Ungewöhnliche GefährteSo reisen Sie nachhaltig und unterhaltsam quer durchs Rheinland
Köln – Mit dem 9-Euro-Ticket nachhaltig reisen und das mitten in den Sommerferien? Kann das überhaupt gut gehen? Schon. Es gilt nur einige Regeln zu beachten. Beliebte touristische Ziele zum Beispiel der der Nord- und Ostsee mit Regionalzügen anzusteuern, ist in der Regel kein Vergnügen. Vor allem nicht an den Wochenenden.
Erster Tipp: Ein 9-Euro-Urlauber sollte sich die Nahziele konzentrieren. Und dabei darauf verzichten, das eigene Fahrrad mitzunehmen.
Zweiter Tipp: Es muss nicht immer der Regional-Express sein. Entschleunigt reisen klappt auch mit der Regionalbahn, der S-Bahn, dem Bus und Verkehrsmitteln, die man so gar nicht auf dem Schirm hatte. Trotz der vielen Sommer-Baustellen im Bahn-Land Nordrhein-Westfalen, die auch schon mal eine Herausforderung bedeuten können. Aber was ist schon eine Reise ohne eine Prise Abenteuer gleich vor der Haustür?
Dritter Tipp: Die Wochenenden meiden. Unter der Woche sind die Nahverkehrszüge deutlicher leerer. Warum? Weil viele Pendler sich mit verspäteten und ausgefallenen Urlaubsflügen und dem Stress beim Check-In und an den Sicherheitskontrollen herumschlagen müssen.
Also. Es kommt auf den Versuch an. Kommen Sie mit auf eine kleine Rundreise, die für Frühaufsteher durchaus an einem Tag zu bewältigen ist – aber auch jederzeit gekürzt oder unterbrochen werden kann. Und ein paar Anregungen gibt für Kurzausflüge auch außerhalb der Ferien.
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1. Etappe: Köln Hbf – Düsseldorf-Benrath
Seien Sie nachsichtig bei Verspätungen, auf der Bahnstrecke wird gebaut – für den Rhein-Ruhr-Express. Der Regional-Express hat häufig Verspätung, ist aber in 22 Minuten am Ziel. Vom Bahnhof liegt das Benrather Schloss nur ein paar Gehminuten entfernt, ein geführter Rundgang durch die Prunkräume und Appartments des Kurfürsten im Erdgeschoss dauert 45 Minuten, wer lieber draußen unterwegs ist, sollte sich die 90 Minuten für eine geführten Spaziergang durch die Privatgärten des Kursfürstenpaares Zeit nehmen. Lustwandeln nennt man das wohl. Alternativ kann man auch auf eigene Faust durch den Schlosspark laufen.
2. Etappe: Benrath – Wuppertal-Vohwinkel – Schloss Burg
Der 784er Bus der Rheinbahn bringt Sie in den Wuppertaler Westen. Zunächst aber nur für einen kurzen Abstecher. Am Bahnhof Vohwinkel dürfen Sie sich auf ein wirklich nachhaltiges Verkehrsmittel freuen. Der Oberleitungsbus Solingen hat 2022 sein 70-jähriges Bestehen gefeiert und bringt Sie in 45 Minuten mit der Linie TB 683 nach Schloss Burg an der Wupper. Unterwegs können Sie einen ersten kurzen Blick auf die Wuppertaler Schwebebahn werfen, die im späteren Verlauf der Reise noch eine Rolle spielen wird. Und Sie schnell erahnen lässt, warum das Bergische Land so heißt, wie es heißt.
Die Stadtwerke Solingen sind über viele Jahre belächelt worden, warum sie an dem Trolleybus-System, das liebevoll auch „Stangentaxi“ genannt wird, festgehalte haben. Heute gilt das Netz als umweltfreundlich und vorbildlich. Die Busse schnurren problemlos die steilen Berge hoch, an denen so mancher Diesel scheitern würde. Am besten steigen Sie an der Haltestelle „Burg Seilbahn“ aus und fahren mit dem Sessellift hoch zum Wahrzeichen des Bergischen Landes.
Die Anlage war seit dem 12. Jahrhundert der Stammsitz der Grafen und späteren Herzöge von Berg. Vom Original ist allerdings im Laufe der Zeit nicht mehr viel übriggeblieben. Sie wurde ab 1890 wieder aufgebaut und ist damit die größte rekonstruierte Burganlage von NRW. Derzeit wird wieder aufwendig renoviert, so dass der Rittersaal geschlossen ist. Die Ausstellung befindet sich in einem Übergangsmuseum in einem Nebengebäude. Zu besichtigen ist auch der Bergfried der Burg, der auf fünf Ebenen einen tollen Rundblick über die Landschaft ermöglicht.
Wer mehr über die Geschichte des „Stangentaxis“ möchte, sollte das O-Bus-Museum besuchen. Auch Fahrten mit einem historischen Bus sind möglich. Das alles geht aber nur nach vorheriger Vereinbarung.
3. Etappe: Schloss Burg – Solingen Mitte – Müngstener Brücke – W-Oberbarmen
Der O-Bus bringt Sie zurück bis zum Bahnhof Solingen Mitte. Dort steigen Sie in die S-Bahn-Linie 7 und fahren über Remscheid in den Wuppertaler Osten. „Der Müngstener“ bietet Ihnen einen spektakulären Ausblick über das Bergische Land bei der Fahrt über die Müngstener Brücke. Sie wird in diesem Sommer 125 Jahre alt und überspannt als höchste Eisenbahnbrücke in Deutschland (107 Meter) auf zwei Gleisen das Tal der Wupper zwischen Remscheid und Solingen. Am 27. und 28. August wird das Jubiläum gefeiert.
Übrigens: Man kann den Rundbogen der Müngstener Brücke auch mit dem Brückensteig-Team bis hinauf zum höchsten Punkt in einer geführten Tour erklettern. Die Nachfrage ist allerdings riesengroß. Ohne Vorbuchung geht nichts. Die Tour dauert zweieinhalb Stunden und kostet 79 Euro.
4. Etappe: Von Oberbarmen zum Wuppertaler Zoo
Direkt am Bahnhof Oberbarmen liegt die östliche Endstation der Wuppertaler Schwebebahn – das nächste Wahrzeichen des Bergischen Landes, das am 1. März 1901 eröffnet wurde. Die Fahrt bis zum Wuppertaler Zoo (Haltestelle Zoo/Stadion) dauert rund 25 Minuten.
Der Zoo, täglich geöffnet von 9 bis 18 Uhr, zählt zu den ältesten und mit seinem alten Baumbestand landschaftlich schönsten Zoos in Deutschland. Er wurde am 8. September 1881 eröffnet.
Wunderschön ist auch ein Spaziergang durchs Zooviertel mit seinen alten Villen. Bei der Schwebebahn lassen sich auch Sonderfahrten im historischen Kaiserwagen buchen. Für die Rückfahrt nach Köln geht es zurück mit der Schwebebahn bis zur Haltestelle Döppersberg/Wuppertal Hbf.
Dort lohnt sich noch ein Abstecher in die City mit dem alten Rathaus oder ein Besuch des Von der Heydt-Museums. Das Luisenviertel am Laurentiusplatz lockt mit vielen Cafés und kleinen Lokalen. Man erreicht es am besten, wenn man schon an der Haltestelle Ohligsmühle aussteigt.