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Alte BekannteLiesel Buchheldt kommt mit knapp 100 Jahren im Film groß raus

Lesezeit 4 Minuten
Ingo Wolfgarten und seine Großmutter Liesel Buchheldt sitzen in schwarzen Sesseln und unterhalten sich. Vor ihnen auf dem Tisch liegt ein Fotoalbum.

Entspannte Momente am Set: Liesel Buchheldt und ihr Enkel Ingo Wolfgarten plaudern in einer Drehpause.

Das neue Musikvideo der „Alte Bekannte“ ist ein Projekt für Oma Liesel Buchheldt aus Mechernich und Musiker-Enkel Ingo Wolfgarten aus Gemünd.

Das Leben im Showbusiness ist nicht nur ein Zuckerschlecken. Die Erfahrung machte nun auch Liesel Buchheldt. „Ach, ist das anstrengend“, stöhnte sie, nachdem sie zum vierten Mal auf dem Bürgersteig an der Bruchstraße auf und ab gehen musste. Dies ist unverzichtbarer Bestandteil des Videos, das die A-cappella-Band „Alte Bekannte“ in Gemünd drehte, für Buchheldt allerdings mehr als aufregend. Denn mit ihren knapp 100 Jahren war es für sie schon etwas Besonderes, einmal im Zentrum von Dreharbeiten zu stehen.

Wer allerdings einen Enkel wie Ingo Wolfgarten hat, der Mitglied einer bekannten Gesangsformation wie den Alten Bekannten ist, muss schon mit derartigen Überraschungen rechnen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal mit meiner Oma ein Musikvideo drehe“, bekannte der in Gemünd lebende Sänger. Dass es dann für sie gleich die Hauptrolle würde, damit war aber auch nicht zu rechnen.

„Ganz egal, wohin die Reise geht“ funktioniert nur mit Liesel Buchheldt

Doch ohne Liesel Buchheldt würde die Story nicht funktionieren. „Ganz egal, wohin die Reise geht“ heißt das Lied, dass Daniel Dickopf für das Video geschrieben hat. Denn das ist eine Kooperation mit der Firma Engel Caravan aus Frankfurt.

Die A-cappella-Band „Alte Bekannte“ steht in einem Fachwerkhof: Friedemann Petter (v.l.), Ingo Wolfgarten, Clemens Schmuck, Björn Sterzenbach und Dan Dickopf.

Die „Alten Bekannten“: Friedemann Petter, Ingo Wolfgarten, Clemens Schmuck, Björn Sterzenbach und Dan Dickopf.

„Wir waren auf der Suche nach einer professionellen Telefonansage“, beschrieb Geschäftsführerin Dominique Bächle das Werden der Idee. Dafür habe die Firma Ladage Medien aus Herford eine Reihe von Songs vorgeschlagen, unter anderem „Ein Engel“ von den Wise Guys, der Vorgängerband der Alten Bekannten. „Das hat uns gleich gut gefallen“, sagte sie. Doch ganz passend sei der Text nicht gewesen. So sei die Idee entstanden, ein eigenes Lied zu komponieren, über das, was Camping bedeutet: Freiheit, Flexibilität.

Sänger Ingo Wolfgarten war als Kind in Schleiden zum Campingurlaub

Ein üblicher Werbesong habe es nicht werden sollen, betonte Bächle. So präsentierte Dickopf, Kopf und Komponist der Alten Bekannten, „Ganz egal, wohin die Reise geht“. Das wird nun auch mit einem Video visualisiert. „Für ihn kein Problem, denn er hat früher mit seinen Eltern immer auf dem Campingplatz in Schleiden Urlaub gemacht“, sagte Wolfgarten.

Die knapp 100 Jahre alte Liesel Buchheldt sitzt in einem Sessel. Sie hält eine Mappe in der einen Hand und zeigt mit der anderen ein Schwarz-Weiß-Foto in die Kamera, das sie als junge Frau zeigt.

Erinnerungen: Liesel Buchheldt zeigt das Bild, das sie ihrem Verlobten während des Zweiten Weltkrieges nach Griechenland geschickt hat, wo er als Soldat war.

Auf zwei Zeitebenen werde die Geschichte in dem Video erzählt, erläuterte Thomas Stuke von Ladage Media. So wird gezeigt, wie eine alte Frau, gespielt von Buchheldt, in einem Fotoalbum blättert und sich an die guten Zeiten erinnert, in denen sie oft mit einem Campingwagen unterwegs war. Auch die Jetztzeit wird abgebildet. So spielen ein Ferrari F8 Tributo, eine junge Frau und ein Tramper (dargestellt von dem Gemünder Tätowierer Peter Peterson) in dem Video mit.

Ein alter Fachwerkhof in Gemünd dient als Kulisse fürs Musikvideo

Für Liesel Buchheldt war alles sehr aufregend. Aus ihrem Wohnort Mechernich wurde sie zum Drehort in der Bruchstraße gefahren, einem Fachwerkhof aus dem 16. Jahrhundert. „Ich weiß gar nicht, was ich machen soll“, sagte sie kurz nach ihrem Eintreffen. Ihre Mitwirkung im Video sei eine Überraschung gewesen: „Ingo hat gesagt, ich muss nichts sagen, sondern nur im Sessel sitzen.“ Die Nacht zuvor habe sie gar nicht schlafen können: „Ich dachte, was kommt da auf mich zu.“

Eine Seniorin, Liesel Buchheldt, geht vor einem historischen Hof in Gemünd mit einem Rollator vorbei. Ein Mann hält eine Kamera in Hüfthöhe und filmt sie dabei.

Ganz schön anstrengend: Immer wieder musste Liesel Buchheldt auf der Bruchstraße vor dem Hof hin und hergehen.

Ein Mann sitzt in einem Innenhof an einem Tisch vor einem Monitor, der in einem Transportkoffer untergebracht ist. Hinter ihm stehen weitere Menschen und schauen auf den Monitor.

Während des Drehs betrachteten die anderen Protagonisten den Monitor, auf dem die Live-Aufnahmen gezeigt werden.

Nur mit dem „im Sessel sitzen“ war es allerdings nicht getan. Immer wieder musste sie für Kameramann René Kwasny in dem für sie vorbereiteten Fotoalbum blättern, in dem Erinnerungsfotos von Campingtouren zu sehen waren. Dann musste die rüstige Dame mehrere Male mit dem Rollator die Bruchstraße entlanggehen, bis Kwasny alle Einstellungen im Kasten hatte.

Die „Einfach-da-Oma“ aus Mechernich ist bald im Film zu sehen

„Meine Großmutter hat neben uns gewohnt“, erzählte der gebürtige Mechernicher Ingo Wolfgarten. Sie sei eine sehr herzliche Person. Und: „Man kann sich richtig gut mit ihr unterhalten.“ Früher habe sie ihm immer vorgelesen, erinnert er sich. „Sie war die Einfach-da-Oma“, so der Musiker.

Als Gegenleistung für Song und Video wird die Caravanfirma den Alten Bekannten ein Jahr lang ein Wohnmobil für ihre Touren zur Verfügung stellen. „Nur drei von uns fünf haben den Führerschein dafür“, sagte Friedemann Petter.

Bisher seien die Fahrten zu den Konzerten oft ein Kompromiss gewesen. Die Techniker seien im eigenen Fahrzeug unterwegs gewesen, während die Band mit privaten Pkw anreiste: „Mit fünf Mann im Auto passten aber Koffer und Anzugtaschen nicht mehr.“ Das Wohnmobil biete einen Ort, sich vor den Konzerten mal zurückziehen zu können, beschrieb Wolfgarten den Vorteil des neuen fahrbaren Untersatzes.

Mittags ging für Liesel Buchheldt ein aufreibender Drehtag zu Ende. „Das war anstrengend“, sagte sie. „Die vielen Wiederholungen waren schon schwierig. Aber trotzdem: Toll!“, zog sie ein zufriedenes Fazit.