- Der 1. FC Köln holte gegen Frankfurt zwar den ersten Punkt in der Saison, zeigte aber erneut zwei Gesichter.
- Obwohl die Kölner Stögers Sieglos-Serie von 14 Spielen ohne Erfolg einstellten, schöpfen sie dennoch neuen Mut.
- Sportchef Horst Heldt ordnet das Ergebnis und die Leistung ein und sagt, wo sich die Mannschaft steigern muss.
Köln – Im Profifußball lässt sich zwar vieles ganz genau analysieren und sezieren, aber trotzdem nicht immer sofort erklären. Manchmal taugen auch einfache Binsen als Erklärungsansatz aus. Etwa die von Christoph Daum, dem ehemaligen Trainer des 1. FC Köln, der derzeit aufgrund seiner soeben erschienen Biografie von Talkshow zu Talkshow tingelt. „Wenn der Kopf im Fußball richtig funktioniert, dann ist er das dritte Bein“, sagte Daum einst und wollte damit verdeutlichen, wie wichtig die mentale Komponente doch ist.
Als der 1. FC Köln am Sonntag im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt Sekunden vor der Pause durch einen unglücklichen Elfmeter mal wieder in Rückstand geraten war, dachten viele Fans schon an eine Fortsetzung der Pleiten-, Pech- und Pannen-Story der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol. Denn die war im ersten Durchgang nur darauf bedacht, hinten sicher zu stehen und bloß keine Fehler zu machen. Ein Plan, der allerdings spätestens nach dem Foul im Strafraum von Sebastiaan Bornauw gehörig ins Wanken geraten war.
Doch nachdem Frankfurts Daichi Kamada kurz nach Pause durch ein Luftloch die große Chance auf das 0:2 und die mögliche Vorentscheidung vergeben hatte, änderte sich der Spielverlauf grundlegend. Der FC witterte auf einmal Morgenluft, übte endlich Druck aus und belohnte sich mit dem sehenswert herausgespielten Ausgleich durch Neuzugang Ondrej Duda. Das Selbstvertrauen wuchs merklich, tatsächlich spielte sich offenbar sehr viel im Kopf ab. Auch wenn es nicht zum Sieg reichte, so wirkten die Kölner Spieler und Verantwortliche dennoch erleichtert nach dem ersten Punktgewinn in der noch jungen Saison.
Gelöste Stimmung am Geißbockheim
Auch am Tag danach war die Stimmung am Geißbockheim fast schon gelöst, beim Auslaufen herrschte gute Laune unter den Spielern. Zwar blieb der FC auch im 14. Bundesligaspiel in Folge sieglos und stellte damit die Negativ-Serie aus der Abstiegssaison 2017/18 unter dem damaligen Trainer Peter Stöger ein. Doch die Kölner bevorzugten die positive Sicht der Dinge. Bereits unmittelbar nach dem Abpfiff hatte Gisdol seine Mannschaft auffallend gelobt und davon gesprochen, dass man mit dieser nicht allzu kritisch sein und die Erwartungen nicht zu hoch hängen solle. Für die Reaktion nach dem „Nackenschlag“ des Elfmeter-Gegentores verdiene sein Team vielmehr ein Lob. „Der Anfang ist gemacht“, sagte Gisdol abschließend.
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In der Spielaufbereitung mit der Mannschaft sind intern wohl etwas kritischere Worte gefallen, das ließ Sportchef Horst Heldt einen Tag später durchblicken. Zwar erwähnte auch der Manager, wie wichtig der erste Punkt und sein Zustandekommen für das Team gewesen sei, doch Heldt sagte auch: „Es ist ein Punkt – mehr ist es nicht. Es ist wichtig, dass man das in beide Richtungen vernünftig einordnet. Das haben wir auch in der Analyse in der Mannschaft so besprochen.“
Team mit zwei Gesichtern
Nach wie vor zeige das Team innerhalb eines Spiels zwei Gesichter. Dies sei auch eine Folge der Misserfolgsserie zuletzt. „Erfreulich ist, dass wir mehr gelaufen sind und in den Zweikämpfen ein leichtes Übergewicht hatten. Das müssen wir beibehalten, denn das ist die Grundlage, um zu punkten“, sagte Heldt, dem aber freilich nicht die ganz dünne spielerische Leistung im ersten Durchgang verborgen geblieben war: „Wir müssen jetzt anhand der zweiten Hälfte versuchen, den nächsten Schritt zu machen und noch mehr spielerische Akzente zu setzen. Daran müssen wir jetzt ansetzen und versuchen, weiter zu punkten – am besten schon im nächsten Spiel.“ Und das wird bereits am Freitag (20.30 Uhr) beim stark gestarteten VfB Stuttgart ausgetragen.
Dass die Grundstimmung in Köln nach dem ersten kleinen Erfolgserlebnis jedoch eine andere ist, das habe Horst Heldt bereits am nächsten Morgen festgestellt. „Als ich aufgewacht bin, habe ich schon gemerkt, dass es anders war als nach den vergangenen drei Spieltagen. Wir dürfen es nicht höher hängen als es ist. Aber wir müssen auch nicht mit der Gesichtsmaske zum Bäcker laufen“, befand Heldt. Da dies in Pandemie-Zeiten kein politisch korrekter Satz ist, versuchte der Sportchef ihn einzufangen und fügte mit einem Schmunzeln an: „Okay, mit dem Nasenschutz müssen wir rumlaufen, aber wir müssen uns in Köln nicht verstecken.“