Bad Münstereifel – Auch wenn man die enormen Schadenssummen schon oft gehört hat, die die Flut in Bad Münstereifel an städtischen Gebäuden und Sportplätzen verursacht hat, so ist man doch immer wieder erschrocken, wenn man die Zahlen schwarz auf weiß liest. Laut aktuellem Sachstandsbericht hat die Stadt dem Land 29 Maßnahmen mit einer Gesamtsumme von fast 24 Millionen Euro für den Wiederaufbauplan gemeldet. Wie Simon Mauel von der Stadt mitteilte, könne man erst im Januar Aussagen über Bauzeiten nennen. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian machte klar: Absolute Priorität hat die Behebung der Schäden an Kindergärten und Schulen. Ziel der Verwaltung ist es, dass im neuen Kindergarten- und Schuljahr alle Gebäude wieder nutzbar sind.
Aktueller Sachstand
Die Gas-, Wasser- und Abwasserversorgung sind laut Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian mittlerweile bis auf drei Haushalte am Entenmarkt, die aber notversorgt werden, wieder hergestellt. Es folgt nun die Versorgung mit Strom und Telekommunikation. Im Stadtgebiet wurden elf Wohnhäuser zerstört. Etwa 15 Haushalte mit pflegebedürftigen Personen wurden von der Flut betroffen. In städtischen Unterkünften sind 33 Personen aus 20 Haushalten untergebracht. 235 von 369 Baudenkmälern seien betroffen, allein in der Kernstadt sind es 150 von 164. Die Stadt hat Spendengelder in Höhe von einer Million Euro an die Bürgerstiftung vermittelt. Spenden für Schulen, Kindergärten, Spielplätze, Feuerwehr und Kultur, die bei der Stadt eingegangen sind, würden zu 100 Prozent für den angedachten Zweck verwendet.
Kosten städtische Gebäude und Sportanlagen
Folgende Summen für den Wiederaufbau wurden an das Land übermittelt (gerundet, wenn nicht anders angegeben in Millionen Euro).
Gerätehaus Kernstadt: 4,5 Mio.
Schulzentrum Konvikt: 3,0 Mio.
Kita Magische 12: 1,9 Mio.
Sportplatz Kernstadt: 1,9 Mio.
Rathaus: 1,8 Mio.
Grundschule Arloff: 1,6 Mio.
Kita Kirspenich: 1,55 Mio.
Heinz-Gerlach-Halle: 0,9 Mio.
Stadtmauer/-tore: 0,8 Mio.
Sportplatz Arloff: 0,8 Mio.
Sportplatz Mutscheid: 0,8 Mio.
Sporthalle Arloff: 0,7 Mio.
Michael-Gymnasium: 0,6 Mio.
Jugendzentrum Kick: 0,5 Mio.
Umkleide Sportplatz Kernstadt: 0,5 Mio.
Bahnhof Kernstadt: 0,5 Mio.
Wohnmobilplatz: 0,4 Mio.
Turnhalle St. Michael: 0,3 Mio.
Bauhof: 0,2 Mio.
Provinzial-Haus: 0,2 Mio.
Grundschule Kernstadt: 0,1 Mio.
Gerätehaus Eicherscheid: 0,1 Mio.
Eifelbad: 0,1 Mio.
Kita Mahlberg: 0,1 Mio.
Gerätehaus Schönau: 90 000
Gerätehaus Arloff: 90 000
Gerätehaus Iversheim: 50 000
Mimi-Renno-Halle: 25 000
Sportplatz Schönau: regelt Verein selbst
Gesamtkosten: 23,737 (ets)
Als „schweren, nicht aufzufangenden Verlust“ bezeichnete Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian die Schäden am Stadtarchiv. „Und das nicht nur wegen der Stadtunterlagen, die verloren sind, sondern auch wegen des historischen Archivs.“ Stadtarchivar Harald Bongart hatte eine Auflistung erstellt. So sind die Handbibliothek, das Video-Archiv, die Münstereifeler Zeitung, Zeitungsausschnitte, die Gießkanne und die Verwaltungsbücherei komplett verloren. Das Haass-Archiv ist nur zu zwei Prozent erhalten,es konnten nur Originaldokumente gesichert werden.
Das Fotoarchiv wurde zwar zu 90 Prozent gesichert. Doch die Archivberatungsstelle hat festgestellt, dass es hohe Verluste bei den Bildplatten und den Farbfotos durch Glasbruch und Abwaschen der Negative gegeben habe. Etwa 60 Prozent der Schwarz-Weiß-Fotos können gerettet werden. Das Urkundenarchiv wurde komplett gerettet, es seien aber massive Schäden eingetreten. Momentan sind alle geretteten Unterlagen gereinigt, in Folie eingestretcht und bei minus 25 Grad eingefroren. Es handelt sich um 620 Meter Archiv- und Schriftgut.
Gute Nachrichten gab es aber auch: Es besteht die Möglichkeit, die Gießkanne samt Amtsblatt als Dauerleihgabe zu erhalten. Die Münstereifeler Zeitung, die von 1893 bis 1939 bestand, wurde 1966 sicherungsverfilmt. Diese Filme könnten wohl kostenfrei über die Bibliothek der Universität zu Bonn digitalisiert werden. Ratsdrucksachen und Niederschriften der Jahre 1984 bis 2017 konnten bereits wiederbeschafft und eingelagert werden.
Einen neuen Archiv-Standort gibt es derzeit nicht. „Es fällt uns jetzt auch keine neue Örtlichkeit ins Auge. Wir sind uns aber einig: Das neue Archiv kommt nicht in den Keller“, sagt Sabine Preiser-Marian.
Die Bahnanbindung
Ganz frisch präsentierte Willi Müller dem Stadtrat die Fakten aus einem Gespräch mit der Deutschen Bahn und dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg. Die Erfttalbahn zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel soll wegen ihrer massiven Schäden an Brückenbauwerken und Gleisanlagen erst Ende 2023 wieder an den Start gehen. Bereits im Juni 2022 soll die Voreifelbahn zwischen Rheinbach und Euskirchen wieder fahren. Die Anbindung von Euskirchen nach Mechernich soll schon im April wieder den Betrieb aufnehmen. Noch keine Aussage gibt es darüber, ob die Elektrifizierung der Bahnstrecke direkt mit umgesetzt wird. Die Stadt will an den Plänen für den Bahnhofsumbau mitsamt der Park-and-Ride-Anlage festhalten. Die Umsetzung soll 2022/23 erfolgen und abgeschlossen sein, wenn die Bahn wieder ihren Betrieb aufnimmt.
Spielplätze beprobt
Der Kreis hat auf 15 vom Hochwasser betroffenen Spiel- und Sportplätzen im Stadtgebiet Bodenproben genommen. Es besteht laut Kreis kein akuter Handlungsbedarf, teilte Ralf Wassong, Betriebsleiter Stadtwerke, im Rat mit. Allerdings seien beim Spielplatz der Kita an der Kapuzinergasse erhöhte Bleiwerte festgestellt worden.
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Ausblick
Im Goldenen Tal entsteht eine Container-Lösung für psychosoziale Hilfsangebote sowie Angebote von Hilfsorganisationen. Zusätzlich zum Tagesgeschäft arbeiten die Beschäftigten im Rathaus an der Erstellung des Wiederaufbauplanes, der, nach Genehmigung des Rates, ans Land übermittelt wird. Ziel ist es, die Kernstadt und die Ortsteile „noch schöner und vor allem zukunftsfähig zu erneuern“, heißt es in der Mitteilung an den Rat. „Bad Münstereifel 2.0“ heißt die Vision: eine digitale, moderne, junge und nachhaltige Smart City, die gleichzeitig die Tradition und die Seele der Stadt bewahrt.
Die Stadt plant rund um den Jahrestag der Flutkatastrophe einen Gedenkgottesdienst, einen Empfang der Bürgermeisterin sowie ein Fest für die Helfer, Organisationen, Betriebe, Betroffene und Gäste.