Kreis Euskirchen – Den Kopf hat Tobias Müller wieder frei. Frei für Motorsport, frei für die wohl anspruchsvollste Rennstrecke der Welt. Das war vor gut acht Wochen noch ganz anders. Am Abend des 14. Julis war der 23-Jährige mit seiner Freundin sowie seiner Mutter in Adenau essen. „Ich hatte zwei Tage zuvor meine Meisterprüfung bestanden“, erinnert sich der Euskirchener.
Als der Regen einfach nicht aufhören wollte, machte er sich auf den Weg nach Hause – wohlwissend, dass die Werkstatt des Kfz-Familienbetriebs schon bei jedem größeren Starkregen vollläuft, weil sich das Wasser durch die recht steile Einfahrt im Hof sammelt. Umso überraschter war er nach eigenen Angaben, als er am Betrieb, der nur einen Steinwurf von der Erft entfernt ist, ankam. „Um 23.50 Uhr war noch nichts. Vier Minuten später war ich machtlos. Da hatte das Wasser bereits ein Türblatt verbogen“, sagt Müller, der am Samstag für Black Falcon beim achten Lauf der Nürburgring-Langstreckenserie (NLS) an den Start gehen wird.
Der wahre Horror waren die Tgae nach der Flut
Als später noch die Autos mit Licht und eingeschalteten Blinker über den Hof schwammen, weil das Hochwasser die Steuerungsgeräte geflutet hatte, sei das „furchteinflößend“ gewesen. Der eigentliche Horror, wie es Müller nennt, waren aber die kommenden Tage. „Ich bin ständig zum Fernseher gelaufen und habe geguckt, ob es Neuigkeiten von der Steinbachtalsperre gibt“, so Müller. Zwar habe er schnell erfahren, dass Euskirchen bei einem möglichen Dammbruch nicht tangiert gewesen wäre, doch das trug nicht zur Beruhigung bei. „Am 14. Juli habe ich gesehen, dass Wasser sich immer einen Weg sucht“, so der Rennfahrer. Wenn er mal gerade nicht einen Blick auf den Fernseher warf, packte Müller mit an. Mit 20 Helfern wurde in der Werkstatt immer wieder alles von links nach rechts und zurück geräumt, um den Schlamm aus dem Gebäude zu bekommen. Sämtliche Geräte seien kaputt gewesen. Trotz Versicherung beläuft sich das finanzielle Loch des Betriebs auf schätzungsweise 70 000 Euro.
Der Flamersheimer Jörg Wiskirchen startet für rent2drive-FAMILIA-racing in einem Porsche Cayman GT4 in der Klasse Cup3. In der stark besetzten Klasse sind 17 Teams am Start.
Am vergangenen Wochenende nahm Wiskirchen am 1000-Kilometer-Rennen auf dem Ring teil. Am Ende reichte es für Platz 30. (tom)
Doch nicht nur Diagnosetester und Auswuchtungsmaschine waren hinüber, sondern auch Rennanzüge und Erinnerungen an seinen 2019 verstorbene Vater Klaus.
Am Wochenende wird der 23-Jährige einen neuen Rennanzug überstreifen und mit Paul Harkema den Porsche 911 GT3 Cup MR über die Nordschleife steuern. Dabei wird Müller die Rolle des Coachs übernehmen. „Das ist spannend und insofern anders, weil wir eine strenge Datenanalyse machen werden“, erklärt er. Die Saison sei bisher aufregend und spannend gewesen. Die vielen Wechsel in der zweiten Saisonhälfte – Müller war in der NLS in dieser Saison für Rutronic, Frikadelli, Falken und nun Black Falcon aktiv – sieht er sogar als Vorteil. „Ich habe unterschiedliche Arbeitsweisen in den Teams kennengelernt. Das hilft unheimlich“, sagt er. Jede Runde in einem GT3, jede Minute in der Box mit dem Team sei wichtig für die Erfahrung.
Erfahrung hat der Iversheimer Frank Stippler schon viel gesammelt. Am Wochenende wird er wie gewohnt für Phoenix Audi starten.
Der Weilerswister Björn Simon geht wieder für das Team Avia Sorg an den Start. „Es wird ein besonderes Rennen“, sagt Simon. Der Grund: Erstmals seit zwei Jahren, seit der Corona-Pandemie, dürfen wieder unbegrenzt Zuschauer ins Fahrerlager und an die Nordschleife.