BauplanungWeiterhin große Diskussionen über Erft-Freitreppe in Bad Münstereifel
Bad Münstereifel – Dass in einem politischen Gremium darüber diskutiert wird, ob man überhaupt diskutieren darf, ist wohl eher selten. Aber es zeigt, dass die Pressemitteilung der SPD im Vorfeld des Bau- und Feuerwehrausschusses, in dem auch über die Idee einer Freitreppe zur Erft direkt neben dem Burgaufgang gesprochen wurde, gefruchtet hat. Die SPD warf der Stadt vor, noch vor den Workshops des City-Managements Fakten schaffen zu wollen.
Dem widersprach die Verwaltung vehement. „Wir wollen die Beteiligung der Öffentlichkeit nicht übergehen“, sagte Willy Müller, kaufmännischer Betriebsleiter der Stadtwerke. Allerdings stehe man wegen des Beginns der Straßenbauarbeiten unter Zeitdruck, weshalb die Meinung des Ausschusses gefragt sei, um sie in die Ratssitzung am kommenden Dienstag zu transportieren. Müller findet außerdem: „Über Architektur muss kontrovers diskutiert werden, siehe die Bruder-Klaus-Kapelle in Wachendorf.“
Dankbare Bürgermeisterin
Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) zeigte sich dankbar darüber, dass sich die Bürger so viele Gedanken machten. Aber auch sie ist der Ansicht, dass der zuständige Fachausschuss sich eine Meinung bilden darf: „Das ist eine ganz normale Abwägung. Aber ebenso ist die Frage wichtig: Wie sehen das die Bürger?“
Die Idee zur Freitreppe sei bei einem Rundgang mit Denkmalpflegerin Monika Herzog gekommen, wie Carmen Haltenhof von der Verwaltung es beschrieb. „Es geht nicht um den Blick auf die Burg, sondern um das Wasser“, ergänzte sie. Die Erft solle erlebbar oder sogar betretbar gemacht werden. „Viele Städte würden sich wünschen, so etwas zu haben.“
Bloß kein Beschluss
Um auch ja keine Fakten zu schaffen, bat Martin Mehrens (CDU) darum, in Sachen Freitreppe auf keinen Fall im Bauausschuss einen Beschluss zu fassen. Diesem Ansinnen stimmte der Ausschuss zu. Nach einem kurzen Diskurs zum Thema „Nicht ganz glücklich verlaufene Bürgerbeteiligungen in den vergangenen 50 Jahren in Bad Münstereifel“ wurde dann auch tatsächlich über die Freitreppe gesprochen – auch wenn Günter Kirchner (FDP) und Tenzin Naktsang (SPD) kundtaten, am liebsten die Workshops der Bürger abzuwarten. Ansonsten zeigte sich in der Politik das gleiche Bild wie eine Woche zuvor bei der Ortsbegehung der Initiative „Neugestaltung der Kernstadt“.
„Fifty-fifty heißt es bei uns in der Fraktion“, sagte Mehrens. Und Thomas Bell, der als Einzelkandidat und deshalb ohne Fraktionsstatus für die Linke im Ausschuss sitzt, meinte scherzhaft: „Auch in unserer Fraktion gibt es eine Zerrissenheit.“ Zum einen sei da die innovative Idee und Erneuerung, aber durch den Blick auf die nahe Ufermauer sei die Treppe nicht so frei, wie der Name suggeriere.
Hochwasser und andere Gefahren
Kerstin Oerter (Grüne) sprach den Hochwasserschutz an, da entgegnete Mehrens: „Hochwasserschutz fängt vorher an.“ Die Erft sei aber vielen Bürgern am 14. Juli zu nah auf die Pelle gerückt.
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Jörg Hartmann (UWV) sah eine andere Gefahr: „Wir schaffen uns einen Gefahrenpunkt, der durch die Mauer eingegrenzt war.“ Gemeint war die Gefahr für spielende Kinder in der nicht immer ruhigen Erft. Dem Einwand der Bürgermeisterin, dass die Eltern auf ihre Kinder achtgeben würden, widersprach Thomas Bell. Über die Wertherstraße gingen auch Schüler, deren Sicherheit in der Verantwortung der Stadt liege.
Bernhard Ohlert (CDU) machte sogar einen Gegenvorschlag. Die Öffnung der Erft sei im Integrierten Stadtentwicklungskonzept vorgesehen. Die Bereiche zwischen Großer Bleiche und Werkbrücke halte er aber aus historischen Gründen – dort waren einst die Bleichwiesen – für geeigneter.