Flut in Bad MünstereifelRathaus-Erdgeschoss wird saniert
Bad Münstereifel – Wer aktuell im Münstereifeler Rathaus arbeitet, muss bisweilen lange Wege gehen. Denn wegen der ganzen Bauarbeiten und regelmäßigen Sitzungen führt nicht immer der kürzeste Weg ans Ziel.
Das Erdgeschoss des Roten Rathauses war von der Flutkatastrophe arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Sanierungsarbeiten laufen auf Hochtouren. Und die Stadt wird die Chance nutzen und das Erdgeschoss neugestalten, wie Walter Henn, Amtsleiter Hochbau bei der Stadt, erklärte.
Letzte Sanierung vor zehn Jahren
Gewandhaus, Rathaus und Malzlager
Das Rathaus wurde angeblich bereits um das Jahr 1350 herum errichtet. Doch laut Stadthistoriker Harald Bongart ist das nicht nachweisbar. Bestätigt ist allerdings, dass das heutige Rathaus Anfang des 15. Jahrhunderts als „Gewandhaus auf dem Markt“ genutzt wurde und der Wollweberzunft als Versammlungsstätte diente.
Der westliche Teil, in dem sich der historische Sitzungssaal (der heute auch als Trauzimmer genutzt wird) befindet, wurde 1550/51 errichtet und am 27. September 1551 mit einer Ratssitzung eingeweiht. Ursprünglich besaß dieser Flügel einen Turm, in dem die Bürgerglocke und -uhr waren.
1794 war das Rathaus baufällig. Nur der Einmarsch der Franzosen verhinderte den Abriss. Lediglich der Turm verschwand. 1821 verkaufte die Stadt das Rathaus an die Bierbrauerfamilie Hendrichs,die aus dem Gebäude ein Malzlager machte. 1904 erwarb die Stadt das Gebäude zurück. Von 1926 bis 1930 wurde es grundlegend restauriert – wegen der Weltwirtschaftskrise aber anders, als geplant. Statt einen Balkon vor dem Sitzungssaal anzudeuten, wurde lediglich das Eisengitter angebracht. Bei einem Bombenangriff am ersten Weihnachtstag 1944 wurden der Südflügel und das östliche Nebengebäude zerstört. Die Baulücke wurde 1969 durch den Neubau geschlossen. (ets)
Dabei war die letzte Sanierung vor der Flut gerade einmal zehn Jahre her. Damals wurde das Bürgerbüro neu gestaltet. Das wird wieder im Erdgeschoss Platz finden, genau wie Teile des Ordnungsamts und der Poststelle. Außerdem wird es einen Zugang zu Toiletten geben, die im Keller, dem ehemaligen Archiv, untergebracht sein sollen. „Wir werden das Erdgeschoss wieder so herstellen, wie es einmal war.“ Nur eben ein wenig moderner und ein wenig anders aufgeteilt. Bald wird sich auch die Politik damit beschäftigen müssen. Henn hatte bereits vor Wochen berichtet, was die Stadt vorhat. Doch es steht eine Entscheidung an, welcher Fußbodenbelag künftig im Erdgeschoss verlegt wird.
Klar wird sein: Auf ein Großraumbüro wird in Zukunft verzichtet. Maximal drei Kollegen werden in einem Büro sitzen. Auch ein Sichtkontakt zu den Kollegen in den Büros wird ermöglicht – als Schutzfunktion. Auf Wunsch von Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian wird im Erdgeschoss mehr Glas verwendet, damit das Rathaus auch transparenter wird. „Das Erdgeschoss war vorher Stückwerk und wird nun geradliniger“, erklärt Henn. Bei der Gestaltung des Erdgeschosses folgt man laut Henn der Regel „Form Follows Function“. „Die Kollegen sollen sich wohlfühlen und die Bürger dort zurechtkommen.“
Fahrradstellplatz im Keller?
Eine Behindertentoilette wird über einen barrierefreien Zugang ins Rathaus möglich sein. Auch eine kleine Küche wird im Erdgeschoss Platz finden. Vom Keller aus wird ein zweiter Fluchtweg eingerichtet. Apropos Keller: Nach wie vor steht die Idee im Raum, dort einen Fahrradstellplatz für die Mitarbeiter unterzubringen.
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Die Stadt setzt bei der Sanierung auf Nachhaltigkeit in Form einer kontrollierten mechanischen Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung und Fußbodenheizung. Die Stahlbetondecke ist mittlerweile eingezogen. Das Gewölbe darunter war von der Flut nicht betroffen.
17 Arbeitsplätze sollen im Erdgeschoss möglich sein. „Bisher waren es ein paar weniger.“ Durch den Wegfall der Druckerei, die im Erdgeschoss untergebracht war, ist die Erweiterung möglich. Doch bis mindestens Ende des Jahres werden sich die Mitarbeiter noch gedulden müssen und derzeit etwas beengt im übrigen Rathaus oder im Homeoffice arbeiten. „Darüber sind nicht immer alle glücklich“, weiß Henn. Die Baugenehmigung beim Kreis werde so schnell wie möglich beantragt. 1,8 Millionen Euro wurden im Wiederaufbauplan für die Rathaussanierung eingestellt.