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WiederaufbauDer Torwächter von Bad Münstereifel hat wieder eine Tür

Lesezeit 4 Minuten

Neues Geländer und alte Mauern: Derzeit wird noch an der Werther Straße gearbeitet.

Bad Münstereifel – Endlich! Die Zeit des Provisoriums ist für Bernd und Jeannette Bünger vorbei. Zwar hatte die dünne Übergangs-Haustür durchaus ihren eigenen Charme, weil die Nachbarn die Ornamente der von der Flut weggespülten Originaltür mit Stiften darauf gezeichnet hatten. Doch seit Dienstag hat das Ehepaar, das in Bad Münstereifel unter der Bezeichnung „der Torwächter und des Torwächters Weib“ für seine Stadtführungen bekannt ist, wieder eine richtige Haustür. Und was für eine!

Hergestellt haben die Eichentür Teilnehmer eines Freiwilligen Sozialen Jahres in der Denkmalpflege und ihre Anleiter aus den Jugendbauhütten – und zwar unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Im September nach der Flut waren die jungen Leute mit ihren Ausbildern nach Bad Münstereifel gekommen, unter anderem, um Lehmwände einzuziehen. „Drei Häuser hier am Entenmarkt waren als Projekt ausgesucht worden“, weiß Bünger.

Volumen mal Dichte ergibt Gewicht

Aber sie haben sich auch der büngerschen Tür angenommen. Die neuen FSJler haben das Werk ihrer Vorgänger in diesem September übernommen und vollendet. Drei junge Leute und ihr Fachanleiter Eric Janssen bauten die schwere Tür am Dienstag ein. Aber wie viel wiegt sie wirklich? Die Frage des Reporters gibt Janssen direkt weiter: „1,10 Meter Breite, zwei Meter Höhe, sieben Zentimeter Dicke, das mal die Dichte von 900. Was ergibt das?“ Das im Kopf ausgerechnete Ergebnis von 120 Kilogramm war da sogar noch um fast 20 Kilo zu gering.

Das bemalte Provisorium hat ausgedient: Bernd Bünger ist froh.

1,60 Meter hoch stand das Wasser bei Büngers in der Nacht zum 15. Juli 2021. Aus dem ersten Stock sahen sie nach anfänglichen Versuchen, den Keller zu retten, zu, wie das Haus volllief und die Tür weggespült wurde. Seitdem ist viel passiert im Haus. Das Ehepaar hofft, Weihnachten wieder in den eigenen vier Wänden verbringen zu können. Das Erdgeschoss ist komplett erneuert worden. Vieles hat Bernd Bünger selbst gemacht – und eine Menge über die Arbeit mit Lehm gelernt.

Nimmt an der neuen Tür genau Maß: Ausbilder Eric Janssen.

Nur die Stadtführungskollegin Almut Kossmann hat jetzt ein kleines Problem. Am Entenmarkt hatte sie immer einen Abstecher gemacht zum Haus der Büngers und erzählt, die Einkerbungen an der Tür stammten von Bajonetten von Napoleons Soldaten, die Einlass begehrten. Ob das wahr ist oder einfach nur eine gute Geschichte, will Bernd Bünger offenlassen. Fakt ist: Die neue Tür hat keine Kerben – und das soll auch so bleiben.

Neuaufbau abgeschlossen: Die Brücke über die Erft in Höhe des Entenmarktes ist fast fertig, nur der Belag fehlt noch.

Arbeiten schreiten voran

Wie immer, wenn man sich mit dem Wiederaufbau in Bad Münstereifel befasst, muss man konstatieren: Es hat sich viel getan in der Stadt. Die „Pflasterlücke“ am Markt, wo Orchheimer, Werther und Markstraße zusammentreffen, wird immer kleiner. „In diesem Abschnitt ist die Verkehrsführung eine große Herausforderung, da es sich sowohl um einen Kreuzungsbereich handelt als auch in diesem Bereich zwei Brücken anschließen“, formuliert es Ralf Wassong, technischer Betriebsleiter der Stadtwerke. Die Arbeiten dort nehmen mehr Zeit in Anspruch, so Wassongs Erklärung, weil nicht gleichzeitig an beiden Brücken mit Unterbau und Pflasterung begonnen werden könne. Außerdem benötige das neu verlegte Pflaster eine gewisse Ruhezeit, bevor es belastet wird.

Ein Lückenschluss wird nicht nur bei der Eifeler Autobahn angestrebt, sondern auch im Bereich des Münstereifeler Marktes.

Die zerstörten Erftmauern in der Kernstadt seien zu 95 Prozent wiederaufgebaut, auch die Abdeckplatten werden als Abschluss bereits verlegt. Das neue Geländer mit integriertem Hochwasserschutz entlang der Erft ist ebenfalls installiert.

Überreste der Arbeiten liegen noch auf den Abdeckplatten der Erftmauern.

Außenorte

In der Planungsphase befindet sich der Wiederaufbau der Straßen in Iversheim und Arloff. In Iversheim ist auch der Brückenaufbau geplant. Mit den Arbeiten soll Ende 2022/Anfang 2023 begonnen werden. (ets)

Aktuell konzentriert sich ein Teil der Arbeiten auf den Entenmarkt. Dort wird die Infrastruktur mit den unterirdischen Versorgungsleitungen erneuert. Unmittelbar nach dem Abschluss dieser Arbeiten wird mit Unterbau und Pflasterung der Fläche begonnen. Dabei werden, anders als auf der Flaniermeile, die alten Pflastersteine eingesetzt. Bereits abgeschlossen am Entenmarkt ist der Neuaufbau der zerstörten Brücke. Allerdings fehlt auch hier noch der Belag. Damit sind laut Wassong alle städtischen Brücken innerhalb des Mauerrings saniert.

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Beendet sind auch die Arbeiten an der Stumpfgasse. Es folge nun die Infrastruktur der Turmstraße. Je nach Witterungsverhältnissen werde der Abschnitt Unnaustraße danach angegangen. Ende Oktober beginnen außerdem die Arbeiten an der Freitreppe. Direkt daneben werden zeitgleich die Kinderspielgeräte aufgebaut und die Fallschutzfläche hergestellt.