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„Schwärzester Tag meines Lebens“Tiger-Angriff im Zoo Köln jährt sich zum zehnten Mal

Lesezeit 4 Minuten
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Der Tiger Altai griff im August 2012 eine Tierpflegerin im Kölner Zoo an. (Archivfoto)

Köln – Eine Tragödie jährt sich zum zehnten Mal: Am 25. August 2012 ist die damals 43-jährige Tierpflegerin Ruth K. vom Sibirischen Tiger „Altai“ im Kölner Zoo angegriffen worden. Die Frau starb an ihren schweren Verletzungen. Die Raubkatze wurde kurz nach dem tödlichen Angriff von Zoodirektor Theo Pagel (heute 61) erschossen.

„Wir werden das niemals vergessen“, sagt Zoo-Direktor Theo Pagel. Der 25. August sei „für uns immer ein Tag der Trauer und des Gedenkens.“ Die Tragödie um den Tod der Tierpflegerin zeige, „dass der Beruf durchaus gefährlich ist“, mahnt Pagel, „in einem Zoo ist kein Tag Routine.“ Die nach Worten Pagels ohnehin schon hohen Standards der Arbeitssicherheit habe der Tierpark seitdem nochmals gesteigert. Die Mitarbeiter seien nach den Geschehnissen auch psychologisch begleitet worden. „Ich denke, wir haben das gut aufgefangen. Wir sind mit uns im Reinen“, sagt Pagel.

Auch der Direktor selbst ist mit sich im reinen, dabei musste er das Gegenteil dessen machen, was einem Zoochef eigentlich im Sinn steht: Ein Tier töten. Aber er habe keine Wahl gehabt. „Es war eine Anordnung der Polizei.“ Und außer ihm sein niemand vor Ort gewesen, der den tödlichen Schuss hätte abgeben können.

Rückblick: Theo Pagel: „Das ist der schwärzeste Tag meines Lebens“

„Das ist der schwärzeste Tag meines Lebens“, sagte Pagel damals gegenüber dem Express. Ein Rückblick auf die wohl dramatischsten Minuten in der Geschichte des Kölner Zoos.

Der 25. August 2012 war ein Samstag, mit knapp 19 Grad und wiederkehrenden Schauern kündigte sich der Herbst so langsam an. Für Ruth K. aus Nümbrecht war es ein Arbeitstag wie jeder andere. Die erfahrene Tierpflegerin arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits seit 22 Jahren im Kölner Zoo. Die vergangenen zwölf Jahre lang kümmerte sie sich ausschließlich um Raubkatzen, galt als Expertin im Bereich dieser Tiere.

Tiger-Angriff im Kölner Zoo 2012: So kam es zu der Attacke

Um die Mittagszeit wollte die 43-Jährige das Tiergehege reinigen – ohne zu wissen, dass es kurze Zeit darauf zu einem schrecklichen Drama kommen sollte. Um kurz vor 12 Uhr betrat die Tiger-Chefpflegerin Ruth K. schließlich das Innengehege, in dem sich mehrere Einzelkäfige befanden. Untereinander waren die Gitterboxen mit Schiebetüren verbunden, die zum Zeitpunkt des Unglücks alle geöffnet waren. Die Tiger konnten sich also frei zwischen den Stallungen bewegen.

Die 43-jährige Tierpflegerin Ruth K.  verstarb an ihren Verletzungen. (Archivfoto)

Nach der Fütterung zog Ruth K., wie jeden Tag, die Klappen zum Außengelände hoch, um die fünf Tiger an die frische Luft zu lassen. Das Weibchen und die drei Jungtiere liefen nach draußen. Tigermännchen „Altai“ aber blieb in einem der Käfige zurück, obwohl es eigentlich ebenfalls hätte ausgesperrt werden müssen. Ein verhängnisvoller Fehler. Denn die Raubkatze griff Ruth K. an und biss ihr in den Hals – die 43-Jährige hatte keine Chance.

Tiger-Angriff im Zoo: Direktor Theo Pagel erschießt Altai

Kurze Zeit später wurde die am Boden liegende Tierpflegerin von einer Kollegin gefunden – neben ihr saß Tiger „Altai“. Die Kollegin wurde ebenfalls von der Raubkatze bedroht, konnte sich aber aus dem Gehege retten und den Alarm „Tier frei“ betätigen. Die herbeigerufene Polizei hatte nach dem Vorfall zunächst das gesamte Zoo-Gelände evakuiert und einen Hubschrauber angefordert.

Zoodirektor Theo Pagel wurde von den Einsatzkräften angewiesen, den Tiger zu erschießen. (Archivfoto)

Recht schnell kam man zu der Vermutung, dass der vierjährige „Altai“ entwischen konnte, weil eine Sicherheitsschleuse nicht richtig geschlossen wurde. Also wurde Zoodirektor Theo Pagel von den Einsatzkräften angewiesen, das Tier zu erschießen, bevor es möglicherweise aus seinem Käfig geflohen wäre. „Er hat die entsprechende Ausbildung und die Waffe für so einen Ernstfall“, sagte ein Polizeisprecher damals. Pagel kletterte auf den Stall und schoss durch eine Dachluke, „Altai“ war sofort tot.

Kölner Zoo: Bedrohungen über Soziale Netzwerke

Rettungskräfte eilten nach dem Todesschuss in das Gehege, für Ruth K. kam aber jede Hilfe zu spät. Als „schwärzesten Tag seines Lebens“ betitelte Zoodirektor Pagel damals den 25. August 2012. Vor allem in den Sozialen Netzwerken bekam der Kölner Zoo viel Gegenwind für die Entscheidung, „Altai“ erschossen zu haben. Viele User beschimpften und bedrohten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Direktor Theo Pagel, sodass zwischenzeitlich sogar die Facebook-Seite des Zoos offline genommen wurde.

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In der Folge wurde gegen den Theo Pagel von der Staatsanwaltschaft Köln wegen einer möglichen fahrlässigen Tötung ermittelt. Ein Bericht der Bezirksregierung ließ zunächst die Vermutung zu, der Zoo-Chef habe eine „nicht unerhebliche Verletzung der arbeitsschutzrechtlichen Pflichten“ begangen. Im Wesentlichen ging es darum, ob die Dienstvorschriften zum Betreten des Tigergeheges angemessen waren. Ein Vier-Augen-Prinzip wurde nicht angewandt. Die Ermittlungen wurden jedoch im Dezember 2013 eingestellt. Es ist wohl das größte Drama, das sich im Kölner Zoo seit der Eröffnung im Jahr 1860 abgespielt hat. Tierpflegerin Ruth K. musste mit ihrem Leben bezahlen, Tiger „Altai“ wurde nach dem tödlichen Angriff erschossen. (red)