Blauer KolossTHW übt künftig an Multi-Funktions-Container
Euskirchen – Bereits aus der Ferne fällt er auf – der blaue Koloss, dessen Fertigstellung am Wochenende in stolzer Runde von Helfern und Förderern gefeiert wurde. Die Ortsgruppe Euskirchen des Technischen Hilfswerks (THW) hat mit dem so genannten Multi-Funktions-Container eine ausgeklügelte Übungsstätte realisiert, die künftig die Euskirchener Rettungskräfte auf ihre Einsätze in Krisensituationen vorbereiten soll.
Katastrophe üben
Nun steht das Konstrukt auf dem Gelände des THW in der Otto-Lilienthal-Straße, tief in den Boden zementiert und bereit für erste Übungen der Zivil- und Katastrophenschutzorganisation. Die Idee dazu sei vor ein paar Jahren entstanden, so THW-Ortsbeauftragter Dirk Preehl. „Nach einem Einsatz in Dom-Esch haben wir für Sicherungsmaßnahmen Holz einlagern müssen“, erinnert er sich. Auf der Suche nach einer langfristigen Lagerungsmöglichkeit war ein Container die beste Wahl. Warum nicht eine Übung daraus machen, habe sich Zugführer Burkhard Aehlich damals gedacht. Die erste Idee für den Multi-Funktions-Container war geboren. 1000 Planungsstunden, in denen Ideen entwickelt und zuweilen verworfen, sowie 1400 Arbeitsstunden, in denen gemessen, gebaut, ein- und angepasst, gestrichen und geschraubt wurde, bedurfte es, bis aus das Vorhaben umgesetzt war.
„Die Umsetzung des Projektes war nur durch die Zusammenarbeit mit all unseren Helfern und Sponsoren möglich“, so Preehl in seiner Ansprache. Hier seien alle Unterstützer, Freunde und Förderer aus Politik und Wirtschaft gleich viel wert, betonte er.
Ortsverband
Im Ortsverband Euskirchen des Technischen Hilfswerks engagieren sich aktuell 117 Frauen und Männer ehrenamtlich. Sie versehen ihren Dienst im Rahmen der örtlichen Gefahrenabwehr und des überregionalen Katastrophenschutzes und sind dabei spezialisiert auf Bergung, Beseitigung von Wasserschäden und Pumpen sowie dem Ausleuchten von Schadens- und Einsatzstellen.
In der Jugendgruppe sind derzeit knapp 30 Mädchen und Jungen im Alter von zehn bis 17 Jahren aktiv.
Schließlich habe jeder Einzelne mit seiner Expertise und Mitteln zur Umsetzung der Idee des Multi-Funktions-Containers maßgeblich beigetragen. „Euskirchen ist eine kleine Ideenfabrik“, so der Ortsverbandsleiter, der sich sehr stolz auf seine Mannschaft zeigte. Denn das Projekt ist für die Mittel-Nord-Region absolut einzigartig.
Was die blaue Box, dieser Multi-Funktions-Container im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Kasten hat? Das wurde am Wochenende am Objekt selbst demonstriert. Man könne hier im Notfall mithilfe großer Einsatzkissen verkeilte Autos auseinanderpressen oder Lkw-Container anheben. Die Höhe des Multi-Funktions-Containers über dem Boden sei den Maßen eines regulären Lkw-Hängers nachempfunden, erläutert einer der Helfer. Darunter lasse sich ein realistisches Rettungsszenario in Dunkelheit und bei beengtem Raum, zwischen Schutt und unter schwierigen Bedingungen nachstellen.
Photovoltaik auf dem Dach
Sicherheit sei hier jedoch oberstes Gebot. „Die gestapelten zwei Container stehen hier so sicher wie sechs Container am Hamburger Hafen“, so Projektleiter Wolfgang Bremer. Das Bauwerk sei außerdem wartungsfrei und auf dem Dach befinde sich eine Photovoltaik-Anlage, erklärte der Projektleiter. In der Tat verbergen sich sowohl im als auch am zweistöckigen Container-Block allerlei Raffinessen und Übungsfunktionen. Durch Planen abgedunkelt, kann hier ab sofort durch Rohre mit 80 Zentimeter Durchmesser gekrochen werden. Das Bewegen und Heben von schweren Lasten, das Bergen und der Transport von Verletzten, die Rettung und das Abseilen vom Dach – das sind nur einige der Übungsszenarien am Container.
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„Zwischen vier und 30 Menschen können hier gleichzeitig üben“, so Marc Lohmeyer vom THW. Der Multi-Funktions-Container — ein hilfreicher Abenteuer-Übungsplatz für den Notfall. „Wir bewundern hier etwas, das dazu beitragen kann, Menschenleben zu retten“, lobte Bad Münstereifels Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Das THW lebe vom Engagement und dem Einsatz vieler Ehrenamtler. Auch durch den Multi-Funktions-Container dürften diese für künftige Rettungen bestens vorbereitet sein.