Der einstige Konsum in Blankenheim wird saniert. Dort zieht das Rathaus ein. Nach langer Sperrung wird die Ahrstraße wieder freigegeben.
Konsum-BaustelleRathaus in Blankenheim zieht im Frühjahr um – Ahrstraße wird Einbahnstraße
Im kommenden Frühjahr wird die Verwaltung ihr zum Rathaus umgebautes neues Domizil im Altbau von 1738 an der Ahrstraße 50 beziehen: den einstigen Konsum. Schon jetzt wird deutlich: Das für rund 8,2 Millionen Euro kernsanierte und denkmalgeschützte Haus ist ein Platzwunder geworden.
„Das hätten wir nicht gedacht, aber wir können auf zusätzliche Arbeitsplätze im Eifelmuseum gegenüber verzichten.“ Bürgermeisterin Jennifer Meuren steht in der „Ahrquelle“, wie ihr künftiges Dienstzimmer heißen wird. Sie staunt über die Entwicklungen im spätbarocken Bruchsteingebäude. Und das nicht nur über die hohen Räume in allen drei Geschossen des Hauses, das um zwei seitliche Anbauten erweitert wurde. Im ersten Obergeschoss sind sie deutlich über drei Meter Höhe. Die Bürgermeisterin staunt auch gerne über neue Möglichkeiten. Denn nicht nur alle derzeit 45 Festangestellten werden einen festen Arbeitsplatz haben. Einen Puffer gibt es auch, etwa für die Azubis oder Praktikanten.
Der alte Konsum bietet nun interessante Einblicke
Schon im Erdgeschoss im entkernten und komplett neu aufgebauten, historischen Gebäude tun sich interessante Blickbeziehungen zwischen den Räumen und durch die erstaunlich hohen Fenster auf. Links vom künftigen Rathauseingang an der Ahrstraße werden die Diensträume der Bezirkspolizei sein. Rechts geht es in einen großen und im anschließenden Anbau besonders hellen Raum, von dem aus fast raumhohe Fenster den Blick in den Innenhof freigeben. Dort werden mit dem Ordnungsamt und dem Fachbereich für Soziales Abteilungen mit viel Publikumsverkehr zu finden sein.
Der große „Süntelbuche“ genannte Raum – an den Wänden werden Jahreszeiten-Fotos des Naturdenkmals oberhalb von Nonnenbach zu sehen sein – dient als Pausentreff, aber auch als möglicher Teambesprechungsraum: Multifunktionalität ist schließlich im gesamten Rathaus das oberste Prinzip. Und ebenso die Namensvergabe: Die Räume im Erdgeschoss werden so einen Bezug zur Natur haben, die in der ersten Etage zum Thema Wasser, die im spektakulären Ein-Raum-Dachgeschoss zum Thema Burg. Von hier oben aus fällt der Ausblick zur Ahrstraßenseite auf Blankenheims Wahrzeichen.
In Blankenheim haben die Mitarbeiter einen Heimathafen
Guido Waters, Wirtschaftsförderer der Gemeinde, hat den Bau von Anfang an mitbegleitet. Auch er staunt über die neuen Kubaturen im Altbau – und will sie nutzen: „Ich kann mich im Burgblick-Raum einbuchen, wenn ich Platz mit meinen Mitarbeitern für die Teambesprechung brauche.“ Ist das unterm Dach oder in einem der beiden kleineren Konferenzräume nicht nötig, hat er wie alle Mitarbeiter seinen Heimathafen: So heißen die festen und zugewiesenen Arbeitsplätze.
Der Dachgeschossraum ist bis unter den First fast fünf Meter hoch und hat Platz für rund 15 Arbeitsplätze. Hier muss die Decke noch mit den Isolationsplatten abgehängt werden, was in den beiden Geschossen darunter schon fast abgeschlossen ist. Dort ist auch der Estrich schon verlegt.
Unklar ist noch, was mit dem alten Backofen im Erdgeschoss werden soll, der ein Stück Baugeschichte darstellt. Ein Schmuckstück, wie auch die Reste einer Sandsteinfensterbank an der ehemaligen Außenwand, die jetzt zur Innenwand vor dem rechten Anbau geworden ist. Klar ist, dass die Entfluchtungsbrücke aus dem Dachgeschoss als barrierefreier Zugang zum am Hang geplanten Behindertenparkplatz dienen wird. Die derzeit baustellenbedingt blockierten seitlichen Parkplätze an der Gebäudeseite werden zudem wiederhergestellt und im Umkreis des Rathauses sieben neue Stellplätze an der künftigen Einbahnstraße geschaffen.
Umbau kostet 8,2 Millionen Euro
Teurer als gedacht, aber kein Millionengrab: So lautet die Sprachregelung in der Verwaltung, wenn es um die Baukosten geht. Vom Gemeinderat verabschiedet wurden 7,4 Millionen Euro bei einer fünf Millionen Euro hohen Förderung. Stand 5. November sind daraus 8,2 Millionen Euro geworden. Unklar ist, wie teuer die Gestaltung der Außenanlagen im Innenhof des Hauses wird. Kalkuliert sind derzeit rund 150.000 Euro.
Statt eines ursprünglich eingeplanten Eigenanteils der Gemeinde von rund 2,4 Millionen Euro wären es dann 3,2. Tatsächlich aber sind es nach Angaben der Verwaltung nur insgesamt 2,6 Millionen Euro. Dank weiterer Förderungen etwa durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Umschichtung von Städtebaufördermitteln wurde das Delta reduziert.
Die Ahrstraße wird zur Einbahnstraße
Im Laufe des Freitags, 8. November, wird die Ahrstraße nach mehr als zweijähriger Sperrung im Bereich der Konsum-Baustelle wieder für den Verkehr freigegeben. Sie wird dann zur Einbahnstraße „von unten nach oben in Richtung Kreisverkehr“, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren. Zunächst gilt Tempo 20 und es ist ein Provisorium. Doch grundsätzlich werden das Tempolimit und die geplante „Möblierung“ zur Umwandlung der einstigen Durchgangsstraße in eine Art Fußgängerzone mit Zielverkehr bleiben.
Rund zwei Millionen Euro werden die mittelfristig geplante Möblierung sowie der Einbau von Fahrbahn-Verschwenkungen und Grünstreifen kosten. Die Fahrbahn wird dann maximal 3,50 Meter breit sein. Ziel ist, die Aufenthaltsqualität in der Ahrstraße zu erhöhen, auch erweiterte Außengastronomie soll dann möglich sein, so Carmen Heyner. Sie ist in Blankenheim die neue Fachbereichsleiterin für Gemeindeentwicklung, Klimaschutz und Digitalisierung. Bis zur endgültigen Umgestaltung werden 14 Pflanzkübel mit Ahornen und Akazien aufgestellt, etwa am Platz An dr Pomp.
Zwei Jahre mussten die Anwohner rund um die Ahrstraße 50 Baustellenlärm und Schmutz ertragen, Geschäfte waren nur über zwei Sackgassen von Norden oder Süden erreichbar. Als Dank für die Geduld wird die Gemeinde Blankenheim am 28. November daher ein kleines Anliegerfest veranstalten. Dann dürfte die Anlieger aber eher interessieren, dass sie, so Jennifer Meuren, für den geplanten Ausbau vor ihrer Haustür keine Anliegerbeiträge bezahlen müssen.