QueensberryAbschied vom Glitzer-Leben

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Victoria Ulbrich aus Bergheim hat der Band "Queensberry" den Rücken gekehrt. (Bild: Vlaminck)

Bergheim – Konzerte vor Tausenden Fans, Autogrammstunden, Fernsehauftritte, Interviews, Fototermine, Reisen in ferne Länder, Aufnahmen im Studio - Victoria Ulbrich hat das Leben eines Popstars im Rampenlicht geführt, ein Leben, das sich viele Jugendliche sehnlichst wünschen. Aber von diesem Leben hat sie sich verabschiedet: Victoria ist aus der Mädchenband „Queensberry“ ausgestiegen.

2008 nahm sie an der TV-Castingshow „Popstars“ teil, die bereits die erfolgreiche Gruppe „No Angels“ hervorgebracht hat. Die Bergheimerin setzte sich gegen Tausende Konkurrentinnen durch und gelangte mit drei anderen Mädchen in die Band - das war der Start ins Popstar-Leben. „Es war mein Kindheitstraum, auf der Bühne zu stehen und zu tanzen und zu singen.“

Heimweh war zu groß

Mit gerade mal 16 Jahren war sie neben Leo, Antonella und Gabriella das Küken der Band. „Ich war unerfahren“, sagt sie heute. Heute denke sie in vielen Dingen realistischer. „Sicher, dieses Leben war fantastisch, aber das Musikgeschäft ist irgendwie auch eine irreale und nicht meine Welt. Man lebt wie in einer Kugel.“ Irgendwann dann war das Heimweh für die nun 18-Jährige doch zu groß. „Als wir die Möglichkeit hatten, für mehrere Monate nach Amerika zu gehen, konnte ich mir das nicht vorstellen. Ich wollte zurück zu meiner Familie.“

Anfang Juni hatte sie den letzten Auftritt mit Queensberry, jetzt genießt sie die neue Freizeit daheim in Bergheim mit Vater, Schwester und Hund Spike. Einen Urlaub mit Freundinnen in Spanien hat sie bereits verbracht, sie findet Muße für ihr Hobby, das Fotografieren - und sie muss nun auch all das machen, was ihr als Popstar erspart blieb. „Staubsaugen, waschen, wischen, bügeln - ich bin für die obere Etage in unserem Haus zuständig.“

Und sie schmiedet Pläne für die Zukunft. Nach den Ferien wird Victoria wieder die Schulbank drücken. Vom Adolf-Kolping-Kolleg in Horrem hatte sie eine Freistellung erhalten, nun wird sie ihre Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin fortsetzen. „Mir ist es wichtig, mein Fach-Abi in der Tasche zu haben, worauf ich dann aufbauen kann.“ Zwar habe sie von den Einnahmen als Sängerin „sehr gut leben“ können. „Aber jeder weiß, dass Casting-Bands nicht gerade 30 Jahre Erfolg haben.“

In die Musikbranche will sie nicht zurückkehren. „Man soll zwar nie »nie« sagen, doch im Augenblick möchte ich Abstand“, sagt Victoria. Ihre Erfahrung als „Queensberry“-Mitglied will sie aber nicht missen. „Ich hab erlebt, wie es als kleines Sternchen und als »Normalo« ist - wer kann das mit 18 Jahren schon?“ Zu den Höhepunkten ihrer Laufbahn zählt sie den Auftritt in Bergheim. 5000 Zuschauer waren voriges Jahr beim Festival „Summer in the City“, das von Victorias Vater Uwe Ulbrich auf die Beine gestellt wurde. „Das war der Hammer. Dieses Gefühl, in deiner eigenen Stadt performen zu dürfen bei einem Konzert, das vom eigenen Vater organisiert wird, ist einfach unvorstellbar schön.“ Allen Gerüchten zum Trotz: Aus der Band, zu der inzwischen auch Antonella nicht mehr gehört, sei sie nicht im Streit geschieden. „Wir halten Kontakt, noch am Samstag habe ich die Band besucht und auch die neuen Mitglieder kennen gelernt.“ Aber die Zukunft sehe sie woanders. „Auch wenn sich das blöd anhört - ich freu mich auf die Schule.“ Ganz vom Singen lassen will sie nicht. Wer Victoria Ulbrich live auf der Bühne erleben will, kann das am Samstag, 25. September, bei „Bergheim live 4 you“. Abends singt sie, begleitet nur von einer Akustik-Gitarre, zum Auftakt des Festivals im Medio.

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