In den vergangenen Wochen kam es wiederholt zu Sichtungen in Wohngebieten in NRW.
Debatte um VideoErneut Aufregung um Wolf in Wohngebiet in NRW – Landesamt gibt Einschätzung

Das Tier wurde in einem Wohngebiet gefilmt. Vermutlich handelt es sich um einen Wolf.
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Zum wiederholten Male ist ein Wolf am Rande eines Wohngebiets in Nordrhein-Westfalen gesichtet worden. Zwei aktuelle Videos zeigen das Tier, bei dem es sich mutmaßlich um einen Wolf handelt, in Erkrath und Bottrop. Die Aufnahmen sorgen für Aufsehen, aber auch für eine rege Diskussion. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ schätzt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) die Lage ein.
Die Sichtungen von einem oder mehreren Wölfen in der Region gehen inzwischen mehrere Wochen zurück. Zuerst wurden die Raubtiere entlang der belgischen Grenze im Aachener Raum gesichtet. Dann tauchten Videos aus Mönchengladbach und dem Rhein-Kreis Neuss auf. Zwischenzeitlich tauchte auch in Bergheim und Bedburg im Rhein-Erft-Kreis ein Wolf auf.
Neues Video zeigt Wolf in Wohngebiet
Ein aktuelles Video stammt aus Erkrath-Unterfeldhaus, in der Nähe des Düsseldorfer Unterbacher Sees. Die Szenen sind unscharf und wurden bislang von den Behörden noch nicht bestätigt. Es könnte sich aber um einen Wolf handeln.
Ein weiteres Video wurde am Donnerstag (20. März) in Bottrop aufgenommen. Die Aufnahmen wurden in Batenbrock aufgenommen, einem Stadtteil im Süden von Bottrop.
Das Handy-Video wurde offensichtlich aus dem Auto heraus gefilmt. Das Tier läuft zunächst auf dem Bürgersteig einer Wohnsiedlung. Es ist Nacht, die Straßenlaternen eingeschaltet. Als der mutmaßliche Wolf das Auto und den Fahrer erkennt, hält er kurz irritiert inne und flüchtet dann auf einer Rasenfläche in die Dunkelheit.
Hitzige Debatte um Wolf in Wohngebiet
Unter dem Video, das unter anderem in dem Kanal „dein.bottrop“ auf Instagram gepostet wurde, wird über die Szenen rege diskutiert. Während die meisten der Userinnen und User ihre Begeisterung zum Ausdruck bringen, zeigen sich andere verunsichert.
„Wölfe haben im dicht besiedelten Regionen nichts verloren, da gibt es auch nichts zu diskutieren“, findet etwa ein Nutzer. Ein anderer schreibt, dass Wölfe nicht ungefährlich seien für den Menschen und eine gewisse Angst durchaus berechtigt sei.
Eine andere Userin befürchtet, dass es irgendwann einmal zu einem Angriff auf Menschen, sogar auf Schulkinder kommen könnte. Das müsse „geregelt“ werden, findet sie. Auch ein weiterer User schreibt, dass man das Tier in einem solchen Fall, wenn es sich Wohngebieten nähert, abgeschossen werden sollte.
Das sagt das NRW-Landesamt zu den vermehrten Wolfssichtungen
Wir haben beim Lanuv nachgefragt, warum es in den vergangenen Wochen zu solch einer auffälligen Häufung an Wolfssichtungen kommt und ob mögliche Konsequenzen daraus gezogen werden.
„Beim NRW-Wolfsmonitoring laufen aktuell aus ganz Nordrhein-Westfalen viele Hinweise auf mögliche Wolfssichtungen auf“, erklärt Wilhelm Deitermann gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dass es zum Anfang des Jahres zu vermehrten Sichtungen komme, sei ein bekanntes Phänomen. „Wölfe trennen sich im Alter von ein oder zwei Jahren von ihrem Rudel und gehen auf Wanderschaft auf der Suche einem eigenen Territorium oder einer Verpartnerung.“
Handelt es sich um einen oder um mehrere Wölfe?
Die Vermutung liegt demnach auf der Hand, dass es sich bei den Sichtungen möglicherweise sogar nur um ein und denselben Jungwolf handeln könnte. Mit Gewissheit könne man das aber nur durch DNA-Proben sagen. Doch Jungwölfe legen bis zu 70 Kilometer am Tag zurück.
„Es kann daher vorkommen, dass ein Tier seine Wanderung in Belgien beginnt und auf deutscher Seite in einem sehr kurzen Zeitraum in mehreren Kreisen gesichtet wird“, so das Lanuv. „Örtliche Grenzen ziehen wir als Menschen, ein Wildtier in der Regel nicht.“
Wann würde ein Wolf zum Abschuss freigegeben?
Es sei demnach davon auszugehen, dass der Wolf derzeit versucht, seinen Weg durch das dicht besiedelte Gebiet in Nordrhein-Westfalen zu finden. „Wölfe versuchen dem Menschen aus dem Weg zu gehen, nicht immer gelingt das“, so Deitermann weiter. „Auf Videos in der Nähe oder innerhalb menschlicher Siedlungen ist zu erkennen, wie der Wolf einen Ausweg sucht und sich entfernen möchte.“
Für die Jungwölfe seien die vielen Siedlungen im Ballungsraum NRW wie ein Labyrinth. Dass sich ein Wolf auf lange Sicht in solch einem Gebiet niederlässt, sei sehr unwahrscheinlich.
Eine andere Situation wäre gegeben, sollte ein Tier die Scheu vor dem Menschen verlieren und sich aktiv dem Menschen nähern und etwa nach Futter betteln. Ein solcher Wolf zeige kein natürliches Verhalten mehr. „So ein Tier würde der Natur sofort entnommen, also zum Abschuss freigegeben“, so das Lanuv in aller Deutlichkeit.