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Faszination HeimatDiese schmackhaften Pilze wachsen in den  Eifeler Wäldern

Lesezeit 5 Minuten
Stockschwämmchen wachsen auf einem alten, mit Moos bedecktem Baumstumpf.

Stockschwämmchen sind essbar, haben aber einen tödlich giftigen Doppelgänger.

In den Wäldern im Kreis Euskirchen warten viele Pilze auf den guten Beobachter. Ein Waldspaziergang mit Pilz-Coach Christina Wojtowicz.

Der Waldboden knackt unter Christina Wojtowiczs Füßen. Es hat länger nicht mehr geregnet – keine idealen Voraussetzungen für Wojtowiczs Vorhaben.

Die 49-Jährige ist Pilz-Coach und sammelt schon seit ihrer Kindheit Pilze. An diesem Nachmittag ist sie in ihrem Lieblingswaldstück unterwegs. „Pilzsammler machen einen Mythos darum, wo sie ihre Fruchtkörper sammeln“, sagt sie. Sie ist da keine Ausnahme. Sie sei froh, diese Stelle gefunden zu haben, und wolle nicht, dass zu viele andere hier auch ernten, erklärt sie.

Ein lichter Mischwald ist zum Pilze-Sammeln ideal

Grundsätzlich eigne sich jeder Wald zum Pilze sammeln. Aber: „Je vielfältiger die Baumarten sind, umso unterschiedlicher sind auch die Pilzarten.“ Ein lichter Mischwald sei ideal. Und feucht müsse es eben sein.

Angestrengt lässt sie ihren Blick über das Moos schweifen. Dann entdeckt sie etwas. Einen Baumpilz an einem Stück toter Birke. Der Birkenporling sei ein Heilpilz, berichtet Wojtowicz. Aus ihm könne man einen Sud kochen, der bei Magen- und Darmbeschwerden helfe. Allerdings schmecke der Sud ziemlich bitter, so die Expertin.

Christina Wojtowicz kniet auf dem Waldboden und hält einen Pilz in der Hand. Neben ihr steht ein Korb, in dem bereits gesammelte Pilze und ein Bestimmungsbuch liegen.

Christina Wojtowicz ist Pilz-Coach und geht seit ihrer Kindheit im Wald Pilze sammeln.

Im Wald hat der Birkenporling eine andere wichtige Aufgabe: Er zersetze die Zellulose in Bäumen. Viele Pilzarten zersetzten Biomasse. „Ohne die Pilze würden wir in Laub ersticken“, sagt Wojtowicz. Und: „Je mehr Pilze man im Wald findet, desto gesünder ist der Wald.“ Sie geht weiter.

Weltweit gibt es mehr als drei Millionen Pilzarten

Direkt neben einem Waldweg sprießt auf einem alten Baumstamm eine richtige Gruppe von Pilzen in die Höhe. Stockschwämmchen. Das sei ein guter Speisepilz, sagt Wojtowicz. Allerdings habe er einen tödlich giftigen Doppelgänger: den Gifthäubling.

Dünne, orangefarbene Pilze sprießen aus dem Waldboden.

Farbenfrohe Klekse: Korallen gibt es nicht nur im Meer, sondern auch im Wald.

Insgesamt gebe es in Mitteleuropa 10.000 Großpilze. „Großpilze sind Pilze, die wir sehen und die wir pflücken können“, erklärt sie. Und streng genommen sei das, was man im Wald sammelt, nur der Fruchtkörper des Pilzes. Der Pilz selbst sitze im Boden oder im Holz von Bäumen. Weltweit gebe es mehr als drei Millionen Pilzarten, 120.000 davon seien wissenschaftlich nachgewiesen. Damit sind Pilze die artenreichste Organismengruppe nach den Insekten.

Es gibt zehn tödlich giftige Pilze in den Eifeler Wäldern

Von den 10.000 mitteleuropäischen Großpilzen sind laut Wojtowicz etwa 100 essbar und circa 150 giftig. Tödlich giftig seien aber nur zehn hier vorkommende Pilze. Die sollte man aber erkennen können, sagt die Expertin und weiter: „Pilze sind nicht kontaktgiftig, man kann jeden Pilz anfassen und auch daran riechen.“

Eine Stinkmorchel wächst auf mit Moos bedecktem Waldboden.

Schon von weitem zu riechen: Die Stinkmorchel verbreitet ihrem Namen entsprechend einen eher unangenehmen Geruch. Sie sprießt als kleine Kugel aus dem Boden. Diese sogenannten Hexeneier kann man essen.

Der giftigste Pilz, der in der Eifel wächst, ist der Grüne Knollenblätterpilz. Um ihn einwandfrei zu erkennen, müsse man sich die Knolle anschauen, die in der Erde stecke, erklärt Wojtowicz. Das sei der Grund, warum sie die Pilze lieber im Ganzen aus dem Waldboden nehme und nicht abschneide.

Pilze sollte man niemals roh essen

Die meisten Pilzvergiftungen werden allerdings nicht durch den Verzehr von giftigen Pilzen verursacht, sondern durch den Verzehr vergammelter oder nicht ganz durchgegarter Pilze. „Wenn Sie Pilze pflücken, sollten Sie sie taggleich verzehren.“ Im Kühlschrank ließen sie sich einen Tag aufbewahren, länger aber nicht. „Und niemals roh essen, niemals!“ Champignons seien die einzigen Pilze, die roh bekömmlich seien. Alle anderen Pilze sollte man 20 bis 30 Minuten durchgaren.

Ein Rotfußröhrling sprießt aus dem grünen Waldboden.

Schmeckt gut aus der Pfanne: Mit Röhrlingen wie diesem Rotfußröhrling kann man laut Christina Wojtowicz nichts falsch machen.

Sie geht ein Stück weiter in den Wald, weg vom Weg. Und dann entdeckt sie ihn: Ein Maronen-Röhrling lugt aus dem Moos. Wojtowicz kniet sich auf den Waldboden und dreht den Pilz im Ganzen vorsichtig heraus. „Das ist ein richtig leckerer Speisepilz.“ Er hat einen braunen Hut und oliv-gelbe Röhren, die leicht blauend sind. An manchen Stellen hat er etwas Schneckenverbiss. „Die meisten Pilze sind nicht nur für uns lecker, sondern auch für die Tiere.“ Das könne man aber einfach rausschneiden.

Sogar Steinpilze lassen sich in der Eifel finden

Ein Stück weiter entdeckt die Expertin Rotfußröhrlinge. Sie haben, wie der Name schon sagt, einen rötlichen Stiel und einen filzigen Hut. Auch dieser Pilz sei essbar. Mit Röhrlingen könne man nichts falsch machen, da es keinen tödlich Giftigen gibt, sagt Wojtowicz. Nur einer sei ungenießbar. Der Satansröhrling sei aber gut zu erkennen.

Das Bild zeigt kleine, weiße Fäden am Ende eines Pilz-Fruchtkörpers.

Internet des Waldes wird das Myzel genannt. Über die weißen Fäden verbinden sich Pilze mit Bäumen.

Sie legt die gesammelten Pilze in einen Korb. Etwa ein bis zwei Kilo dürfe man pro Person sammeln. Tatsächlich gebe es in der Eifel auch Trüffel, die stünden aber unter Schutz und dürften nicht gesammelt werden. Und auch Steinpilze könne man hier finden. Für Wojtowicz der leckerste Speisepilz, doch in diesem Jahr habe sie noch keinen entdeckt.

Steinpilze gehören zu den Mykorrhiza-Pilzen. Über dünne weiße Fäden, das Myzel, verbinden sie sich mit Bäumen und erhalten so wichtige Nährstoffe. Deshalb könne man Steinpilze auch nicht züchten, weiß Wojtowicz.

Ihre Ausbeute an diesem Nachmittag ist gering, doch für eine Portion müsste es reichen, sagt sie mit einem Blick in den Korb. Sobald es wieder regne, sollten mehr Pilze zu finden sein.


So schmecken Eifeler Pilze am besten

Am besten schmecken selbst gesammelte Pilze laut Christina Wojtowicz mit Sahnesoße, Petersilie und Pasta. Dazu müsse man Zwiebel klein schneiden und anbraten, dann die Pilze dazu, schmoren lassen und schließlich mit Sahne ablöschen. Dazu dann Spaghetti oder andere Nudeln kochen. Mit Salz und Pfeffer würzen und Petersilie garnieren.

Auf einem blauen Teller liegen Spaghetti in einer Pilz-Sahne-Sauce.

Mit Pasta isst die Expertin ihre gesammelten Pilze am liebsten.

Seit 2022 ist Wojtowicz durch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie zertifizierter Pilz-Coach. Sie bietet Vorträge, Workshops und Führungen für alle Altersklassen an. Außerdem arbeitet sie für das Naturzentrum Eifel in Nettersheim und bietet dort ebenfalls Waldführungen an.


In „Faszination Heimat: Das Leben vor der Haustür“ schauen wir uns jeden Monat in der Natur um. Was kriecht und krabbelt da, was wächst und blüht? Wir setzen unterschiedliche Schwerpunkte und sprechen mit Expertinnen und Experten. (jre)