Die Jungfrau ist ein Mann, dafür sind Prinz und Bauer Frauen – und ein Bart musste auch dran glauben: die jecke Proklamation in Iversheim!
ProklamationIn Iversheim steht die Jungfrau auf einmal ohne Vollbart da
Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian hatte es geahnt: „Beim Gottesdienst vor Beginn der Proklamation hatte ich mir den Pierre angesehen und mich gefragt: ,Ob der den Bart dran lässt?'.“
Keine zwei Stunden später zeigte sich, dass diese Frage berechtigt war. Da saß Pierre Hunsicker, der im neuen Dreigestirn der KG Rot-Weiß Iversheim Ihre Lieblichkeit Jungfrau Hunsi I. ist, nämlich, streng geheim, im Friseurstuhl von Friseurin Jana Lutterbach.
Die Fachfrau nahm dem 31-Jährigen den seit acht Jahren gepflegten Vollbart ab. „Ich habe mir gesagt: ,Wenn ich mitmache, dann ganz oder gar nicht'“, so der frisch Bartlose grinsend, während ihm Petra Esser gekonnt den Lidstrich zog und die Lippen mit knallrotem Lippenstift in Farbe brachte.
Ein gemischtes Dreigestirn als Lösung für Iversheimer Tollitätenprobleme
Eine männliche Lieblichkeit – in einem traditionellen Trifolium wäre das normal. Aber zwei weibliche Mitregenten mit Bauer Bianca I. (Isenberg) und Prinz Nicole I. (Boehnke), diese Kombination gibt es im Karneval eher selten. Es wirkt eher wie ein verhindertes weibliches Trifolium, und so ähnlich kam die Konstellation ja auch zustande.
Dabei war das Trio eigentlich nur deshalb zusammengekommen, weil nach drei Jahren ohne neue Tollitäten – das letzte amtierende Prinzenpaar war das der Session 2019/20 – ein zwischenzeitlich gefundenes Prinzenpaar die Ehrenaufgabe zurückgegeben hatte. Die erste Nach-Corona-Session 2021/22 fiel der fürs Iversheimer Ortszentrum verheerenden Flutnacht im Juli 2021 und der Beseitigung der Hochwasserschäden zum Opfer.
„Nicole und Bianca wollten aber auf keinen Fall die Jungfrau 2023/24 sein“, so Pierre Hunsicker, der sich daraufhin bereit erklärte, die Lücke zu schließen. Koste es ihn, was es wolle. Ob er den Bart nach Aschermittwoch wieder wachsen lasse, sei noch offen. Im Dorfsaal von Iversheim wussten vorab nur sehr wenige von dem Coup. Umso größer war der Jubel, als das gemischte Trio mit großem Gefolge und zu den Klängen des Spellmannszochs durch den Saal auf die Bühne zog.
Viel Applaus für ehemalige Tollitäten in Iversheim
Kurz zuvor waren die alten Tollitäten Bernd I. und Rosi I. (Kastert) unter dem Dankesbeifall der rund 350 Besucher im Dorfsaal für drei Jahre Regentschaft verabschiedet worden.
Ein buntes rund fünfstündiges Programm unter der Leitung von PriPro-Präsident Erik Gasthaus wartete dann auf alte wie neue Majestäten und die Gäste. Es bestand fast komplett aus eigenen Kräften der KG sowie Auftritten befreundeter Vereine vom karnevalistischen Stammtisch der Stadt Bad Münstereifel. „So konnten wir die Kosten reduzieren und auf einen Eintrittspreis verzichten“, freute sich KG-Vorstandsmitglied Peter Esser.
Mit von der Partie waren unter anderem die KG-Showtanzgruppen Crazy Girls, Mini Girls und Pretty Girls, die Kolleginnen von Showtime aus Mutscheid und der Tanzsportverein Elsig, zudem Björn Wassong als Ne Jeck im Rähn im närrischen Bühnensolo, die Karnevalisten aus Houverath und das neue Prinzenpaar aus Schwerfen. Im Publikum war auch das frisch proklamierte Trifolium aus Arloff-Kirspenich.
Das ist das bunte Iversheimer Dreigestirn
Prinz Nicole I. (Boehnke) ist 46 Jahre alt und ledig. Sie arbeitet beim Bundesverwaltungsamt. Jecke Ehrenämter liegen in ihrer Familie: Uroma Käthe war eine Mitgründerin des Frauenkreises Iversheim, Uropa Bell war 1952/53 Prinz in Arloff-Kirspenich.
Bauer Bianca I. (Isenberg) ist 40 Jahre alt, verheiratet und hat einen Sohn. Bianca ist Erzieherin im Katholischen Kindergarten in Bad Münstereifel. Als Kind tanzte sie in der Funkengarde des Frauenkreises Iversheim.
Jungfrau Hunsi I. (Pierre Hunsicker) ist 31 Jahre alt, ledig und arbeitet als Metallbaumeister. Hunsicker ist in vielen Ortsvereinen aktiv, wie die Mitregentinnen auch in der KG. Alle drei bezeichnen sich als „Dorfkinder durch und durch“, und so haben sie auch ihr Sessionsmotto gewählt: „Dorfkind von Kind an im Hetze Eveschem“. (sli)