Häuser unter Denkmalschutz beschädigtZimmermann aus Bad Münstereifel wird Restaurator
Bad Münstereifel – Höhenangst darf Kevin Schmitz in seinem Beruf als Zimmermeister nicht haben. Aber auch als Restaurator kann man fallen, wie seine Einsatzstelle an der Orchheimer Straße in Bad Münstereifel zeigt.
Schmitz, der einen Betrieb in Wald hat, macht derzeit eine Weiterbildung zum Restaurator. Bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hatte er sich um ein Stipendium beworben und den Zuschlag erhalten. Unter anderem hatte er der Bewerbung Bilder seiner Arbeiten an einem Fachwerkhof in Pesch beigelegt, wo er die Binder in einer Dachstuhlkonstruktion ausgetauscht hatte.
Im Haus in der Orchheimer Straße hat er sich notdürftig ein paar Holzplatten und -planken über die nicht unbedingt vertrauensvoll ausschauenden Balken gelegt. Darunter ist der Keller sichtbar. Zugegeben: Aufrecht stehen kann man in dem vermutlich nicht.
Berufung gefunden
Das Stipendium hat nicht direkt etwas mit der Flutkatastrophe zu tun, das war schon vorher ausgeschrieben. „Die Flut hat mir aber den Ruck gegeben, mich zu bewerben“, sagte er. Ende 2022 wird er die Weiterbildung voraussichtlich abgeschlossen haben und darf sich dann offiziell Restaurator im Zimmererhandwerk nennen.
Kevin Schmitz ist sicher, seine Berufung gefunden zu haben: „Wenn möglich, würde ich in Zukunft nur noch Fachwerk machen.“ Es gebe deutlich zu wenige Restauratoren in Deutschland. „In meinem Lehrgang sind nur zwei Zimmerleute“, berichtet er. Herbert Hering-Heidt, der mit seiner Frau Elisabeth Heidt in dem Gebäude an der Orchheimer Straße wohnt, hatte nach einem Zimmermann gesucht und war auf Kevin Schmitz gestoßen. Das Paar wohnt über dem vermieteten Modegeschäft. „Seit Mitte Dezember haben wir endlich wieder Gas“, sagte Hering-Heidt, der in der Flutnacht sogar Sorgen hatte, dass das Wasser ins erste Obergeschoss eindringt. Die Flut hat dafür gesorgt, dass das Haus komplett entkernt werden musste. Im Anschluss sollte ein Zimmermann die aktuelle Situation bewerten.
Verborgenes freigelegt
Überhaupt hat die Flut einiges freigelegt, was bisher hinter Putz und Tapete verborgen war. In dem Haus an der Orchheimer Straße wird Schmitz nach seiner Begutachtung einige Hölzer austauschen müssen. Das ist heute ein wenig wie beim Zahnarzt, der anstatt einen faulen Zahn zu ziehen, ihn lieber erhält und ausbessert. Das Holz der Fachwerkhäuser in Bad Münstereifel sei zwar oft alt. „Aber es hält noch“, meint der Experte.
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Im Rahmen seiner Projektarbeit erstellt er auch eine genaue Dokumentation: Welche Ziegelsteine werden verwendet? Welches Holz? Wie sieht es mit dem Schadensbild aus? Wie sah das Haus ursprünglich aus, was ist später dazugekommen? Im Anschluss erstellt er ein Konzept, wie das Haus zu restaurieren ist. Schmitz sagt ganz klar: „Die meisten Schäden an den Häusern kommen nicht vom Wasser.“ Sie rühren in Wirklichkeit aus dem Altern der Gebäude. Insgesamt hat er nach der Flut fünf bis sechs denkmalgeschützte Häuser besucht und fotografisch dokumentiert.
Und das Wasser hat ihn zu einer Idee gebracht, von der er weiß, dass sie vermutlich nicht umgesetzt werden wird. „Ich könnte mir vorstellen, die Geschichte der Flut zu erzählen. Und deshalb die unteren Bereiche der Hausfassaden so lassen, wie sie jetzt sind.“