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KonzertWie ein Atelier in Blankenheim zum Jazzclub wird

Lesezeit 3 Minuten
Sängerin Simone Reifegerste steht in der Bildmitte, sie hält ein Mikrofon in der Hand und singt. Rechts von ihr ist ein Mann zu sehen, der Saxofon spielt, links litzt ein Musiker an einem Keyboard.

Mit Sängerin Simone Reifegerste sorgte das „Reifegerste Trio“ für Jazz-Genuss im Atelier an der Ahrstraße.

Beim ersten Konzert im Blankenheimer Atelier interpretierte das „Reifegerste Trio“ aus Berlin Jazz-Evergreens auf seine ureigene Weise.

Jazz mit einer besonderen Note war in Blankenheim zu hören. Silvia Kock und Hartwig Kausch hatten in ihr Atelier das „Reifegerste Trio“ aus Berlin eingeladen. Zum ersten Mal wurde damit in dem großen Raum an der Ahrstraße ein Konzert angeboten. Rund 25 Zuhörer wollten sich das nicht entgehen lassen.

Zu recht, denn mit den drei Musikern war den beiden Blankenheimern ein guter Fang gelungen. Mit einem ganz eigenen Ansatz präsentierte das Trio seine Musik. Die prägnante Stimme der Sängerin Simone Reifegerste, die unaufdringliche Begleitung durch den Prager Pianisten Vladimír Strnad und das Saxofon von Joe Kučera brachten beste Barjazz-Atmosphäre in die Räume von Kock und Kausch.

Stimme zwischen Blues, durchzechter Nacht und zu vielen Zigaretten

Gesang, Saxofon und Piano – schon die Besetzung deutet an, dass die Musiker gediegen und ruhig an die Sache herangehen. Das Setting bietet Raum, sich zu entwickeln, Klänge entstehen und wirken zu lassen, in die Tiefen der Songs einzudringen. Eine Gelegenheit, die die drei Protagonisten nur zu gern nutzen. Dabei sind zeitgenössische Klänge nicht unbedingt ihr Ding, ihre ganze Aufmerksamkeit gehört dem Reiz, schon oft gehörten Klassikern neue Momente zu entlocken.

Eine Frau und ein Mann, Silvia Kock und Hartwig Kausch, stehen Arm in Arm in ihrem Kunstatelier in Blankenheim.

Luden zum ersten Konzert in ihrem Atelier an der Blankenheimer Ahrstraße ein: Silvia Kock und Hartwig Kausch.

So erscheinen eigentlich „What a wonderful world“ von Louis Armstrong oder „As time goes by“ aus dem Filmklassiker „Casablanca“ derart abgenudelt, dass man sie kaum noch hören mag. Doch in der Interpretation von Simone Reifegerste sind sie neu, brüchig und zart.

Ich will Geschichten erzählen.
Simone Reifegerste, Sängerin

Reifegerstes Stimme liegt irgendwo zwischen Blues, durchzechter Nacht und zu vielen Zigaretten. Wenn sie singt, wechselt die Stimmung auf verrauchten Jazzclub, auf 4 Uhr morgens in der WG-Küche, wenn am Himmel über den Nachbarhäusern bereits das erste Licht des Morgens zu erahnen ist. Mit viel Emotion und Tiefe lotet sie die Texte aus. „Ich will Geschichten erzählen“, sagt sie.

Ihre Sympathie gehöre den Sängerinnen, die alles für ihre Musik gegeben hätten – etwa die großen Klassikerinnen Billie Holiday und Ella Fitzgerald. Doch was sie singt, bleibt ihre eigene Interpretation, ist viel Berlin und noch mehr Reifegerste, wenn sie in den Gesangspausen den Rhythmus auf ihren Beinen schlägt und tanzt.

Die Konzerte im Atelier in Blankenheim werden fortgesetzt

Kongenial ist dazu die Begleitung des klassisch ausgebildeten Strnad. Wer die Augen schließt, hört Erroll Garner, das Stride-Piano, dessen Akkorde sich an den Melodien reiben, die sich vermischen und wieder unabhängig voneinander entwickeln. Dazu gesellt sich der gutturale Sound des Tenorsaxofons von Kučera, das mit seinen Riffs an Lee Konitz erinnert. Doch auch auf dem Sopransaxofon beweist er seine Fingerfertigkeit.

So füllte der Sound der goldenen Jahre des Jazzs, der 1940er- und 50er-Jahre, als Swing, Bebop und Cool Trend waren und ihre Protagonisten Stars, den Raum an der Blankenheimer Straße. Privat und intim klingt die Band, ein Kammerkonzert des Jazz, persönlich und emotional. Doch auch eigene Kompositionen und solche von Kollegen präsentierten sie und damit eine Reihe von bislang unbekannten Hörbonbons.

Noch aus den Zeiten, als sie in Berlin gelebt haben, habe die Freundschaft zu Reifegerste Bestand gehabt, berichtete Kock. Dort habe Kausch auch in der Alten Feuerwache in Wedding, die als Atelierhaus genutzt wird, bei den Tagen des offenen Ateliers Konzerte organisiert.

Eine Erfahrung, die sich nun auch für die Blankenheimer auszahlen könnte, denn dieses erste soll nicht das letzte Konzert im Atelier an der Ahrstraße gewesen sein, verriet Kock. Die Reihe soll fortgesetzt werden. Für Oktober ist ein Konzert mit dem Berliner Liedermacher, Gitarrist und Gitarrenbauer Jens Walter in Planung.