Das Hagelkreuz bei Blankenheim-Rohr bietet tagsüber und nachts jeweils eigene Reize. Dort ist der zehnte Sternenblick eingerichtet worden.
In die Ferne schweifenAm Hagelkreuz in Blankenheim-Rohr gibt es nun einen Sternenblick
Von Stefan Lieser
Lesezeit 4 Minuten
Vom neuen Sternenblick-Platz am Hagelkreuz oberhalb von Rohr ist tagsüber der Blick weit und schön – und in wolkenlosen Nächsten gibt's am Himmel einiges zu entdecken.
Copyright: Stefan Lieser
Wie schon neun andere Kommunen hat nun auch die Gemeinde Blankenheim einen Sternenblick, weitere gibt es unter anderem in Vogelsang oder am Weißen Stein. Ausgewählt wurde ein Standort auf einer Kuppe am Hagelkreuz oberhalb von Rohr.
Bürgermeisterin Jennifer Meuren strahlte: Ihre Kommune hat die Anlage des nach einem einheitlichen Design ausgestatteten Sternenblicks so gut wie nichts gekostet, sieht man einmal von den nötigen Arbeitsstunden des gemeindlichen Bauhofs ab. Da seien aber schon „ein paar Tage“ zusammengekommen, so Markus Caspers, stellvertretender Bauhofleiter. Was in der Eifel so viel bedeutet wie: Das war ein gutes Stück Arbeit.
Das Design der Sternenblicke ist auch für Blankenheim vorgegeben
Vorgegeben war schlicht alles – angefangen bei der Verlegung von gemischter Körnung Kies und kleinen Steinen als wasserbindende Schicht auf dem runden Platz und Grundlage für die eigentliche Sternenblick-Möblierung. Dazu zählen zwei Säulen mit Gewindekopf für Teleskope der Hobbyastronomen.
Eine Infotafel erklärt die Bedeutung des Polarsterns am Nachthimmel, auf den am Sternenblick auch ein Peilrohr ausgerichtet ist.
Copyright: Stefan Lieser
Der Platz erfreue sich auch bisher schon aufgrund seiner guten Lage mit wenig Abstrahlungslicht und einem weiten Himmelsausschnitt bei Sterneguckern hoher Beliebtheit, so Ortsvorsteher Ingo Bings. Von hier kann nun dank vorinstalliertem Peilrohr – das ist an allen Sternenblicken im Kreis zu finden – der Polarstern im „Kleinen Bär“ als Orientierungshilfe am Nachthimmel mühelos gefunden werden.
Bei der Suche nach Sternbildern sind in wolkenlosen und vollmondfreien Nächten möglicherweise auch Satelliten oder Sternschnuppen zu beobachten. Von einer der aufgestellten Bänke aus oder gar von der drehbaren XXL-Liege ist das für die Freunde des von Sternen übersäten Nachthimmels das reine Vergnügen.
Das Land NRW fördert das Projekt „Eifel bei Nacht“
Dieses Gesamtkonzept hatte die Verwaltung und die Politik schon im Juni 2021 überzeugt. Vor allem bleibt von den Kosten in Höhe von knapp 20.000 Euro pro Sternenblick nichts bei den Kommunen hängen, sie bekommt Werbung für eine besondere Form des sanften Tourismus zum Nulltarif.
70 Prozent der Kosten werden vom Land NRW, 20 Prozent von den Kreisen Düren, Euskirchen und der Städteregion Aachen sowie zehn Prozent vom Naturpark Nordeifel als Projektträger übernommen. Für das Projekt „Unterm Sternenhimmel – Eifel bei Nacht“, mit dem die NRW-Eifel ein Alleinstellungsmerkmal im Land beansprucht, stehen 576.390 Euro zur Verfügung, die Sternenblicke decken 40 Prozent des Budgets ab.
An den Sternenblicken in der Region ist es besonders dunkel
Dass in der Gemeinde Blankenheim die Wahl auf den Standort oberhalb von Rohr gefallen ist, ist kein Zufall. Die Verwaltung hatte zunächst alle Ortsvorsteher angefragt. Auch Uedelhoven, Dollendorf, Ripsdorf, Blankenheim und Blankenheimerdorf hatten Interesse signalisiert. Am Ende seien zwei Orte übrig geblieben, so Meuren.
Entsprechend der vorgegebenen Kriterien, aber auch, weil man dem im Vergleich etwa zu Blankenheim bei touristischen Projekten eher weniger berücksichtigten Örtchen Rohr „was Gutes tun wollte“ (Meuren), fiel am Ende die Wahl auf den Platz am Hagelkreuz. Dominik Hosters vom Naturpark begründet die Wahl so: „Die gemessene Dunkelheit am Sternenblick Rohr und der damit einhergehende hervorragende Blick auf den Sternenhimmel waren ausschlaggebend für die Auswahl des Standorts.“
„Das hier ist Rohr!“ Ortsvorsteher Ingo Bings deutet auf eine kleine, runde Erhebung im Milchstraßen-Display auf einer der Erläuterungstafeln. Angeblich sei der exakte Punkt im Universum berechnet worden, heißt es zur Erklärung. Neben den nachtaktiven Freunden von Fernglas und Teleskop soll der Platz tagsüber etwa Wanderern auf der Eifelschleife „Am Kalkofen“ Abwechslung, Rastmöglichkeit und Wissenswertes bieten. Infotafeln, Display, Peilrohr, Liege, Bänke sind im Kreis um ein aus quadratischen Pflastersteinen ausgelegtes „Sternen Landschaft Eifel“- Logo aufgebaut.
Blankenheim versucht aktiv, die Lichtverschmutzung zu minimieren
Auch eine Erklärtafel zum LED-Licht-Projekt der Gemeinde passt zum Schwerpunktthema Lebensräume im Sternenblick Rohr. „Uns geht es hier zum einen um die wertvollen Kalkmagerwiesen in der Umgebung“, so Meuren. Zudem aber macht man Werbung für den Lichtverschmutzungsstopp: In allen Straßenlampen im Gemeindegebiet, bei der Außenbeleuchtung aller öffentlicher Gebäude sind LED verbaut, die nicht nach oben in den Himmel, sondern nach unten strahlen. Wie die anderen Kommunen im Kreis wird jetzt auch die Gemeinde Blankenheim ihren Sternenblick touristisch vermarkten.
Wer hinauf zum Platz am Hagelkreuz will, der kann am Bürgerhaus in Rohr parken und einen kurzen, steilen Feldweg benutzen. Barrierefrei ist die Anfahrt über gut befestigte Wirtschaftswege am Schützenhaus vor dem Ort vorbei und bis zum Hagelkreuz.
Und wer vor Ort nicht nur durchs Fernglas oder Teleskop schauen will, der kann hören: Über einen QR-Code erklärt ein Audio-Guide am Smartphone alles Wesentliche zum Thema. Neben dem tastbaren Milchstraßen-Display gehört auch dies zur barrierefreien Ausstattung des Sternenblicks.
Sternenblicke
Am 4. und am 5. Mai sollen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zu Gast in der Heimat“ geführte Sternenwanderungen zum Sternenblick stattfinden. Die Teilnehmerzahl ist allerdings begrenzt auf 15. Start ist jeweils um 22 und 0.30 Uhr.
Informationen zu allen zehn Sternenblicken im Kreis Euskirchen bietet die Website der Nordeifel Tourismus GmbH.