Goldener MeisterbriefBlankenheimer Bäckermeister verrät, woran er gutes Brot erkennt
Blankenheim-Blankenheimerdorf – Für einen Nachmittag war in Blankenheimerdorf einiges so, wie es früher war. Die schon einige Jahre geschlossene Dorfkneipe war geöffnet, weil es was zu feiern gab: Der Ehrentag von Bäckermeister Johannes-Josef Bell. Er wurde am Mittwoch 70 Jahre alt und erhielt zugleich – genau genommen sechs Tage vor dem eigentlichen Datum – den goldenen Meisterbrief.
An erster Stelle gratulierten da natürlich Ehefrau Rita und die Kinder Alexander, Markus und Michaela. Markus Bell, wie sein Vater Bäckermeister und auch Konditor, ist 2013 als sechste Generation ins Familiengeschäft eingestiegen und mit dem Vater Geschäftsführer der Bäckerei. Bruder Alexander Bell leitet den Blankenheimer Rewe-Markt, Schwester Michaela ist bei der Gemeindeverwaltung.
Handwerk hat sich verändert
Einiges, was Markus Bell heute in die Auslagenkörbe stellt, war dem Vater bei seiner Meisterprüfung vor 50 Jahren vermutlich noch unbekannt. „Wir hatten bei uns im Betrieb drei Brot- und vier Kuchensorten, inklusive der Apfelteilchen“, so Johannes-Josef Bell mit Blick aufs Sortiment, als er 1976 die elterliche Bäckerei übernahm.
Er hatte sein Handwerk bei der damals für ihre innovativen Ideen – Abendbrötchen zum Beispiel – bekannten Euskirchener Bäckerei Haferkamp gelernt und die Meisterprüfung an der ersten Deutschen Fachschule für das Bäckerhandwerk in Olpe abgelegt. „Das war damals die Bäckerfachschule schlechthin, nur für die Besten“, so Uwe Günther, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rureifel.
Seit 1975 hat die Bäckerei Bell eine Filiale in Blankenheim, seit kurzem auch eine in Tondorf, sowie den Backshop im Rewe-Markt. Sie ist die einzige verbliebene Familienbäckerei in der Gemeinde Blankenheim und eine von 22 im Kreis. Johannes-Josef Bell befürchtet, dass die Schrumpfwelle in seiner Branche auch im Kreis noch nicht beendet ist, auch wenn jüngst zwei namhafte Betriebe eine Nachfolgelösung gefunden haben.
Liebe und Sorgfalt
„Brot ist und bleibt ein Grundnahrungsmittel“, ist Bell andererseits optimistisch: „Und es ist anhaltend beliebt. Für einen guten Bäcker fahren manche einige Kilometer mehr.“ Woran man nach seiner Meinung einen guten Bäcker erkennt? „Eben am Brot. Allgemein der Qualität der Produkte. Und ob mit Liebe und Sorgfalt gearbeitet wird.“
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Die ungewöhnlichen Arbeitszeiten, die man dafür als Bäcker in Kauf nehmen muss, haben ihn jedenfalls nie gestört: „Wir fangen um 2 Uhr in der Nacht an und haben dafür um 11 am Vormittag Feierabend. Wir arbeiten drinnen, nicht in Wind und Wetter, die Abläufe sind gleichbleibend.“ Die symbolische Bedeutung, die dem Brot etwas Grundsätzliches, Existenzielles gibt, zählt für Bell nach wie vor. Er fasst es in ein Bäckersprichwort: „Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!“