs- und Kellertüren dicht schließen. Kellerfenster sollten mit Metallgittern versehen und Fensterschächte sauber gehalten werden. Um zu verhindern, dass Ratten über die Abwasserrohre eindringen, kann man spezielle Rückstauklappen einbauen. Risse im Mauerwerk sollte man abdichten, genau wie Durchtrittsstellen von Rohren und Kabeln. Laut Umweltbundesamt können Ratten bereits kleinste Spalte und Löcher mit einem Durchmesser von nur zwei Zentimetern durchqueren.
Was aber kann man tun, wenn Ratten sich bereits auf dem Grundstück oder in Gebäuden aufhalten? Klassische Schlagfallen sind nicht die optimale Lösung: „Wanderratten lassen sich nur sehr schwer mit mechanischen Fallen fangen,“ heißt es beim Umweltbundesamt. Zudem bestehe bei der Anwendung „je nach Fallentyp aufgrund der hohen Schlagkraft eine Verletzungsgefahr für den Anwender, aber auch für Kinder und Haustiere.“
Ultraschall ist wirkungslos
Klebfallen, auf denen die Tiere haften bleiben, bergen zwar weniger Gefahren – sie sind aber umstritten, weil sie die Ratten nicht sofort töten, diese aber in Panik geraten und qualvoll verenden können. Es gibt auch Lebendfallen, die Ratten lebendig und unversehrt fangen sollen, wonach man sie aussetzen kann – was in mindestens einem Kilometer Entfernung geschehen sollte.
Im Handel werden zudem teils Geräte angeboten, die Schall, Ultraschall oder elektromagnetische Felder erzeugen und die Schädlinge dadurch vertreiben sollen. Der Kauf lohnt sich aber offenbar nicht: „Nach bisherigem Kenntnisstand haben sich alle diese Geräte als wirkungslos erwiesen. Mit ihnen lassen sich Ratten weder fernhalten noch bekämpfen“, so das Umweltbundesamt.
Auch auf die Hilfe von Haustieren könne man sich nicht verlassen: „Hunde und Katzen tragen möglicherweise dazu bei, eine Ansiedlung von Mäusen und Ratten in Gebäuden zu verhindern, können einen vorhandenen Befall jedoch nicht beseitigen“, heißt es beim Uba.
Köder könnten verboten werden
Eine weitere Möglichkeit sind Giftköder. Sie enthalten sogenannte Gerinnungshemmer und führen dazu, dass Ratten innerlich verbluten. Das macht sie aber auch für Menschen und Haustiere, wie zum Beispiel Hunde gefährlich. Außerdem gelangen die Substanzen in die Umwelt, Rückstände von Rattengift wurden laut Uba bei Eulen, Füchsen, Singvögeln und sogar Fischen nachgewiesen.
Bisher kann noch jeder selbst die Giftköder kaufen und nutzen. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) plant jedoch, die Verwendung solcher Rattenköder für Privatpersonen nicht mehr zu erlauben, was auch das Uba unterstützt. Stattdessen sollen nur noch Profis sie anwenden dürfen. Agrarverbände und sogar der deutsche Schädlingsbekämpferverband hatten das in einer Stellungnahme kritisiert. Die Schädlingsbekämpfungs-Branche könne dann durch einen „deutlichen Anstieg von notwendigen Bekämpfungen“ überfordert sein, warnt er.
Die Nahrungsgrundlage entziehen
Womöglich wird die Wirkung von Rattengift aber auch überschätzt: In einer Studie wurden Rattenbekämpfungsmaßnahmen in 16 Großstädten weltweit verglichen. Dabei zeigte sich, dass die alleinige Bekämpfung mit Gift nur geringe Erfolge erzielte. Wirksamer war es, den Tieren die Nahrungsgrundlage zu entziehen.
So war in New York die Zahl der Ratten gestiegen, obwohl in demselben Zeitraum mehr Rattengift ausgebracht worden war. Ein Erlass, der das Herausstellen von Müll nur noch kurz vor der Abholung erlaubte, schien den Rattenbefall hingegen zu verringern. Wirksam war es außerdem, den Zugang zu Gebäuden zu verschließen und Speisereste nicht in der Toilette oder auf dem Komposthaufen zu entsorgen, sondern in einer verschließbaren Biotonne.
Für Haus- und Grundstückbesitzende heißt das: Am besten ist es, einem Rattenbefall vorzubeugen. Bekommt man einen Befall nicht in den Griff, darf man derzeit noch Gift anwenden. Im Zweifelfall sollte man sich an ein professionelles Schädlingsbekämpungsunternehmen wenden – was allerdings Kosten von mehreren hundert Euro bedeuten kann.