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Rum-Orthodoxe KircheIn Blankenheim-Dollendorf gibt es nach 28 Jahren wieder ein Kloster

Lesezeit 6 Minuten
Orthodoxe Priester und Nonnen stehen in einer Kapelle unter einem Kronleuchter. An den holzvertäfelten Wänden sind sakrale Gemälde zu sehen.

Schwester Lukia (vorne 2.vl.) legte zum Abschluss des Einweihungsgottesdienstes des Klosters ihr Gelübde ab. Sie wird als erste Nonne das Kloster beziehen.

28 Jahre, nachdem das Kloster in Dollendorf geschlossen wurde, gründet dort die Antiochenisch-Orthodoxe Metropolie für Mitteleuropa ein neues.

Während andernorts Klöster schließen, gibt es jetzt in Dollendorf ein neues: das erste Kloster der Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie für Deutschland und Mitteleuropa. Mit einer traditionellen Einweihungsfeier in der kleinen Klosterkapelle wurde das Gebäude, das schon einmal ein Kloster war, von Metropolit Isaak Barakat eingeweiht.

Direkt gegenüber der Dollendorfer Pfarrkirche St. Johann Baptist hat der 700-Einwohner-Ort jetzt ein zweites geistliches Zentrum. Das Nonnenkloster der Herrin von Antiochien und das künftige pastorale Zentrum des Patriarchen Ignatius IV. sind in ein zuletzt als Asylbewerberheim genutztes, dann leerstehendes Gebäude mitten im Ort gezogen.

Vom griechischen Kloster Simonos Petras auf dem Berg Athos angereist

„Ich freue mich, dass das Gebäude so zu seinem Ursprung zurückgeführt worden ist, ein Kloster war es ja schon einmal“, so Frank Bauerfeind aus Bad Münstereifel, der seine Immobilie an der Dollendorfer Antoniusstraße zum Verkauf angeboten hatte.

Frank Bauerfeind im Gespräch mit Metropolit Isaak Barakat.

„Ich bin froh, dass es wieder ein Kloster ist!“ Frank Bauerfeind (l.), Vorbesitzer der Immobilie in Dollendorf, verkaufte das Gebäude an die Antiochenisch-Orthodoxe Metropolie, hier im Gespräch mit Metropolit Isaak Barakat.

Auch er war jetzt zur Einweihungsfeier nach dem traditionellen Ritus der Antiochenisch-Orthodoxen Kirche in die Auferstehungskapelle des neuen Klosters eingeladen. Vor der eingebauten Ikonostase – der traditionellen Bilderwand in orthodoxen Kirchen, die den dem Klerus vorbehaltenen Altarraum vom Kirchenraum für die Gläubigen trennt – zelebrierten Metropolit Isaak Barakat und der eigens vom Kloster Simonos Petras auf dem Berg Athos in Griechenland angereiste Abt Elisea die Einweihungsfeier.

Aus allen 34 Kirchengemeinden in Deutschland kamen Gläubige

„Es war sehr ergreifend“, so Dollendorfs Ortsvorsteherin Gisela Caspers, die ebenso wie Pfarrer Andreas Züll von der GdG Blankenheim-Dahlem anwesend war und die knapp zweistündige Messfeier in der bis auf den letzten Platz von Gläubigen aus allen 34 Kirchengemeinden der Antiochenisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland gefüllten Auferstehungskapelle mitverfolgten.

Byzantinische Gesänge der männlichen Gläubigen und zum Schluss als Ausdruck der Freude Ululationen der Frauen – ein traditioneller Tongesang mittels Zunge und Gaumenzäpfchen – gaben dem Ganzen einen besonderen Glanz. Es war in Dollendorf das erste Kirchenfest der mit rund 24.000 Mitgliedern vergleichsweise kleinen Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Sie hat jetzt auf dem 2320 Quadratmeter großen Grundstück ihr erstes Nonnenkloster.

Drei Geistliche, alle drei schwarz gekleidet, stehen nebeneinander.

Vertreter von Geschwisterkirchen, so GdG-Pfarrer Andreas Züll (r.), feierten gemeinsam die Klostereinweihung. Neben Züll: Metropolit Isaak und Abt Eliseos vom Simonos Patras-Kloster auf dem Berg Athos.

In dem Doppelgebäude befinden sich 39 Zimmer, Küche, Speise- und Gemeinschaftsräume mit insgesamt 850 Quadratmetern Wohnfläche. Ein Teil ist nun das Kloster der Herrin von Antiochien und wird von Nonnen bezogen. Ein zweiter Teil wird zum pastoralen Zentrum des Patriarchen Ignatius IV. Hier sollen einmal Seminare und Tagungen stattfinden können. Zudem soll das Zentrum auch eine Art Anlaufstelle für die Gläubigen werden. Grundsätzlich werden „die Türen für alle offen stehen“, wünscht sich Metropolit Isaak Barakat.

Für ihn ist Dollendorf als Klosterstandort eine gute Wahl: „Uns hat an dem Gebäude besonders gefallen, dass es schon einmal ein Kloster war. Auch die Aufteilung hat gepasst, so dass wir uns entschlossen haben, es zu kaufen. Dollendorf ist ein schöner Ort, ruhig und harmonisch. Die Pfarrkirche gegenüber rundet das Bild ab.“

Wir wollen die Menschen in Dollendorf verstehen, dann kann daraus etwas Positives entstehen.
Isaak Barakat, Metropolit der Antiochenisch-Orthodoxen Kirche

Nun wolle seine Kirche auf die Bevölkerung zugehen: „Wir wollen die Menschen in Dollendorf verstehen, dann kann daraus etwas Positives entstehen“, so seine Hoffnung. Konkret wird das zunächst Aufgabe von Schwester Lukia sein, die zum Abschluss der Einweihungsfeier als erste Nonne im Kloster der Herrin von Antiochien in Dollendorf geweiht wurde.

Die 36-Jährige, die bislang in der Dimitrios Gemeinde in Köln gedient hat, stammt aus Syrien, hat in Thessaloniki Theologie studiert und ihren Master gemacht. Seit 2020 lebt sie in Deutschland. „Sie wird nicht alleine bleiben, eine weitere Nonne wird aus Griechenland dazukommen“, so Metropolit Isaak. Insgesamt stehen sechs Zimmer in der kleinen Klosterklausur zur Verfügung.

Die gerade eingebaute Heizung wurde von der Flut im Juli 2021 zerstört

Schwester Lukia muss sich jetzt im Eifeldorf eingewöhnen. „Sie hat mir gesagt, dass sie dankbar wäre, wenn sie bei Bedarf auf die Unterstützung der Dollendorfer und Dollendorferinnen zählen könne“, so Ortsvorsteherin Gisela Caspers.

Sie wird in ein fast vollständig saniertes Klostergebäude einziehen. Zwar müssen noch einige Räume im Gebäudekomplex fertiggestellt werden, die Klausurräume aber sind es schon. Erneuert wurden auch die Heizung, alle Fenster, der Fassadenanstrich. Zwei Jahre dauerten die Arbeiten – und dann kam im Juli 2021 das Hochwasser dazwischen. Die gerade eingebaute Heizung wurde so stark beschädigt, dass sie ausgetauscht werden musste.

Eine Außenansicht des rot-weiß getünchten Klostergebäudes.

Wo bis 1995 ein Kloster war, ist jetzt wieder eines: Gegenüber der Dollendorfer Pfarrkirche wurde das Nonnenkloster der Herrin von Antiochien, das erste der Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie Mitteleuropa, eingeweiht.

Eine kurz zuvor abgeschlossene Versicherung griff noch nicht. Doch auch jetzt konnte sich die Metropolie auf ihre Kirchenmitglieder verlassen. Sie und Spenden finanzieren die Antiochenisch-Orthodoxe Metropolie für Mitteleuropa.

Pfarrer Andreas Züll von der GdG Blankenheim-Dahlem begrüßt die Neuansiedlung in Dollendorf. Mit dem Kloster komme eine der historischen Geschwisterkirchen aus den Anfängen des Christentums in die Gemeinde Blankenheim: „Erst mit dem großen Schisma von 1054 wurden die Kirchen getrennt“.

Auch Züll genoss im Anschluss an die religiösen Feierlichkeiten die Gastfreundschaft der Gemeindemitglieder. Wie es Tradition ist, erhielten alle Besucher kleine, selbst gebackene Patisserien am Ausgang der Kapelle, ein großes warmes Buffet war vor dem Gemeinschaftsraum aufgebaut.

„Wir freuen uns darauf, Teil dieser offenherzigen, freundlichen und wunderbaren Gemeinde Dollendorf zu sein“, so Metropolit Isaak Barakat. Der Start für dieses Integrationsprojekt war jedenfalls vielversprechend.


Jahrzehntelang das Domizil der Missionsschwestern des heiligen Herzens Jesu

Bis 1935 war das Objekt ein Wohnhaus mit landwirtschaftlichen Gebäuden. Pfarrer Edmund Bungartz, der aus Dollendorf stammt, stiftete es an die Missionsschwestern des heiligen Herzens Jesu unter der Auflage, dort einen Kindergarten zu betreuen, eine Nähschule zu unterhalten und die Krankenbetreuung sicherzustellen.

Die Missionsschwestern betrieben in Dollendorf ein Alters- und Erholungsheim, einen Kindergarten und eine Nähschule. Außerdem versorgten sie die Kranken innerhalb des Ortes Dollendorf. Wegen Nachwuchsmangels gaben sie im Jahr 1995 das Kloster schließlich auf.


24.000 Gläubige gehören zur Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie von Mitteleuropa

Aktuell 34 Kirchengemeinden mit zusammen rund 24.000 Gläubigen gehören zur Antiochenisch-Orthodoxen Metropolie von Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Niederlande). Sie ist eine der Erzdiözesen (Metropolien) in Europa.

„Wir sind eine kleine Kirche hier in Deutschland, unser Ursprung wurde aber vor mehr als 2000 Jahren gebildet“, so Metropolit Isaak, ihr geistliches Oberhaupt, vergleichbar einem Erzbischof: „Unsere Kirche führt ihre Gründung auf die Apostel Petrus und Paulus zurück, dort, wo die Jünger zuerst Christen genannt wurden, in Antiochien.“

Anfangs residierte die Kirche im namengebenden Antiochia am Orentes (heute Antakya in der Südosttürkei). Antiochia war einst Hauptstadt der römischen Provinz „Oriens“ und neben Rom, Konstantinopel, Alexandria und Jerusalem eines der fünf alten Patriarchate der römischen Reichskirche. Ab dem 5. Jahrhundert spaltete sich die Kirche in die Syrisch-Orthodoxen und die Antiochenisch-Orthodoxen. Letztere werden auch „Rum-Orthodox“ (Rum: rhomaios, Oströmer oder Byzantiner) genannt.

Ende des 19. Jahrhunderts verließen viele dieser Christen aus politischen und wirtschaftlichen Gründen ihre Herkunftsländer Syrien, Libanon, Palästina, Jordanien, Irak und die Südosttürkei und wanderten nach Europa aus. Ab 1969 bis 1973 kamen erste antiochenisch-orthodoxe Familien aus der Türkei als Gastarbeiter nach Deutschland. 1976 wurde hier die erste Kirchengemeinde St. Dimitrios in Köln gegründet, wo auch Metropolit Isaak seinen Sitz hat.