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Schmidtheimer SchlossherrnFreude auf Veranstaltungen, Warten auf den Solarpark

Lesezeit 5 Minuten
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Drei Konzerte werden im Schloss Schmidtheim angeboten.

Dahlem-Schmidtheim – Auch auf Schloss Schmidtheim ist so etwas wie Aufbruchstimmung nach der Corona-Pause zu spüren: Das Ferienhaus „La Maison“ wird wieder gebucht, es werden Exkursionen angeboten, die Familie Beissel von Gymnich öffnet erstmals den historischen „Blauen Salon“ für eine Kammermusikreihe.

Unterdessen muss sich Hausherr Emmanuel Graf Beissel von Gymnich gedulden: Er hat ein 30 Hektar großes Gelände im Wald an einen Solarparkinvestor vorverpachtet. Doch die Pläne liegen nach wie vor auf Eis.

Kammermusikreihe ab Donnerstag

Gräfin Anne Beissel von Gymnichs Herzensanliegen ist die Pflege der parkähnlichen Anlagen rund um den Stammsitz des Grafenhauses, das in der mutmaßlich 16. Generation im Familienbesitz geführt wird. Sohn Damian wird die 17. Generation sein. Zur Idylle rund ums Schloss passt die Aufbruchstimmung. „Wir haben wieder Buchungen für unser Ferienhaus, das besonders von Gruppen angemietet wird“, freut sich Anne Beissel von Gymnich über das langsam ansteigende Interesse an einem Wochenende oder mehr in der altehrwürdigsten Ferienwohnungsumgebung.

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Willkommen im „Blauen Salon“: Konzertveranstalter Ekkehard Welkens (v.l) und die Schlossbesitzer-Familie Anne, Emmanuel und Damian Beissel von Gymnich freuen sich auf die Besucher.

Auch das „Zentrum Natur und Mensch“, betreut von Damian Graf Beissel von Gymnich, weist wieder Angebote wie Jahreszeiten-Exkursionen und mehr auf. Dazu kommen Angebote für Kindergärten und Schulen, die wiederum Anne Beissel von Gymnich leitet. Sie wird etwa mit den Schmidtheimer Kindern zum Fronleichnamsfest einen Blumenaltar auf dem kleinen Platz zwischen der Schlosszufahrt über den einstigen Wassergraben, der altehrwürdigen Gerichtslinde und der Pfarrkirche St. Martin auslegen. Dann startet auch zum ersten Mal eine kleine Kammermusikreihe im „Blauen Salon“.

Die Konzertreihe

Die Location

Drei Kammermusikkonzerte finden vom Fronleichnamstag, 16. Juni, bis Samstag, 18. Juni, im Blauen Salon auf Schloss Schmidtheim statt. Der Raum, der seinen Namen der Wandtäfelung aus seltenen historischen „Delfter Kacheln“ verdankt, ist eigentlich nur als Standesamt der Gemeinde Dahlem für die Öffentlichkeit zugänglich, nun auch einem Konzertpublikum. Man mache damit vermutlich keinen Gewinn, sagt Emmanuel Beissel von Gymnich, wolle aber etwas Gutes für den Ort tun. Mit dem Musikcafé sind so zwei Veranstalter in Schmidtheim aktiv.

Die Vorfreude

„Was lange währt, wird endlich gut“, freut sich der Eifeler Konzertveranstalter Ekkehard Welkens. Für ihn ist es nach zwei Jahren Corona-Pause die erste Möglichkeit, wieder Musiker zu engagieren. Er hoffe so auf einen Neuanfang, „nachdem die letzten Jahre für uns recht unglücklich verlaufen sind“. Auf seine gescheiterten Pläne einer Kammerphilharmonie in der Alten Schule in Freilingen spielt er damit ebenfalls an.

Die Konzerte

Das Konzertkonzept „One hundred chairs“ startet am Donnerstag,16. Juni, mit einem Solistenkonzert des Geigers Wojchech Garbowski vom Berliner Sonar Ensemble in eine neue Runde. Garbowski spielt Werke von Bach, Pisendel, Ysaÿe, Wieniawski, Piazolla und Kurtág.

Tags drauf, am Freitag, 17. Juni, ist Trio-Abend der Kammermusikreihe: Katja Lämmermann (Violine), Konzertmeisterin am Münchner Gärtnerplatztheater, spielt mit Christa Jardine (Viola) und Simon Eberle (Cello) Werke vor allem der Romantik.

Zum Abschluss am Samstag, 18. Juni, stehen Werke von Bach und Pisendel auf dem Programm. Stefan Hempel, Professor für Violone an der Universität Rostock, gastiert mit Sabina Chukurova von der UdK Berlin am Cembalo.

Konzertbeginn ist jeweils um 18 Uhr, Einlass ab 17.30 Uhr. Für alle drei Veranstaltungen gibt es noch Restkarten an der Abendkasse. (sli)

Anderes treibt dem Hausherren eher Sorgenfalten auf die Stirn: Die Preise aus dem Holzeinschlag in den weitläufigen Wäldern steigen nach Dürre- und Borkenkäferjahren wieder an, doch das ist noch kein Grund zur Entwarnung: „Vom Holzverkauf alleine wird sich das alles nicht rechnen. Wir brauchen auch andere Einnahmequellen.“

30.000 Photovoltaikmodule sind geplant

Die sollen aus den Pachteinnahmen eines auf 30 Hektar entstehenden Solarparks kommen. Auf 14 Hektar sollen 30.000 aufgeständerte Photovoltaikmodule errichtet werden. Sie sollen pro Jahr an die zwölf Millionen Kilowatt Strom erzeugen und den Bedarf von 3450 Haushalten decken. Rund 9,5 Millionen Euro will der Pächter, die „Sybac On Power GmbH“ aus Kehrig und Trier, investieren. Baubeginn soll nach Schließung des derzeit noch auf dem Gelände betriebenen Kieswerks 2024/25 sein.

Der Gemeinderat unterstützt die Pläne – doch die Bezirksregierung lehnt sie unter Verweis auf den geltenden Regionalplan ab: Satt im Wald sind solche Solarflächen derzeit nur in einem Korridor an Straßen oder Eisenbahnstrecken möglich.

Schlossherrn und Investor hoffen auf neuen Regionalplan

Derzeit wird an der Neuaufstellung des Regionalplans, der bis 2040 gültig sein soll, gearbeitet. Für Graf Beissel von Gymnich und die „Sybac On Power“ ist das ein Grund zur Hoffnung. In ihrer Stellungnahme zum neuen Regionalplan – die Offenlage dauert bis Ende August – hat sich die Gemeinde erneut für das Vorhaben ausgesprochen.

„Durch den geplanten Solarpark kann ein Beitrag geleistet werden, um das in der Fortschreibung zur Energieversorgungsstrategie für NRW formulierte Photovoltaik-Ausbauziel zu erreichen“, so die Verwaltung: „Es wird daher von der Gemeinde Dahlem beantragt, für die betroffene Fläche eine entsprechende Darstellung im zeichnerischen Teil der Planunterlage für das Gemeindegebiet im neu aufzustellenden Regionalplan aufzunehmen“.

Investor: NRW bei Genehmigungen „eher langsam“

„Mehr können wir nicht machen“, so Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Man müsse nun einfach abwarten, ob aus dem Vorschlag Plangrundlage wird.

Für Peter Ronig, Projektentwicklungsplaner der „Sybac On Power GmbH“ ist das ein schwacher Trost, aber immerhin. Man stehe nach wie vor zu der Entscheidung, „mit Erteilung der Baugenehmigung als Pächter den Bau zu starten“. NRW sei in Genehmigungsfragen im Bundesvergleich eher langsam unterwegs, so die höfliche Umschreibung seiner Wertung zum Sachstand. Ronig setzt lieber auf die Bundesregierung: „Die will den Ländern auferlegen, den Ausbau der Solarenergie unter bestimmten Bedingungen auch in Landschaftsschutzgebieten wie dem Schmidtheimer Wald zu ermöglichen.“

Bürgerbeteiligung wird ab 500 Euro möglich sein

Zudem soll ein Bürgerbeteiligungsmodell angewendet werden. Investoren ab 30.000 Euro können Anteile erwerben. Ronig rechnet mit einer Bruttorendite von vier bis sechs Prozent pro Jahr. Wer weniger ausgeben kann oder will, kann über sich ein Crowd-Investing-Modell zwischen 500 und 25000 Euro über drei bis fünf Jahre beteiligen – die Rendite liege dann bei drei bis vier Prozent. Und die Gemeinde, die einen Teil der Gewerbesteuer kassieren kann, könne sich über zusätzliche 0,2 Cent pro Kilowattstunde erzeugten Stroms pro Jahr freuen.

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Emmanuel Beissel von Gymnich hört die Worte wohl – alleine fehlen ihm noch die Taten, daran zu glauben. Bis dahin ist ihm anderes ein Anliegen: „Warum können wir eigentlich unsere für Windkraftanlagen ohnehin ausgewiesenen Flächen nicht auch für Solaranlagen nutzen?“