Weniger Müll in GastronomieBlankenheim bezuschusst schnelleren Umstieg auf Mehrweg
Blankenheim – Die Gemeinde Blankenheim will schon vor der zum 1. Januar 2023 anstehenden Pflicht zur Einführung eines Mehrwegsystems ergänzend zu Einweg-Systemen in der Gastronomie ein Zeichen in Richtung Müllvermeidung setzen: Nach dem Beschluss des Gemeinderats tritt am 1. April eine Förderrichtlinie in Kraft, nach der Betriebe Zuschüsse erhalten, wenn sie die Einführung eines Mehrwegsystems vorziehen. Es geht um bis zu 300 Euro.
Viele Betriebe äußerten Interesse
Ob das Ganze den Aufwand lohne, wollte Wilfried Wutgen (SPD) im Hauptausschuss wissen. Doch ansonsten herrschte Einigkeit bei den Fraktionen. „Wir wollen jetzt schon ein Zeichen in Richtung Müllvermeidung setzen“, begründete Bürgermeisterin Jennifer Meuren die Vorlage der Verwaltung, deren Ausarbeitung nach durchweg positiven Feedbacks bei einer Stichprobenbefragung unter Blankenheims Gastronomen begonnen wurde.
Angefragt wurden Anfang des Jahres 15 Betriebe, so Katharina Hellendahl von der Abteilung Wirrschaftsförderung der Gemeinde: „Die Hälfte zeigte sofort Interesse.“
Geplant ist ein einmaliger finanzieller Zuschuss an Betriebe für deren Kosten bei der vorgezogenen Einführung eines Mehrwegsystems zur Verpackung, etwa von Kaffee oder Pizza. Dazu gibt es verschiedene Behältersysteme, in die die Produkte eingefüllt oder abgegeben werden. Der Kunde hinterlegt ein Pfand, das bei Rückgabe des Behälters erstattet wird.
Gefördert werden sollen 50 Prozent der monatlichen Systemgebühr über einen Zeitraum von zwölf Monaten bei Abschluss eines Zwei-Jahres-Vertrages. Aber: Es müssen sich mindestens drei Betriebe im Gemeindegebiet für denselben Anbieter entscheiden. Alternativ zur monatlichen Gebühr kann auch eine einmalige Anschaffungsgebühr anfallen, die mit bis zu 100 Euro gefördert wird. Der maximale Zuschuss pro Betrieb soll 300 Euro betragen. Um an die Zuschüsse zu kommen, ist der Nachweis eines Vertrages zwischen Betrieb und Systemanbieter nötig.
Die Förderung tritt schon zum 1. April in Kraft und soll zunächst bis zum Jahresende gelten. Danach kann sie je nach Resonanz möglicherweise ausgeweitet werden, so Meuren. Theoretisch müssen sich die Betriebe also nur zusammenschließen und ihren Anbieter wählen. Doch welche Betriebe kommen überhaupt infrage? Wer sich die entsprechenden Brancheneinträge ansieht, findet neben einigen Pizzaverkäufern und Imbissbuden vor allem die in Blankenheimerdorf ansässige Bäckerei Bell mit Filialen in Blankenheim (2), Tondorf sowie in Schmidtheim, schließlich die Aral-Tankstelle an der B51.
„Das ist grundsätzlich interessant für uns“, so Markus Bell. Er sei froh, wenn er die nötige Umstellung auf Mehrwegausgabe zum kommenden Jahr vielleicht bezuschusst vorziehen könne. Bedarf dafür gibt es in seiner Bäckerei genug: „Derzeit kriegen wir alle vier Wochen an die 2000 Pappbecher für die To-Go-Getränke.“ Ein Kostenfaktor, zweifellos.
Kunden haben Interesse an Müllvermeidung
Bell weiß zudem, dass das Thema Müllvermeidung viele seiner Kunden interessiert. Als er von Plastikbechern auf kompostierbare, faltbare Pappbecher ohne Deckel umgestellt habe, sei das Unverständnis bei der Kundschaft zunächst groß gewesen, habe sich aber wieder gelegt. Die Umstellung auf Mehrweg werde daher wohl zuerst nicht von allen Kunden angenommen: „Dann aber über den Preis schon, wenn Einweg teurer werden wird als Mehrweg.“
Auch Manfred Zienau, Verkaufsleiter Tankstellen der Kuttenkeuler GmbH Köln, die Verpächterin der Tankstelle an der B51 ist, steht der Förderidee zunächst positiv gegenüber. Mehrweg statt Einweg – das bedeute nach seinen Angaben alleine an der Tankstelle in Blankenheim den Ersatz von an die 3000 Pappbechern im Monat. Man werde auch dort spätestens Anfang 2023 den Verkauf umstellen – alternativ auf Ein- und Mehrweg.
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Eine hundertprozentige Umstellung auf die Recyclingvariante schließt Zienau aus – und auch den Anschluss ans Gemeinde-Fördersystem. Nach einem etwa zweimonatigen Vorlauf werde man stattdessen das Recup-System, das von den Tankstellen der BP und Aral-Gruppe bevorzugt werde, auch in Blankenheim einführen.
Recup heißt so viel wie Wiederbefüllung einer Tasse. Was daran erinnert, dass das Abfüllen des Kaffees in den mitgebrachten Becher hierzulande schon länger möglich ist – auch bei der Bäckerei Bell. Da sieht Markus Bell dieses Mehrwegprojekt allerdings eher als gescheitert an. Nach einem anfänglichen kleinen Hype habe es sich bei den Kunden schließlich nicht durchgesetzt.