Die Formation „Dacapella“ bot musikalischen Hochgenuss im Theater 1. Dabei kamen die Hobbymusiker vollständig ohne Instrumente aus.
Konzert„Dacapella“ intonierte in Bad Münstereifel ein ganzes Orchester mit der Stimme
Es will schon was heißen, wenn so viele Menschen ein Konzert besuchen möchten, dass einige wieder weggeschickt werden müssen, weil der Platz nicht reicht. Das Kulturhaus „Theater 1“ erlebte nun solch einen Fall. Die Anziehungskraft ging von der Gruppe „Dacapella“ aus Bergheim (Rhein-Erft-Kreis) aus – und am Ende wusste jeder, warum.
Die Gruppe, die schon 2017 im Haus zu Gast war, bot A-cappella-Musik vom Feinsten. Seit 1995 begeistern die sieben Sänger und Sängerinnen ihr Publikum mit sehr interessanten Arrangements. Bodo Gellrich, von Beruf Lehrer, schreibt die meisten Stücke für die Gruppe und hat zudem eine Stimme mit vielfältigen Klangvariationen. Schon 2010 gewann das Ensemble den A-cappella-Contest NRW in der Kategorie „Pop/semiprofessionell“.
Stimmen und Körper spielten die Titelmelodie von „Game of Thrones“
Den Auftakt bildete im Theater 1 ein ganz unerwarteter Sound. Die Titelmusik der Serie „Games of Thrones“ war zu hören. Alle Klänge und Rhythmen wurden einzig durch Stimme und Körper erzeugt. Dennoch klang es wie ein Orchester. Die Sänger lagen exakt beieinander, auch ohne Dirigenten. Als Hilfsmittel diente ein Ohrmikrofonsystem, über das der Takt eingespielt wurde. Denn die Sänger standen nicht immer in der Reihe, sondern bewegten sich auf der Bühne. Das erschwert die Synchronisation des Rhythmus.
Sie sangen ihre Lieder nicht nur, sondern unterstützten die Worte mit ausgefeilten, sehr ansehnlichen Choreografien, mit Mimik und mit einer inneren Überzeugung.
Im Publikum waren faszinierte Gesichter zu sehen, jedes Stück wurde mit eindringlichem Applaus bedacht. Nach der Pause wurden zwei Lieder ohne Mikrofone gesungen, und siehe da: Sie klangen genauso voll und gut. Allerdings braucht der A-cappella-Gesang Mikros, um in großen Räumen die Songs mit spürbaren Beats unterlegen zu können.
„Dacapella“ zeigt tiefe Verbundenheit mit kölschem Wesen und kölscher Mundart
Sehr lustig und bewegend wurde es, als die Gruppe das schottische Traditionsstück „Bonnie Banks of Loch Lomond“ in den Text der Fußballhymne gleiten ließ: „Mer stonn zu dir FC Kölle.“ Das Publikum hatte spontan das Bedürfnis, sich dieser Liebeserklärung mit lautem Gesang anzuschließen. Überhaupt ließ „Dacapella“ eine tiefe Verbundenheit mit dem kölschen Wesen und der kölschen Mundart durchblicken.
Thomas Kümpel kann in seinen Moderationen nicht nur erfrischend witzige Formulierungen von sich geben, sondern auch sprachlich mit Kölsch und Italienisch brillieren. Und auf echt kölsche Art traut er sich auch in die heiligen Gebiete der katholischen Kirche, wenn er das Fegefeuer als „Seelenwaschanlage“ verballhornt.
Tiefgreifend komisch ist auch eine musikalische Fassung der Geschichte vom „Fischer und seiner Frau“, die wie ein Mini-Musical erscheint. Harmoniewechsel und ständig neue Gags bei der Rhythmus- und Geräuscherzeugung gelangen den Sängern ohne Probleme.
Keiner der A-Cappella-Sänger singt auch beruflich
„Wir proben nur etwa alle zwei Wochen und bereiten ansonsten die Stücke zuhause vor. Die modernen Medien machen das möglich“, erklärte Marius Heck nach dem Konzert.
Keiner der Sänger singt beruflich. Es ist kaum zu glauben, dass bei so wenig Übung so professionelles Singen herauskommen kann. Etwa 15 bis 20 Mal im Jahr treten die sieben Ensemble-Mitglieder auf.
In Bad Münstereifel boten sie zwei Stunden voller Spaß mit erstaunlich harmonischem und akrobatischem Gesang, der die Zuhörer keinen Moment losgelassen hat.