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Penthouse mit Blick auf den DomWohnquartier in Lederfabrik hat Flamersheim verändert

Lesezeit 5 Minuten
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Auf den 20.000 Quadratmetern sind unter anderem vier Penthäuser entstanden.

Kreis Euskirchen/Flamersheim – „Es ist ein Lebensmittelpunkt entstanden. Hier wird nicht nur gewohnt oder gearbeitet – hier wird gelebt“, sagt Hartmut Lackner über den Campus Flamersheim. Mehr als 15 Millionen Euro hat er mit Jörg Wiskirchen in die alte Lederfabrik investiert und aus dem Lost Place ein Vorzeigeobjekt gemacht. Und weitere Baugebiete sind geplant.

An die ehemalige Industriebrache an der Geierstraße erinnert nur noch die grundsätzliche Struktur der Fabrik – und Details wie das Original „Eifel Leder“-Schild an der Fassade oder das ehemalige Wärterhäuschen, in dem sich jetzt das Eiscafé „Eiswerk“ befindet. Auf dem 20 000 Quadratmeter großen Areal sind drei Achtfamilienhäuser, 27 Miet- und Eigentumswohnungen, vier Penthouse-Wohnungen, ein Getränkemarkt, ein Blumenladen, ein Friseurladen sowie eine Schaukelmanufaktur entstanden. Zudem sind Büros für die Bundeswehr geschaffen worden.

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Das Schild an der Fassade erinnert an vergangene Zeiten. 

„Es gibt eine WhatsApp-Gruppe der Campus-Bewohner. Das zeigt, dass hier mehr als nur eine Schlafstelle ist“, sagt Wiskirchen. Wer in den vier Penthäusern, die auf dem ehemaligen Fabrikdach entstanden sind, nicht schläft, sondern die Augen öffnet, kann bei guter Sicht sogar den Kölner Dom sehen. Der ist auch aus dem Alten Fahrerlager zu sehen.

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Ein Stück Nürburgring im Campus.

„Hier können Liebhaber ihre Oldtimer unterstellen“, erklärt der Flamersheimer Wiskirchen. Zwischen den Oldtimern, die mithilfe eines gläsernen Aufzug auf die oberen Etagen gefahren werden können, kann ab sofort gefeiert werden. Auf der dritten Etage ist im Fahrerlager eine 180 Quadratmeter große Eventfläche für etwa 100 Personen entstanden – der dezente Geruch von Benzin und Motoröl gehört dazu.

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Macher: Jörg Wiskirchen (l.) und Hartmut Lackner

Seit 2018 gibt es den Campus in seiner jetzigen Form. Die Planungen hätten bereits fünf Jahre zuvor begonnen. „Das waren die kürzesten Verhandlungen, die wir je geführt haben. Nach einem Treffen haben wir den Notartermin vereinbart“, blickt Lackner zurück. Gekauft haben er und sein Geschäftspartner Wißkirchen die Fabrik von Hans Schafstall, einem Unternehmer aus dem Ruhrgebiet. Noch immer gibt es laut Wiskirchen Anfragen, ob Wohnungen auf dem Campus-Gelände zu haben sind. „Der Bedarf an Wohnraum im Allgemeinen ist gigantisch groß“, sagt Lackner.

Mieten werden stark steigen

Besserung sei nicht in Sicht – auch wegen der aktuellen Knappheit an Baustoffen. In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Baupreise verdoppelt, so der Experte: „Die eine Hälfte über Preissteigerungen, die andere über Auflagen.“ Nun komme eine weitere Kostenexplosion hinzu. „Der private Wohnungsbau wird zusammenbrechen. Das ist das fatale an der Entwicklung“, sagt der Eifeler.

Herzensprojekt

Generationendorf

Hartmut Lackner hat bereits zahlreiche Bauprojekte entwickelt und verwirklicht. Der Eifeler hat aber noch ein Herzensprojekt, das er am Ende seiner Arbeitszeit realisieren möchte: ein Generationendorf. „Dort sollen die Menschen kostendeckend wohnen können. In dem ältere Menschen im Zusammenspiel mit jüngeren möglichst lange alleine leben können“, erklärt Lackner. Dafür seien intelligente Lösungen gefragt, so der Experte: „Beispielsweise könnte es eine Haushaltshilfe für 200 Menschen geben, die sich eigenständig um diese kümmert. Und sie so an Lebensqualität gewinnen.“ (tom)

Rosenthal-Quartier

Im „Rosenthal-Quartier“ in Nettersheim werde solche Unterstützung, die das Leben und Wohnen angenehmer machen, getestet. Dort gebe es beispielsweise eine Tagespflege. „Das ist der erste Schritt, damit man vielleicht fünf Jahre länger allein zu Hause wohnen kann und nicht ins Pflegeheim muss, sondern das häusliche Umfeld diese Wohnmöglichkeiten schafft. Das ist mir ein Anliegen“, so Lackner. (tom)

Wer aus dem Penthouse nicht nur nach Norden in Richtung des Kölner Doms schaut, sondern auch mal nach Westen, der sieht zwischen Campus und L 11 eine recht große unbebaute Fläche. „Perspektivisch wird es dort etwas geben“, sagt Wiskirchen, der sich aber nicht weiter in die Karten schauen lassen will. Auch östlich der Aral-Tankstelle könnte schon bald ein Baugebiet entwickelt werden.

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Im Alten Fahrerlager gibt es nun auch eine Eventfläche.

„Aber alles mit Bedacht. So, dass sich der Ort mitentwickeln kann und nicht überrannt wird. Das ist wichtig“, sagt Lackner, der sich intensiv Gedanken über die Zukunft von Baugebieten macht: „Wir werden Baugebiete bekommen, in denen bewusst Wohnraum für junge Familien geschaffen wird, der nicht gekauft werden muss, sondern gemietet werden kann.“

Wiskirchen und er könnten mit der G+S Wohnbau GmbH nicht die Welt retten, aber der eigens auferlegten sozialen Verantwortung gerecht werden, sagt Lackner: „Wenn ich sehe, dass meine Tochter keinen Wohnraum findet, weil sie jung ist und einen Hund hat. Dann läuft etwas schief.“

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Von den Penthäusern kann man sogar bei guter Sicht den Kölner Dom sehen.

Industriebrachen nachhaltig sanieren und umgestalten oder ein Neubaugebiet entwickeln – was macht mehr Spaß? „Beides“, sagt Wiskirchen. Beides sei auf unterschiedlicher Weise herausfordernd. Bei der Lederfabrik sei man auf 40 Gerbgruben gestoßen, die aufwendig entsorgt werden mussten. Bei Neubaugebieten seien es etwa die unterschiedlichen Gutachten, die eingebracht werden müssten – oder auch die Entwicklung eines Quartiers. Und ein Quartier ist aus Sicht der beiden Projektierer mehr, als nur vier Häuser im Carré hinzustellen.

Campus als Vorbild für künftige Projekte

So soll der Campus bei künftigen Projekten durchaus Vorbild sein. „Die Mischung aus Wohnen und Gewerbe, beispielsweise ein Handwerksbetrieb oder ein Start-up-Unternehmen, wird in die Konzepte eingearbeitet“, sagt Wiskirchen.

Genauso sei es denkbar, dass in künftigen Baugebieten die Häuser kleiner ausfallen, weil es beispielsweise ein Quartiershaus geben wird. In dem könnten Appartements für Homeoffice oder auch Gästezimmer entstehen, die im Bedarfsfall gemietet werden können. „Es geht darum, Ressourcen besser zu nutzen. Flächen sind knapp und könnten so besser genutzt werden“, erklärt Wiskirchen.

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Es sei günstiger, ein solches Zimmer – etwa für den Besuch der Eltern – über eine App zu buchen, als das Zimmer im Eigenheim-Neubau zu errichten. „Wenn ich ein Neubaugebiet mit beispielsweise 100 Wohneinheiten habe, kann ich versuchen, über ein Quartiershaus den Flächenbedarf des Einzelnen zu reduzieren, um auch Themen wie Versiegelungen entgegen zu treten“, sagt Wiskirchen: „Und man verliert dadurch keine Lebensqualität.“

Lackner rechnet damit, dass der Quadratmeterpreis beim Mieten im Kreis Euskirchen auf etwa 20 Euro steigen wird. Aktuell liege er bei rund 13 Euro.