Kölner HotelketteWarum Dorint trotz Corona eine „außergewöhnliche“ Situation erlebt

Das Dorint-Hotel am Heumarkt
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Köln – Für die Kölner Hotelkette Dorint geht nach mehr als eineinhalb coronabedingt harten Jahren wieder deutlich bergauf. „Unser Umsatz im September lag knapp über 20 Millionen Euro“, sagte Iserlohe, „und damit wieder auf dem Niveau vor der Coronakrise.“Die Hotels des Unternehmens, das vor 60 Jahren gegründet wurde, werden eigentlich vor allem von Geschäftskunden genutzt. Diese seien aber derzeit noch zögerlich bei den Buchungen, sagt Iserlohe.
Kette profitiert von Privatreisen
Derzeit profitiert Dorint vor allem von kurzentschlossenen Privatreisenden, die etwa an den Dorint-Standorten Sylt, Rügen, Usedom oder Kitzbühel übernachten. „Selbst Häuser wie im sauerländischen Arnsberg, in Bitburg oder Dresden, die bislang schwerpunktmäßig von Businesskunden genutzt wurden, sind voll.“ Die Auslastungen in klassischen Ferienstandorten werden teilweise mit über 90 Prozent. Bis zu einer Million Euro kämen bei Dorint laut Iserlohe an Umsatz hinzu durch spontane Zimmeranfragen. „Das ist absolut außergewöhnlich.“Auch dank des anziehende Messe- und Kongressgeschäftes rechnet Iserlohe für das vierte Quartal mit Erlösen von bis zu 63 Millionen Euro. Und so erwartet der 57-jährige Diplom-Kaufmann, der seit 2017 die Dachgesellschaft Honestis AG führt, ein deutlich besseres Ergebnis für das laufende Jahr. „Wir hatten ursprünglich mit einem Verlust von 30 Millionen Euro gerechnet“, so Iserlohe. „Nun wird es wohl eher ein Minus von zehn Millionen werden nach minus 36 Millionen Euro im Krisenjahr 2020“.
Unternehmen expandiert
Auch in der Krise hat Dorint expandiert und sein Portfolio auf 62 Hotels erweitert. Neu hinzugekommen ist das Hotel Luxushotel Grand Tirolia in Kitzbühel sowie ein viertes Hotel in Köln. Neben dem Dorint am Heumarkt, an der Messe und in Junkersdorf wird das ehemalige Burns Hotel in Mülheim als „Essential by Dorint Art Cologne“ weiter geführt.
Wegen hoher Investitionen in den kommenden Jahren wird Dorint laut Iserlohe aber erst 2024 wieder Gewinn machen. Den Verlust durch Corona beziffert der Konzernchef auf insgesamt rund 132 Millionen Euro. Circa 74 Millionen davon würden durch Staatshilfen ausgeglichen, rund 60 Millionen Euro müssen dagegen selbst finanziert werden. Dies sei mit einem Kredit der Kreissparkasse Köln in Höhe von 47,5 Millionen und einer Kapitalerhöhung von 16 Millionen Euro geschehen. Der Kredit laufe bis 2026. „Bis dahin muss ich mir etwas überlegt haben, und das werde ich auch“, betont Iserlohe.
Klagen wegen Staatshilfe
Iserlohe hatte in der Krise wie viele andere mittelständische Hotelketten die Staatshilfen des Bundes hart kritisiert. Und zog vor Gericht. Derzeit klagt Dorint bundesweit in 14 Ländern auf Schadensersatz, auch vor dem Bundesverfassungsgericht läuft noch ein Verfahren. „Wenn man eine Branche benachteiligt, muss man das entsprechend ausgleichen und nicht nur das. Innerhalb der Branche werden die Teilnehmer der Größe nach diskriminiert und der Staat initiiert eine diskriminierende Wettbewerbsverzerrung.“ Von dem aufgelaufenen Corona-Verlust über 132 Millionen Euro per Ende 2021 werden nur rund 74 Millionen Euro vom Staat als Hilfszahlungen ausgeglichen – eine Quote von 56 Prozent. Kleinere Hoteliers hätten bis zu 95 Prozent ersetzt bekommen, kritisiert Iserlohe. Dorint sowie ein knappes Dutzend anderer mittelständischer Hotelketten seien wegen einer vom Gesetzgeber festgelegten Obergrenze - weil die Regierung sich fälschlicherweise der Instrumente der Beihilfe bedient - benachteiligt worden, sagt Iserlohe.
Interessen bündeln
Auch um sich künftig politisch mehr Gehör zu verschaffen hat Iserlohe deshalb zusammen mit anderen Vertretern der Branche unter dem Titel „Union der Wirtschaft“ eine Denkfabrik gegründet. Darin vereinen sich über 50 einzelne Dienstleistungsbranchen zu einer Industrie, der Tourismus-, Hospitality-, Foodservice-Industrie. „Durch die Zersplitterung auf zahlreiche Einzelbranchen und -verbände konnte die Mehrheit, der über 200 000 Unternehmen bisher nicht die ausreichende politische und wirtschaftliche Unterstützung für eine nachhaltige Existenzsicherung erhalten“, erläutert Iserlohe. Die Initiative solle Interessen bündeln und gemeinsame Ideen entwickeln. Eine Gegenveranstaltung zum Branchenverband Dehoga soll es aber nicht sein.
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„Wir wollen uns ergänzen“, sagt der Dorint-Chef „und eine Plattform für Dienstleistungsbrachen vom Acker bis zum Teller mit einem Umsatzvolumen von rund 330 Milliarden Euro vereinen und möglichst mit einer Stimm der Politik die aggregierten Themen vortragen“.