Wiederaufbau nach Flut17 Kilometer Leitungen in Bad Münstereifel neu verlegt
Bad Münstereifel – Die Flutkatastrophe im Juli hat Spuren hinterlassen: bei den Menschen, die Angehörige und Freunde verloren haben und immer noch traumatisiert sind; bei den Gebäuden, die schwer beschädigt sind; an der Infrastruktur, seien es Straßen, Brücken oder jegliche Form von Leitungen.
Letztere wurden bereits oder werden noch erneuert. Wenn man der Flut unbedingt etwas Positives abgewinnen möchte, dann die Tatsache, dass in der Stadt nun wirklich das Neueste vom Neuen liegt. Und das war auch bitter nötig.
Uraltleitungen im Boden
„Wir haben hier noch Uraltleitungen im Boden gefunden, die schon lange nicht mehr in Betrieb waren. Die haben wir nun, so gut es ging, herausgeholt“, berichtet Norbert Schäfer vom Ingenieurbüro Lorenz. Jürgen Metzen, stellvertretender technischer Leiter der Stadtwerke, ergänzt: „Wir hatten auch Stromleitungen, die so porös waren, dass sie zerbröselt sind, als sie berührt wurden. Auf einem kleinen Stück mussten wir drei Reparaturen vornehmen.“ Letztere Leitungen waren noch in Betrieb.
Rohre an Brücken
Die außenliegenden Rohre neben der Brücke an der Fibergasse, der Brücke vor dem St.-Michael-Gymnasium und an der Heinz-Küpper-Brücke sind einigen Bürgern schon lange ein Dorn im Auge, weil sie nicht ins Stadtbild passen. Im Rahmen des Wiederaufbaus sollen die Rohre nun zumindest optisch verschwinden.
Norbert Schäfer vom Ingenieurbüro Lorenz war allerdings froh, dass das Rohr an der Heinz-Küpper-Brücke den Wassermassen standgehalten hat. So konnten behelfsmäßig Leitungen hindurch gelegt werden. (ets)
Aktuell ist die Orchheimer Straße von der Einfahrt Stumpfgasse bis zum Salzmarkt geöffnet. Die Arbeiten der Firmen Franz-Josef Braun aus Harzheim und Lanzerath aus Odendorf gehen Hand in Hand. Beide sind auch Vertragspartner von Telekom und Vodafone, was Vorteile mit sich bringt. „Beide Unternehmen sind seit dem ersten Tag nach der Flut im Einsatz“, lobt Metzen.
24 Pipes pro Glasfaserleitung
Verlegt werden neben Mittelspannungskabeln auch Glasfaserleitungen und Leerrohre. Rechnet man die Gasleitungen und die Hausanschlüsse hinzu, kommt Schäfer auf etwa 17 Kilometer an Leitungen, die auf den 800 Metern von Tor zu Tor verlegt werden. Der Grund: Natürlich wird nicht nur ein Strom- oder Glasfaserkabel sowie ein Leerrohr im Boden verlegt, sondern mehrere. Allein fünf Glasfaserleitungen verschwinden unter der Erde. In jeder stecken 24 farbige Pipes, die später zu den Häusern gelegt werden.
Geht man mit Schäfer und Metzen durch die Stadt, hört man öfter die Frage: „Müsst ihr wieder in den Keller?“ Norbert Schäfer erzählt lachend: „Ich glaube, mittlerweile kenne ich jeden Keller zwischen Orchheimer und Werther Tor.“ Denn alle Hausanschlüsse mussten überprüft werden.
Kanal und Hauptsammler blieben erhalten
Vor Weihnachten war es gelungen, so gut wie alle Häuser mit Gas zu versorgen – und wenn das nicht klappte, stellte die Stadt Heizöfchen zur Verfügung. Glück im Unglück hatte man mit dem Kanal und dem Hauptsammler, beides konnte erhalten bleiben.
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Noch hängen die Häuser in Bad Münstereifel sogar an den alten Strom- und Kommunikationsleitungen. Wenn alles fertig ist, wird sich das ändern. Wenn die Hausanschlüsse umgestellt werden, werden Strom, Telefon und Internet nicht zur Verfügung stehen.
„Aber jeder wird wohl damit leben können, wenn es kurzfristig mal abgeschaltet wird“, schätzt Jürgen Metzen. Den einzigen Nachteil, den die beiden Ingenieure sehen: Erneut werden die alten Leitungen im Boden bleiben.