Beim Wieverdaach in Bad Münstereifel ging es auf und vor der Bühne an der Stiftskirche rund. Die Schlüsselübergabe wurde jeck gefeiert.
Rathaussturm in Bad MünstereifelGoldgräberstimmung in der Wild-West-Kurstadt
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In glitzernden Kostümen zeigten die Hochtürmer Girls aus Houverath flotte Tänze mit akrobatischen Einlagen.
Copyright: Heike Nickel
„Vor wenigen Tagen begab es sich, dass die Goldgräber-Einheit der Stadtverwaltung (landläufig auch als Kämmerei bekannt) mit Spitzhacken und Schaufeln die Kurcity-Mountains rund um Bad Münstereifel nach Goldadern durchwühlte“, heißt es in der Verlautbarung der Stadtverwaltung anlässlich des Weibertages, an dem die zehn Karnevalsvereine der Stadt traditionell den Rathausschlüssel und damit die Regentschaft übernehmen. Zumindest bis Aschermittwoch.
Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian ritt zu den Klängen von „Bonanza“ als Cowgirl mit Steckenpferd auf die Bühne, im Gefolge einige Stadtbedienstete und Ratsherren. „So schnell geben wir nicht auf“, verteidigte die Chefin ihr Rathaus. Im Laufe der drei Stunden bewies Preiser-Marian wieder viel rheinischen Humor und machte jeden Spökes mit.
Die Hummeln aus Rupperath suchen dringend Nachwuchs
Es dauerte ein wenig, bis der Platz vor der Bühne sich mit Menschen gefüllt hatte. Aber einige, die von Anfang an da waren, ließen keinen Zweifel daran, dass sie in allerbester Feierlaune waren. So auch die lustigen Hummeln aus dem Örtchen Rupperath.
„Wir haben seit Jahren keine eigene Sitzung und seit zwei Jahren auch keinen Zug mehr bei uns, was so schade ist“, sagte Sonja Häger, noch Vorsitzende der KG Rupperath. „Wir brauchen dringend junge Leute, die das in die Hand nehmen! Wir feiern doch alle gerne.“
Jecken vor der Stiftskirche zeigten sich textsicher bei Karnevalshits
Moderiert wurde der Wieverdaach in Mönste an der Stiftskirche von Michael Dormagen, Hauptorganisator war Dirk Jäckel vom Stammtisch der Karnevalsvereine der Stadt Bad Münstereifel. Musikalisch wurde der Nachmittag von den verschiedenen Musikzügen und Kapellen der Gesellschaften gestaltet. Als es zwischendurch ein paar Probleme mit der Technik gab, liefen einfach beliebte Karnevalshits aus der Konserve, in die die Jecken lauthals und textsicher einstimmten.
Auf dem Platz tummelten sich bunt kostümierte Menschen aller Altersklassen – vom Kleinkind bis zum Senior. Ilse Rieve strahlte mit ihren 80 Jahren mit Tochter Andrea Gockel um die Wette, als die Enkelin auf der Bühne Showtanz zeigte. „Ich bin eigentlich Marketenderin. Früher haben wir das Rathaus immer gestürmt“, erzählte Ilse Rieve stolz. Wie alt sie schon sei, das merke sie übrigens nur, wenn sie mal ihren Ausweis in den Händen halte.
Am Ende musste Gouverneurin Sabine Preiser-Marian den Schlüssel zum Rathaus trotz einigem Hin und Her doch rausrücken. Die Bürgermeisterin: „Wenn die närrischen Übergangsherrscher das Rathaus am Aschermittwoch wieder verlassen, wäre ich übrigens sehr dankbar, wenn sie ein paar Münzen in der Stadtkasse hinterlassen könnten.“