Georg Schmiedel von F&S Concept erläuterte im Stadtentwicklungsausschuss, wie die Situation in Arloff und Kirspenich entschärft werden soll.
Entwickler stellt Pläne vorHochwassergefahr in Kirspenich soll durch das Baugebiet sinken
Es klingt zunächst unglaubwürdig: Obwohl am nordöstlichen Rand von Kirspenich eine fast zehn Hektar große Fläche versiegelt wird, soll sich die Entwässerung nicht nur in dem Gebiet selbst, sondern auch in Kirspenich und Arloff deutlich verbessern. Dies versicherten jetzt zumindest Georg Schmiedel von Projektentwickler F&S concept und Ingenieur Christian Lorenz.
Aktuell, so führte es Schmiedel in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses in Bad Münstereifel aus, laufe das Wasser, von Kirchheim kommend, unkontrolliert ins Dorf, wo es in den Holzbach gelange, sodass es bei Starkregenereignissen in Arloff zu Überschwemmungen kommen könne. Weitere Problemstellen gebe es am Flettenbergweg und an der Bachstraße, wo der Kanal bei Starkregen das Wasser nicht verarbeiten könne und hochdrücke.
Entwickler plant mit deutlich höheren Werten, als er muss
Mit dem Baugebiet sollen sich diese Missstände verbessern, wenn nicht gar ein Ende finden. „Wir haben vom ersten Tag an versprochen, dass die Situation sich deutlich verbessert, weil wir das Wasser leiten werden. Die Unkontrolliertheit ist derzeit das Problem“, so Schmiedel.
Bei der Entwässerungsplanung habe F&S nicht, wie vorgeschrieben, nur Vorkehrungen für ein fünf- oder zehnjährliches Hochwasser getroffen, sondern für ein 100-jährliches. Das Wasser aus Kirchheim gelange in eine 1,5 Millionen Euro teure „hochkomplexe Versickerungsanlage“, die mit ihren „hoch durchlässigen Versickerungsschächten“ acht Millionen Liter Wasser aufnehmen könne.
„Damit können wir Wassermassen von fünf-, zehn- und 20-jährlichen Hochwassern aus Kirchheim aufnehmen. Das Wasser gelangt dann nicht mehr in den Ort“, versprach Schmiedel. Das bedeute letztlich auch eine Entlastung für die Erft und damit für Kreuzweingarten, Euskirchen und Weilerswist.
Das Baugebiet ordnet laut Entwickler die Wasserläufe in Kirspenich
Aktuell seien die Versickerungswerte schlecht. „In den ersten 50 Zentimetern haben wir eine Versickerung nahe null“, so Schmiedel. Das Baugebiet ordne die Wasserläufe. Die Versickerung ins Grundwasser erfolge in vier Metern Tiefe. „Es ist ausgeschlossen, dass das Wasser wieder austritt“, versicherte Lorenz. Sollte es ein solches Starkregenereignis geben, dass die Acht-Millionen-Liter-Marke überschritten werde, laufe das Wasser natürlich wieder ins Dorf, so Schmiedel, der ergänzte: „Aber es gibt eine klare Verbesserung der Ist-Situation.“
Da das geplante Baugebiet nach Norden hin auf einer Kuppe liege, werde auf der anderen Seite der Kuppe, am zukünftigen Quartiersplatz, ein weiteres, deutlich kleiner dimensioniertes Versickerungsbecken errichtet. Die berechneten Werte seien besser, als man zunächst angenommen habe, so Schmiedel. Theoretisch könne man dieses Becken nun kleiner dimensionieren. „Das lassen wir aber“, so der F&S-Gesellschafter.
Die beiden genannten Kanal-Engstellen im Ort sollen auch entschärft werden. Per Bypass soll das unterirdische Wasser nicht mehr vom Pascalweg direkt in den Flettenbergweg fließen, sondern in ein Rückhaltebecken an der Brückenstraße geleitet werden. Das Problem an der Bachstraße soll durch eine Verbreiterung des Kanals gelöst werden. „Da wird die Situation entschärft“, so Schmiedel.
Martin Mehrens (CDU) fragte nach einem möglichen Neubau einer Leitung, die direkt ins nahe gelegene Klärwerk führe. Dem Vorschlag erteilte Christian Lorenz allerdings eine Absage: „Es gibt dafür an der Kläranlage keine freien Kapazitäten, die vorgestellte Lösung ist alternativlos.“
Eine letzte Entwässerung entsteht an der Landesstraße 11, also an der Zufahrt zum Baugebiet. Am Kreisverkehr solle das Wasser geordnet aufgenommen werden, „damit es nicht irgendwohin läuft“, sagt Schmiedel.
Erdwärmepumpen und Solarpark: Genug Strom für alle Haushalte
Im südlichen Bereich des Baugebiets, auf der anderen Seite des Feldweges (Verlängerung Windenweg), entsteht ein Solarpark. Er werde jährlich 900.000 Kilowattstunden Strom produzieren, was für die 230 Haushalte reichen werde. Für die sonnenlose Zeit gebe es Ökostromverträge von der e-regio. „So gelangt kein grauer Strom in die Wärmepumpen.“ Denn unter dem Solarpark werden 100 Meter tiefe Löcher gebohrt – insgesamt 100 an der Zahl. Die Fläche werde außerdem zum Biodiversitätspark. Bürger könnten Anteile am Solarpark über eine Energiegenossenschaft erwerben.
Möglicher Baubeginn: Erste Häuser ab Frühjahr 2026
Nach aktuellem Plan könnte 2025 mit dem Bau des Versickerungsbeckens begonnen werden. Die ersten Häuser sollen im Frühjahr 2026 errichtet werden.
So entschied die Politik: Mehrheit für Änderung des Flächennutzungsplans
Thomas Bell (parteilos) und Tenzin Naktsang (SPD) stimmten gegen die Änderung des Flächennutzungsplans, Brigitte Fuchs (SPD) enthielt sich. Der Rest stimmte dafür.