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Seit einem Jahr ohne OrtsvorsteherIn Ripsdorf läuft die Zeit davon

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„Ohne Ortsvorsteher läuft es doch viel besser“, sagt Ryszard Sikorski (links) in der munteren Runde der Ripsdorfer auf dem Wochenmarkt. Mit dabei auch Albert Ehlen (Mitte) und Mathias Schoenen (rechts daneben).

Blankenheim-Ripsdorf – Über Jahrzehnte hat man sich in Ripsdorf keine Gedanken um den Ortsvorsteher machen müssen. Hans Peter Wasems hat den Job 29 Jahre erledigt – bis 2018. Doch nun gibt’s seit mehr als einem Jahr keinen Ortsvorsteher mehr. Was im Ort geregelt werden muss, regeln die Ripsdorfer seitdem einfach selbst. Das Defizit wird wohl bis zur Kommunalwahl im September bleiben.

Auch darüber hinaus? Herbert Daniels, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands Blankenheim, stutzt kurz. „Das möchte ich mir lieber nicht vorstellen“, sagt er dann energisch. „Das“ wäre ein Szenario, nach dem die Union erstmals in Ripsdorf keinen eigenen Kandidaten für das Amt des Ortsvorstehers finden würde, der vom neuen Gemeinderat bestätigt werden muss. Bei den vergangenen Wahlen war die Union im Bezirk Ripsdorf stets mit deutlichem Abstand stärkste Kraft. Doch hätte man keinen Kandidaten, so ist hinter den Kulissen in Ripsdorf zu hören, würde sich das wohl auch auf das Wahlergebnis der Christdemokraten niederschlagen.

Schlechte Zeiten für die Ripsdorfer CDU

Noch hat die Partei laut Daniels in Ripsdorf noch keinen gefunden. Bis zum 23. März haben die Christdemokraten Zeit, ein „Ripsdorf-Fiasko“ zu vermeiden: Dann steht in Freilingen die Mitgliederversammlung an, auf der die Kandidatenliste zur Kommunalwahl vorgestellt werden soll. Ein Ripsdorfer Kandidat sollte da eigentlich dabei sein.

Ein Selbstläufer sind die vergangenen Kommunalwahlen für die Blankenheimer CDU nicht gewesen. Die Bürgermeisterwahlen wurden jeweils gegen den parteilosen Rolf Hartmann verloren, der nun nicht mehr antritt. Im September möchte ein Bündnis aus UWV, SPD, FDP und Grünen der CDU mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten das Leben schwer machen. Aktuell hat dieses Bündnis auch die Mehrheit im Gemeinderat: Zusammen kommt man auf 16 Mandate, die Union auf zwölf .

Seit 2018 gibt es Unruhe um das Amt des Ortsvorstehers

Zurück nach Ripsdorf, wo sich im Kleinen zeigt, welch große Probleme Kommunen in ganz Deutschland mittlerweile haben, jemanden fürs Ehrenamt als Ortsvorsteher oder Ortsbürgermeister zu finden. Seit CDU-Mann Hans Peter Wasems im August 2018 nach 29 Jahren das Amt an seine Nachfolgerin Anne Reintgen übergeben hat, ist die Unruhe da. Denn Reintgen gab das Amt zum 1. Februar 2019 wieder ab. Den Beruf als Versicherungsmaklerin, dazu die Familie, das sei schon Arbeit genug gewesen, so die 38-Jährige auf Anfrage. Dabei war sie schon die zweite Kandidatin, die am Ende Nein sagte: 2014 hatte Manuela Schnichels aus privaten Gründen zurückgezogen und Hans Peter Wasems noch einmal vier Jahre als Ortsvorsteher drangehängt, obwohl er es da eigentlich schon nicht mehr wollte. Das Thema bewegt die Ripsdorfer. In einer kleinen Runde aus sich spontan auf dem Wochenmarkt treffenden Ripsdorfern wundert es allerdings auch keinen. Es herrschten eben spezielle „Ripsdorfer Verhältnisse“, heißt es vorsichtig. Ryszard Sikorski sagt nur scherzhaft, „dass es ohne Ortsvorsteher viel besser klappt“.

Ortsvorsteher-Suche war dreimal Thema im Veilchendienstagszug

Doch im Scherz steckt auch Wahrheit. Gleich dreimal war die bislang vergebliche Suche nach einem neuen Ortsvorsteher oder einer Ortsvorsteherin Thema im diesjährigen Veilchendienstagszoch durch den Ort. Ein verlässlicher Indikator für das, was viele Ripsdorfer beschäftigt. Man sprach auf den Wagen von „der miesen Qual der Ortsvorsteherwahl“, oder „verfilmte“ gleich das ganze als „Ripsdorfer Drama“.

„Was für eine miese Qual – Ortsvorsteherwahl“ hieß es bei dieser Gruppe im Veilchendienstagszoch. Die Jecken schlugen sich gleich selbst als ideale Kandidaten vor.

„Lieber keinen Ortsvorsteher als einen oder eine, der oder die keine Ahnung hat“, stellt auf dem Wochenmarkt unterdessen Albert Ehlen fest. „Bis zum 23. März sollte die CDU Ross und Reiter nennen können“, appelliert Martin Peetz, Vorsitzender des Ripsdorfer Vereinskartells. Mitglieder der Vereine im Ort sind es schließlich, die zusammen mit Alt-Ortsvorsteher Wasems und aus Ripsdorf stammenden Mitarbeitern der Verwaltung in Blankenheim irgendwie die Dinge des Ortes regeln.

Es gibt Vorbehalte gegen das Ehrenamt

„Auf Dauer ist das Fehlen eines Ortsvorstehers keine Option. Das schadet Ripsdorf“, warnt auch Bürgermeister Rolf Hartmann. Natürlich stünden auch in den anderen 16 Orten der Gemeinde die Kandidaten nicht Schlange. Eines sieht er dabei als weniger wichtig an: „Es geht nicht ums Parteibuch des Kandidaten oder der Kandidatin. Es geht um den Ort.“

Ob das die Beteiligten der verschiedenen Findungsteams genauso sehen? FDP-Gemeindeverbandsvorsitzender Mathias Schoenen jedenfalls glaubt, „dass wir als Freidemokraten sofort jemanden aus Ripsdorf hätten, der es machen könnte“. Auch die SPD hat mit Erich Krings derzeit einen Ripsdorfer im Gemeinderat sitzen.

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Doch offenbar sind die Vorbehalte gegen das Ehrenamt weit verbreitet. Reich werden kann man damit ohnehin nicht: Nur rund 100 Euro Aufwandsentschädigung werden im Monat gezahlt. Der zeitliche Aufwand außerhalb der Arbeitszeit – eher selten sind Pensionisten auch Ortsvorsteher – ist dagegen nicht zu unterschätzen. „Und man hält auch für alles den Kopf hin“, so Schoenen in der kleinen Runde auf dem Wochenmarkt. Man müsse den Ehrenjob eben einfach gerne machen, fürs Dorf. Davon ist die Runde überzeugt. Noch ist jedoch offen, wer das in Ripsdorf genauso sieht und kandidiert.