Die ersten 100 TageBlankenheimer Bürgermeisterin über Corona und 60-Stunden-Wochen
Blankenheim – Es ist eine Premiere: Die damals noch 32-jährige Jennifer Meuren wird im September 2020 Bürgermeisterin der Gemeinde Blankenheim. Die jüngste Rathauschefin im Kreisgebiet, in Blankenheim zudem die erste Frau im Amt. Und das noch als parteilose Kandidatin, die von einem Bündnis aus SPD, UWV, FDP und Bündnis 90/Die Grünen gestützt wird. 100 Tage nach dem offiziellen Dienstbeginn am 1. November ist die mittlerweile 33-Jährige immer noch stolz auf das Wahlergebnis: 56,5 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang – das vielleicht überraschendste Ergebnis eines klaren, aber nicht triumphalen Sieges.
Ja, sie habe zwischen den beiden Lockdowns die Chance genutzt und viele Hausbesuche bei potenziellen Wählern absolviert, sagt Meuren. Auch der zeitaufwendige klassische, analoge, persönliche Wahlkampf hat am Ende zum Sieg geführt.
Verzicht auf persönliche Kontakte
Jetzt sitzt Jennifer Meuren in ihrem Bürgermeisterinnenbüro, das so schmucklos aussieht wie schon bei ihrem Amtsvorgänger Rolf Hartmann, und zieht eine erste Bilanz. Womit sie sich sofort abfinden musste, war mit Beginn des zweiten Lockdowns der Verzicht gerade auf diese vielen persönlichen Kontakte. Ihr Arbeitstag werde stattdessen vor allem von reiner Verwaltungsarbeit bestimmt, was natürlich auch Spaß mache. „Der Alltag besteht aus einer Termindichte, die ich so nicht kannte“, gibt die Rathauschefin zu.
Dabei ist das alles für sie nicht völlig neu. Meuren ist seit 2016 stellvertretende Fachbereichsleiterin für Organisation und Finanzen gewesen. Jetzt aber entscheidet ihre Unterschrift.
Sprung ins kalte Wasser
Ihr erster Verwaltungsakt ist ein wenig erfreulicher gewesen: die Verfügung, mit der die gastronomischen Betriebe im Gemeindegebiet in Umsetzung der Corona-Schutzverordnung des Landes geschlossen worden sind. Mehr Sprung ins kalte Wasser ist kaum möglich. Dazu hat sich zu Jahresbeginn an den Wochenenden eine völlig neue Herausforderung für Meuren und ihr Team beim Ordnungsamt gesellt. Der zunächst ungezügelte „Schneetourismus“ im Gemeindegebiet ist einzuhegen gewesen. Meuren ist da auch an Samstagen und Sonntagen gefragt. Eine 60-Stunden-Arbeitswoche sei da eher zu wenig gewesen, rechnet die Bürgermeisterin überschlägig aus. Dieser Wert ist der Schnitt der ersten 100 Tage.
In ihrer Antrittsrede vor dem Gemeinderat hat Meuren versprochen, sich um einige für sie zentrale Dinge zu kümmern. Die Abwendung eines Haushaltssicherungskonzeptes gehört dazu. Sie sei da mit dem Kämmerer und dem Rat auf einem guten Weg, sagt Meuren. Ihr erster Etatentwurf, der für 2021, hat zwar auf der Ergebnisseite immer noch ein Defizit, aber „nur“ von knapp 1,3 Millionen Euro. Das ist der niedrigste Wert seit elf Jahren und weit vom bisherigen Rekorddefizit von fast fünf Millionen Euro in 2014 entfernt.
Baulandnetwicklung und Kindergärten
Baulandentwicklung und die gemeindlichen Kindergärten sind zwei weitere Themen, denen sich Meuren in den ersten Monaten gewidmet hat. In Blankenheim soll ein neuer Kindergarten gebaut werden. 21 Neuanmeldungen zum nächsten Kindergartenjahr, das im September beginnt, gilt es unterzubringen. Meuren denkt an eine Übergangslösung. Zudem plant die Gemeinde einen ersten Naturkindergarten.
Diese Pläne hängen unmittelbar mit denen zur Schaffung von neuem Bauland zusammen – nicht nur im Neubaugebiet Schlatherberg in Blankenheim, sondern auch in den Orten. Die Nachfrage sei durch Corona deutlich gestiegen, konstatiert Meuren. Derzeit laufen Abstimmungsgespräche zwischen Gemeinde und Bezirksregierung.
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Auch in der Verwaltung hat Meuren einiges geändert. Alle 14 Tage ist nun eine Besprechung mit allen Fachbereichsleitern und den Stellvertretern geplant. 70 Teilnehmer – unter anderem alle Ratsmitglieder – umfasst der neue digitale Haushalts-Workshop. Im großen Fachbereich I der Verwaltung – Finanzen, Organisation und Personal – hat sie eine Teamleiterebene als zusätzliche Einheit eingezogen, um die Aufgaben besser aufzuteilen.
Und auch wenn Meuren für den Bereich Kultur und Tourismus gerade eine neue 30-Stunden-Teilzeitstelle ausgeschrieben hat – oberstes Ziel ist neben der anhaltenden Suche nach Fördertöpfen für gemeindliche Vorhaben das Sparen: Mit dem Kämmerer hat sie für dieses Jahr einen „globalen Minderaufwand“ verfügt. Dahinter verbirgt sich eine pauschale Kürzung aller Aufwendungen bis zu einem Betrag von einem Prozent der ordentlichen Aufwendungen. 215 000 Euro sollen dadurch eingespart werden.
Auf der Strecke bleibt derzeit, was ihr den Wahlsieg gebracht hat: das Gespräch mit den Bürgern. Dabei hat sich Jennifer Meuren dafür ein neues Format ausgedacht: Das „Schwätzchen mit dem Nachbarn“ soll einmal im Monat im Gemeindegebiet veranstaltet werden. Sie hofft, damit im Sommer beginnen zu können – so Corona es erlaubt.