Ein Unternehmen in Düren schießt gegen die Partei „Bündnis 90/Die Grünen“. Der Kreisvorsitzende spricht von einer „Hasskampagne“.
Anti-Grünen-Plakat an BürofassadeUnternehmer bezeichnet Baerbock und Habeck als Clowns
An der Fassade des Dürener Unternehmens Carl Krafft & Söhne hängt seit kurzem ein großes Plakat. Es zeigt Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck. Sie stecken die Köpfe zusammen, der Blick ist konzentriert und gleichzeitig abwesend.
Darunter ist ein Emblem zu sehen, das dem bekannten „Atomkraft, nein danke“-Motiv ähnelt. Allerdings mit einem anderen Text: „Grüne, nein danke!“. Dazu ein Zitat: „Wenn ein Clown in einen Palast einzieht, wird der Clown kein König, sondern der Palast wird zum Zirkus.“
Unternehmen in Düren: Grüne hätten „ungenügende Personalqualität“
Doch warum schießt das Unternehmen öffentlich so gegen die Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ und ihre Politikerinnen und Politiker? „Unser Plakat zielt in erster Linie auf die ungenügende Personalqualität der Grünen ab“, sagt der Geschäftsführer Michael Hess auf Anfrage. „Das sind Leute, die in der Regel weder eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Studienabschluss erreicht, noch eine substantiierte Berufserfahrung haben.“ Niemand habe je verantwortlich in der Wirtschaft gearbeitet, behauptet Hess.
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Aber auch inhaltliche Ziele der Partei seien seiner Meinung nach kritisch zu betrachten. Dazu zählten laut Michael Hess die Gender- als auch die Migrationspolitik sowie die Energiewende „nach dem Strickmuster der Grünen“.
Das mittelständische und inhabergeführte Familienunternehmen mit 145 Mitarbeitenden hat sich als Anlagenbauer unter anderem auf Walzen konzentriert. Der Geschäftsführer betont, „dass Unternehmer und Unternehmen sich politisch äußern dürfen und sollen“. Schließlich seien sie ein Teil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens im Land. Auch auf Facebook schreibt das Unternehmen: „Wir erachten es als unsere Pflicht, auch als Unternehmen politisch zu wirken, insbesondere wenn gravierende Fehlentwicklungen drohen.“
Auf die Frage, ob das Statement nicht auch als AfD-nah wahrgenommen werden könne, antwortet Michael Hess, dass es immer und ausschließlich um die Sache gehen müsse „und nicht darum, wer eine Meinung eventuell mitträgt oder nicht.“
Anti-Grünen-Plakat in Düren: „Keine politische Äußerung, sondern pauschale Diffamierung“
Chris Andrä, Kreisvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen in Düren, spricht gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von einer „Hasskampagne“ und einem „schlechten Stil“. Das Plakat sei keine politische Äußerung, „sondern eine pauschale Diffamierung der Partei“. Vor allem würden die Köpfe der Grünen in der Bundesregierung diskreditierend dargestellt.
Für ihn sei das ein populistisches Mittel, es würden keine inhaltlichen Argumente verwendet. „Wenn es um eine inhaltliche Ablehnung gehen würde, könnte man sich darüber streiten“, sagt er. Aber bei einer „solchen pauschalen, diffamierenden Polemik“ sei eine Diskussion überflüssig.
Andrä habe den Eindruck, dass die Grünen als Sündenbock für die Versäumnisse der Vorgängerregierung herhalten müssen. Dazu passe auch die seiner Meinung nach bewusst hässliche Darstellung der Spitzengrünen auf dem Plakat. „Es erinnert mich an eine Zeit, als mittels der – oft optischen – Diffamierung von ‚Andersdenkenden‘ die Demokratie quasi abgeschafft wurde“, sagt er weiter.
Einer Firma sei das nicht würdig, findet Andrä. „Ich finde es schwierig, wenn man sich als Geschäftsführer für die komplette Belegschaft äußert. Ich würde mich als Mitarbeiter unwohl fühlen.“ Seiner Meinung nach sollten sich Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und gemeinsam mit der Politik Wege und Lösungen finden.
Auch die Dürener Ortsvorsitzende der Grünen, Verena Schloemer, spricht von einer polemisierenden Darstellung, die nichts mit inhaltlicher Kritik zu tun habe. Und das sei ihrer Meinung nach bedenklich, weil es zur Politikverdrossenheit beitrage.
Schon einmal hat sich das Unternehmen an dieser Stelle politisch geäußert. Vor der Bundestagswahl 2021 warb die Firma dafür, wählen zu gehen, allerdings nicht die Grünen. Das sei für Chris Andrä, dem damaligen Bundestagskandidaten der Dürener Grünen, im Hinblick auf den Wahlkampf eine Meinungsäußerung gewesen und keine Diffamierung wie in diesem Fall.