Zustimmung verweigertKindergarten auf dem Bauernhof in Dahlem vor dem Aus
Dahlem – Der Plan der Gemeinde, in zwei Scheunen eines Bauernhofs oberhalb von Dahlem den ersten Bauernhofkindergarten im Kreisgebiet zu eröffnen, steht auf der Kippe. Statt des vorgesehenen Umbaus und Start zum kommenden Kindergartenjahr am 1. August droht der Baustopp, bevor es überhaupt begonnen hat.
Der Landesbetrieb Straßen NRW hat als anzuhörender Träger öffentlicher Belange dem vorliegenden Bauantrag seine Zustimmung verweigert. Der Hauptgrund: Es fehlt ein Linksabbiegerstreifen von der Landesstraße zum Bauernhof für die Zufahrt zum geplanten Kindergarten.
Bürgermeister Jan Lembach drückt sich vorsichtig aus
„Dann wird das wohl an dieser Stelle nichts werden.“ Bürgermeister Jan Lembach drückt sich noch etwas vorsichtig aus. Doch auch ihm schwant, dass es mit der Idee des Kindergartens auf dem Bauernhof der Eheleute van Kann an der Landesstraße in Höhe der Gemarkung und Bushaltestelle „Fuchskaul“ möglicherweise nichts wird. Verena van Kann, die ausgebildete Erzieherin ist, hatte der Gemeinde 2019 die Idee zum eingruppigen Bauernhofkindergarten für bis zu 20 Kinder vorgeschlagen.
Nun mahnt der Landesbetrieb in seiner Stellungnahme zum beim Kreis eingereichten Bauantrag den fehlenden Linksabbiegerstreifen an. „Der Einwand von Straßen NRW kann nicht durch den Kreistag umgangen werden“, so ein Sprecher des Landesbetriebs auf Anfrage.
Eine Verkehrszählung hat ergeben, dass die in den 1950er Jahren gebaute Landstraße, die am Hof von Michael und Verena van Kann vorbeiführt, eher wenig belastet ist. In Höhe des Hofes ist die Bushaltestelle, zudem gibt es zwei Zufahrten zum Hofgelände. „Eine für den landwirtschaftlichen Betrieb, eine wäre nur für den Kindergarten gedacht“, so Verena van Kann. Ehemann Michael van Kann kann den Vorbehalt des Landesbetriebs nicht nachvollziehen: „Die Eltern kommen doch nie alle gleichzeitig, um ihre Kinder zu bringen oder abzuholen.“
Aus Gründen der Verkehrssicherheit sei der Linksabbiegestreifen jedenfalls anzulegen, so der Landesbetrieb. Schließlich sei auf der Straße Tempo 100 erlaubt: Ein stehendes – weil gerade abbiegendes – Fahrzeug stelle „ein erhebliches Verkehrshindernis“ dar. Und eine von der Verwaltung vorgeschlagene Tempobegrenzung im Umkreis der Zufahrt auf 70 km/h hält der Landesbetrieb für nicht ausreichend. Er verweist darauf, dass innerorts vor Kindergärten und Schulen höchstens 30 km/h zulässig sind.
„Es handelt sich um eine Strecke von um die 150 Meter, auf denen der Abbiegestreifen angelegt werden müsste“, so Lembach. Er stellt klar, dass für die Gemeinde die Kosten – so man die Markierungen nicht schlicht auf dem Asphalt aufmale – nicht zu finanzieren seien: „Das wären am Ende um die 500000 Euro.“ Es sei etwa auch Grunderwerb nötig, da die Straße derzeit für einen Abbiegestreifen schlicht zu schmal ist.
Allerdings muss sich die Verwaltung auch vorhalten lassen, dass ihr dies längst bekannt sei. Bereits im September 2020 seien erste Planunterlagen vorgelegt worden und der Landesbetrieb habe darauf hingewiesen, dass einige Fragen ungeklärt seien, so der Sprecher. Stattdessen seien die Unterlagen unverändert auch als offizieller Bauantrag eingereicht worden. Und es gehe nicht nur um den fehlenden Abbiegestreifen. Auch ein zu nahe an der Landesstraße geplanter Spielplatz und ein fehlendes Konzept zur Pkw-Leitung auf dem Bauernhofgelände seien moniert worden.
Auch sei an der Straße in Höhe des van Kannschen Hofes unter anderem kein Gehweg und keine Beleuchtung und auch kein Fußgängerüberweg an der anliegenden Bushaltestelle vorhanden, so der Landesbetrieb.
Rettungsversuch
Eine Wende in Sachen Bauernhofkindergarten will die Dahlemer CDU-Fraktion erreichen. „Wir als CDU machen uns dafür stark, dass das Projekt an der Stelle nicht stirbt“, so Fraktionsvorsitzender Werner Lorse auf Anfrage. Man habe Kontakt zum NRW-Verkehrsministerium aufgenommen, zuletzt am 11. April, mit dem Ziel, „dass die Aufsichtsbehörde den Landesbetrieb in diesem Sinne zu einem Umdenken bewegt.“ Eine Antwort vom Ministerium steht noch aus. (sli)
Man biete der Gemeinde nach wie vor an, die Planunterlagen zu ändern, um sie genehmigungsfähig zu machen, heißt es weiter. Inoffiziell soll das Angebot gemacht worden sein, von Seiten der Gemeinde die Landesstraße zu übernehmen, sie also zur Kreisstraße umzuwidmen. „Das wird der Kreis sicher nicht machen. Der ist froh, das vorhandene Straßennetz in Schuss halten zu können“, winkt Lembach ab.
Michael und Verena van Kann sind derweil froh, dass sie bislang noch keine Investitionen getätigt haben. „Geplant war etwa eine neue Mini-Kläranlage für die neuen Sanitäranlagen für die Kinder“, so Michael van Kann. Man stehe weiterhin zu der Idee, mit einem Bauernhofkindergarten die Arbeit eines Landwirts den Kindern nahe zu bringen: „So, wie sie wirklich ist.“ Van Kanns haben Milchvieh mit Nachzucht und Grünland.
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Da zwischenzeitlich auch die Idee eines Shuttle-Busses zum Bauernhofkindergarten verworfen wurde, plant Lembach schon mal die Alternative. Zur nächsten Ratssitzung will die Verwaltung mögliche Standorte für einen Waldkindergarten vorstellen. Solche naturnahen Kinderbetreuungseinrichtungen wurden kürzlich unter anderem in Kall und in Nettersheim eröffnet.
Den 15 Eltern, die Interesse an einem Platz für ihre Kinder im Bauernhofkindergarten haben, wurden Alternativplätze in den Einrichtungen in Dahlem, Schmidtheim und Berk angeboten. Dort sind die Kapazitäten mittelfristig erschöpft. Spätestens 2023 müsse die Gemeinde auf jeden Fall einen komplett neuen, zweigruppigen Kindergarten bauen, so Lembach.