Wiederaufbau in IversheimElisabeth Hanczaryk erlebte die Flutnacht im eigenen Haus
Bad Münstereifel-Iversheim – Elisabeth Hanczary (50) lebt in Bad Münstereifel-Iversheim und blieb während der Flutnacht in ihrem eigenen Haus, während ihre Kinder evakuiert wurden. Nun berichtet sie über den Wiederaufbau und die Hilfen im Ort:
„In der Flutnacht bin ich in meinem Haus in Iversheim geblieben. Die Kinder wurden von Freunden evakuiert. Um 22 Uhr kam eine riesige Flutwelle die Straße runter. Fässern, Paletten und Mülltonnen schwammen in den Wassermassen. Mein Garten wurde völlig verwüstet, im Keller stand das Wasser 1,70 Meter hoch. Zum Glück blieb der Rest des Hauses verschont.
Dann wurde es zappenduster, innerhalb von ein paar Minuten ging es zurück ins Mittelalter: kein Strom, kein Netz, kein Internet. Nachdem wir uns aus dem Haus gerettet hatten, war am nächsten Tag Aufräumen angesagt. Freunde von uns, Kollegen, Kameraden, Unbekannte, alle sind hierhin gekommen um zu helfen. An Tag fünf nach der Flut waren meine 100 Quadratmeter Keller leer.
In der zweiten Woche nach der Flut bin ich dann in die Koordination der Hilfe mit eingestiegen. Ich hatte gehört, dass das Deutsche Rote Kreuz abziehen würde, das sich um die Essenausgabe für Helfer und Einheimische gekümmert hatte.
Zu dem Zeitpunkt brauchten wir aber noch ein paar hundert Portionen am Tag. Also haben wir mit anderen zusammen Lebensmittel, einen Koch und alte Bundeswehrausrüstung organisiert und eine Küche hochgezogen. Irgendwann haben uns die Hilfsorganisation Tzu Chi und verschiedene Streetfoodstände Essen geliefert, bis wir von einem Zülpicher Cateringdienst beliefert wurden. Das hat uns sehr entlastet.
Mittlerweile sind wir hier in Iversheim im Wiederaufbau.
„Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft waren unglaublich“
Das wäre ohne Hilfe von Hunderten Freiwilligen nicht möglich gewesen. Was man hier an Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft erleben konnte, war unglaublich. Am Anfang wurde die Hilfe von der Feuerwache aus koordiniert, später sind wir in den Dorfsaal umgezogen. Dort ist ein richtiges Zentrum mit Cafébetrieb.
Dort können sich alle Betroffenen Kleidung und alles andere abholen, Kaffee trinken, Kuchen essen und sich vor allem mit anderen austauschen. Das ist das wichtigste – weil so viele Psychologen, wie du in allen Flutgebieten bräuchtest, gibt es gar nicht.
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Wir wollen da sein, damit sich die Menschen nicht in ihr stilles Kämmerlein zurückziehen – denn mental geht es sehr vielen nicht gut. Ich glaube zwar, dass unser Dorf verhältnismäßig gut für den Winter aufgestellt ist. Trotzdem ist die Krise noch lange nicht überstanden. Wir können sie nur bewältigen, wenn wir auch weiterhin zusammenhalten.
Um das zu schaffen, haben wir die Initiative „Eveschem, mer stonn fest zesamme!“ gegründet, die die Hilfsangebote in Iversheim koordinieren soll und den Wiederaufbau unseres Dorfes aktiv mitgestaltet.“
Aufgezeichnet von Tim Morgenstern.