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Stadt plant „Laufbahn“Pflaster in Bad Münstereifel ist Hindernis für Rollstuhlfahrer

Lesezeit 5 Minuten

Die Regenrinne in der Straßenmitte im Bereich des Orchheimer Tores soll angehoben und mit großen Betonplatten erneuert werden.

  1. In Bad Münstereifel ist der mittelalterliche Stadtkern eine Pracht.
  2. Doch das Kopfsteinpflaster macht vor allem Rollstuhlfahrern und Rolatornutzern Probleme.
  3. Die Stadt hat sich bereits eine Lösung überlegt – doch die stößt nicht bei allen auf Zustimmung. Jetzt alle Hintergründe lesen.

Bad Münstereifel – Im malerischen Glanz präsentiert sich der mittelalterliche Stadtkern von Bad Münstereifel. Eingebettet in das Werther- und das Orchheimer Tor, bietet die Stadt mit ihren vielen Fachwerkbauten und dem dazu passenden Pflaster sowie der Erft, die durch Bad Münstereifel mäandert, eine Idylle.Doch das Pflaster macht vielen Menschen in der Kernstadt zu schaffen. Da haben Rollstuhlfahrer, wie etwa Christine Börger, Menschen mit Rollator oder Gehhilfen, Sehbehinderte sowie Mütter und Väter mit Kinderwagen ihre liebe Mühe und Not. Das gilt allerdings auch für Frauen mit Stöckelschuhen, die durch die Modemeile flanieren.

Weil es viele Probleme, insbesondere für ältere Menschen, gibt, hat man sich im Rathaus seit geraumer Zeit Gedanken gemacht, wie man die Situation entschärfen kann. Mit der Einbringung des Haushaltsentwurfs hatte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) das Zauberwort „Rollatorbahn“ von Tor zu Tor bereits genannt. „Das war vielleicht nicht der richtige Name“, so die Verwaltungschefin: „Laufbahn trifft es da schon besser.“

„Manche Stellen sind fast unpassierbar“

Rollstuhlfahrerin Christine Börger, sie ist auch Mitglied im Behindertenbeirat, spricht aus Erfahrung: „Nicht überall ist das Pflaster schlecht. Doch es gibt Stellen, die fast unpassierbar und gefährlich sind für Menschen mit Behinderungen.“ So seien manche Fugen derart groß, dass man mit dem Rollstuhl oder dem Rollator stecken bleibe. Geh- und Sehbehinderte könnten wegen dieser Stolperfallen schwer stürzen.

Mit Rollstuhl oder Rollator schlecht zu befahren, ist auch die Einmündung Kapuzinergasse/Alte Gasse.

„Wir wissen, dass wir an verschiedenen Stellen unbedingt etwas machen müssen und sind auch dabei. Allerdings müssen wir Maßnahmen mit dem Denkmalschutz in Einklang bringen“, sagte Preiser-Marian. Stadtplanerin Carmen Haltenhof pflichtete ihrer Chefin bei: „Deshalb sind wir mit Unterstützung von Fachbüros dabei, einen Barriere-Atlas aufzustellen.“

Das Konzept werde voraussichtlich im Mai/Juni vorliegen. „Dann können wir aus unterschiedlichen Fördertöpfen wie Mobilität, Denkmalschutz oder dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) Gelder beantragen. Allerdings bleibt für uns als Stadt immer noch ein Eigenanteil.“ Bei Erneuerung oder Änderung des Pflasters ist man laut Bauamtsleiter Hans-Georg Schäfer schnell bei einem Quadratmeterpreis von rund 200 Euro. „Wir müssen ja ein Pflaster oder große Platten verwenden, die auch überfahrbar sind“, so Schäfer: „Wir machen viel, aber eben in kleinen Schritten. 100 Prozent sind natürlich auf Anhieb nicht zu schaffen. Das ist nicht realistisch.“

Straßenbelag an der Kapuzinergasse soll ausgetauscht werden

Als erste Maßnahme steht die Querung in der Kapuzinergasse in Höhe des Marienheims auf dem Programm. „Die Gelder dafür sind bereits im Haushalt eingestellt, dieser ist aber von der Aufsichtsbehörde – Bad Münstereifel befindet sich im Haushaltssicherungskonzept – noch nicht genehmigt“, sagte die Bürgermeisterin.

Der Straßenbelag soll auch im Kreuzungsbereich Kapuzinergasse/Alte Gasse ausgetauscht werden. „Vielleicht geht es mit einem rechteckigen Pflaster. Aber zuerst müssen einige Abläufe verlegt werden“, sagte Bauamtschef Schäfer.

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Ein Pilotprojekt für eine Lauf-bahn wird nach der Aufstellung des notwendigen Barriere-Atlas wahrscheinlich im Bereich vom Orchheimer Tor bis zu Optik Schlierf entstehen. „Wenn wir Fördermittel bekommen, kann die Maßnahme schnell angegangen werden“, sagte Städteplanerin Haltenhof.

Nach Angaben von Christine Börger und Bauamtsleiter Schäfer ist der Bereich am Orchheimer Tor deshalb mit einem Rollstuhl oder einem Rollator so schwer zu befahren, da die Straße von den beiden Häuserseiten extrem abfällt. Der Grund dafür sei die Regenrinne auf der Straßenmitte.

„Die Rinne in dieser Form brauchen wir nicht. Die könnten wir baulich anheben und mit entsprechenden Platten eine etwa 1,20 Meter breite Bahn anlegen“, kündigte Schäfer an. Ende September hatte es in Zusammenarbeit mit einem Fachbüro und Vertretern des Behindertenbeirates Rundgänge in der Kernstadt gegeben. „Im Selbstversuch bin ich in einem Rollstuhl durch bestimmte Straßen gefahren. Das war sehr anstrengend und eine Erfahrung, wie sich Menschen mit Rollstuhl oder Rollator fühlen. Deshalb muss und wird auch etwas passieren. Aber noch werden alle Ideen und Verbesserungsvorschläge zusammengetragen“, meinte Preiser-Marian.

Ob die angedachten Verbesserungen in der Kernstadt von Bad Münstereifel in diesem Jahr noch realisiert werden können, ist fraglich, denn: Wenn der Barriere-Atlas im Juni erstellt worden ist, müssen zunächst Fördergelder beantragt werden. Erst wenn diese bewilligt sind, können die Arbeiten in Angriff genommen werden.

Rollatorbahn im Kommerner Museum

Die Besucher, die das LVR-Freilichtmuseum Kommern mit dem Rollstuhl, einem Rollator oder Kinderwagen erkunden, sehen die Veränderung vielleicht nicht auf den ersten Blick, spüren sie aber in den Armen. Im Museum ist das unebene Natursteinpflaster auf einer Breite von 1,20 Meter abgeschliffen und damit auf eine Höhe gebracht worden. Dort rollt es sich wesentlich besser als auf dem nicht bearbeiteten Kopfsteinpflaster. Im Gegensatz zu Bad Münstereifel hat das Museum nämlich schon eine Rollatorbahn. „Sie gehört zu den barriere-reduzierenden Maßnahmen, die wir jüngst installiert haben“, sagt Museumsleiter Dr. Josef Mangold.

1,6 Millionen Euro investierte der LVR, um beispielsweise Häuser mit einer Hubbühne zu versehen oder automatische Türöffner zu installieren. Das Freilichtmuseum war diesbezüglich das Pilotprojekts des LVR. Mittlerweile ist das Museum auf dem 2,4 Kilometer langen Rundweg fast barrierefrei zu bewältigen. „Auf der Strecke gibt es keine Steigung, die mehr als sechs Prozent beträgt“, so Mangold. Die Resonanz der Besucher sei überwältigend: „Es kommen jetzt Menschen, die uns vorher nicht besucht haben.“ Nicht nur für Eltern und Menschen mit Handicap sei das abgeschliffene Pflaster eine Erleichterung – auch für Fußgänger. (tom)