Der große Tüv-Schwimmbad-Check: Therme Euskirchen heimst viele Bestnoten ein

Euskirchen – Hinter dem Tresen der Poolbar herrscht geschäftiges Treiben. Es ist Freitagmorgen in der Therme Euskirchen. Normaler Alltag – in einer halben Stunde öffnen sich die Eingangstüren. Zwei Mitarbeiterinnen karren auf einem Plattformwagen Dutzende Tetrapaks Milch an – für Cappuccino und Cocktails. Sie grüßen im Vorbeigehen freundlich. Alles will vorbereitet sein, wenn die Besucher das Wellnessbad betreten. Bis zum Sommer werden es insgesamt 1,5 Millionen Gäste sein – eine stolze Zahl seit der Eröffnung der Therme am 18. Dezember 2015.

Das erwartet die Besucher

Das Palmenparadies ist einer von drei Bereichen, in die sich die Euskirchener Therme gliedert. Daneben gibt es die Vitaltherme & Sauna sowie das Sportbad. Alle Bereiche können separat genutzt werden. Im Eintrittspreis des Palmenparadieses ist jedoch die Benutzung des Sportbades enthalten. Kernstück des rund 3000 Quadratmeter großen Palmenparadieses ist die große Lagune mit 33 Grad warmem, türkisfarbenem Wasser.

Gesäumt wird sie von 500 großen Palmen, die eine Höhe bis zu zwölf Meter haben – karibisches Flair par excellence. Neben Lagunen- und Sportbecken stehen den Besuchern Whirlpools im Innen- und Außenbereich, Sprudelliegen, ein Dampfbad, eine Infrarotkabine sowie ein Selen-, ein Totes-Meer- und ein Calcium-Lithium-Becken zur Verfügung. Alles inklusive, Extrakosten entstehen dadurch nicht.

Das wird Kindern geboten

Die Therme Euskirchen ist nicht als Spaßbad konzipiert und hat dadurch nicht unbedingt den Nachwuchs im Blick. Geplant ist zwar unter anderem der Bau eines Rutschenparadieses, doch das ist noch Zukunftsmusik.

Zurzeit ist es nämlich so, dass Kinder bis drei Jahre und Jugendliche ab 16 Jahren ins Palmenparadies dürfen. Die Kleinsten müssen aber beileibe nicht auf ihren Wasserspaß verzichten. Für sie gibt es im Bereich des Sportbades ein nettes kleines Planschbecken mit Spielgeräten.

So sauber und sicher ist es

In ihrem Bericht hebt die Prüferin des TÜV Rheinland positiv hervor, dass „keine baulichen Sicherheitsmängel“ festgestellt worden seien. Zum Zeitpunkt der Überprüfung sei allerdings eine von zwei Fluchttüren im Gastrobereich mit einem Tisch blockiert gewesen. Bezüglich der Badesicherheit sei das Palmenparadies „gut aufgestellt“, hob der TÜV besonders hervor.

Auch in Sachen Sauberkeit fiel das Testat des Prüfinstituts durchweg positiv aus. Grundsätzlich mache das Bad einen „gepflegten und sauberen Eindruck“, heißt es im TÜV-Bericht.

So ist das Essen

Die Wund-Unternehmensgruppe, die bislang rund 70 Millionen Euro in das Wellnessbad investiert hat, arbeitet mit zwei Gastropartnern zusammen. Sie führen eigenständig je eines der beiden Restaurants unter dem Glasdach der Therme. Am Angebot des Caterers im Palmenparadies hatte die TÜV-Prüferin nichts zu mäkeln. Es sei vielfältig, und es gebe „nicht nur ausschließlich Fast Food“. Auch vom Geschmack, vom Anrichten und von der Sauberkeit der Auslage her fand das Restaurant das Wohlgefallen der Prüferin. Allerdings kreidete sie an, dass die Currywurst mit 9,50 Euro die teuerste im Test gewesen sei. Offiziell heißt sie Riesen-Currywurst, sie wird mit hausgemachter Soße und Pommes serviert.

Hier kann das Bad punkten

Um das karibische Feeling im Sommer bei 30 oder mehr Grad perfekt zu machen, kann das 200 Tonnen schwere Panoramadach geöffnet werden. Die bewegliche Dachfläche liegt bei mehr als 1750 Quadratmetern. Dann weht eine angenehme Brise durchs Bad. Eine Abkühlung verspricht auch ein Drink an einer der insgesamt vier Poolbars, im Palmenparadies sind es zwei. Darüber hinaus wird den Besuchern von Montag an ein 750 Quadratmeter großer Sandstrand mit einer weiteren Außenbar im Karibik-Stil sowie zehn Strandkörben und 150 Relax-Liegen mit Sonnenschirm zur Verfügung stehen. Das Ganze umrahmt von 40 Palmen aus Spanien, die auch die Minusgrade des Euskirchener Winters überleben sollen, wie Julia Kemp, für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Therme zuständig, unterstreicht.

Hier hakt es

An der Anzahl der Handtuchhaken scheiden sich die Geister. Laut TÜV-Bericht gibt es im Bad zu wenige. Dies habe zur Folge, dass die Handtücher übereinander gehängt werden, was zulasten der Hygiene gehe. Ein Kritikpunkt, den Julia Kemp nicht gelten lässt: „In fast allen Ecken gibt es zusätzlich zu den Haken Handtuchständer, die von unten beheizt werden.“ Ein Handtuch sei da in spätestens 20 Minuten trocken. „Welches Bad bietet so etwas denn?“, fragt Kemp eher rhetorisch.

In einem anderen Punkt – dabei geht es um das Wickeln von Kleinkindern – übt Julia Kemp ebenfalls Kritik an der TÜV-Untersuchung. Im Bericht heißt es wörtlich: „Da es keine Wickelecke gibt, konnte beobachtet werden, dass Kinder auf den Liegen gewickelt werden. Desinfektionsmittel stand hier nicht zur Verfügung.“ Da man, so Kemp, genau das verhindern wolle, habe man die Wickelecke samt Babycreme und Reinigungsmitteln in eine große, behindertengerechte Toilette integriert.

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Da gebe es sogar einen Sitz zum Festschnallen des Kindes, wenn Papa oder Mama mal auf Toilette müssten. Darüber hinaus sei in einer speziellen Kindertoilette eine weitere Möglichkeit zum Wickeln vorhanden.

So war der Gesamteindruck

Keine Frage: Die Bäder der Unternehmensgruppe Wund gehören mit zum Besten, was die Branche zu bieten hat. Etliche Auszeichnungen seit 2015 zeugen davon. Und auch im TÜV-Test liegt die Therme Euskirchen mit an der Spitze – mit vielen Bestnoten. „Dieses Bad hat allerdings eine Sonderstellung, da es nicht mit den Konzepten der anderen Bäder vergleichbar ist“, heißt es im Fazit des Prüfberichts.

Daher kann man den laut TÜV „hochpreisigen“ Eintritt auch nur im Zusammenhang mit den Zusatzleistungen beurteilen, die die Therme bietet. Bei einem Bad dieser Güteklasse verzeiht man auch, dass die Liegen rund um die Lagune – natürlich mit Leselampe ausgestattet – etwas enger beieinander stehen. Dennoch fühlt sich ein Tag in der Therme wie ein Kurzurlaub an.

Öffnungszeiten: Montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr, freitags von 10 bis 23 Uhr, samstags von 9 bis 24 Uhr und sonntags von 9 bis 22 Uhr.

Eintritt: Die Tageskarte für das Palmenparadies kostet wochentags 31 Euro (mit Wochenend- oder Feiertagszuschlag 34 Euro). Wer zusätzlich die Vitaltherme & Sauna, also den textilfreien Bereich, nutzen möchte, zahlt jeweils 6 Euro Aufschlag – sprich: 37 Euro wochentags und 40 Euro am Wochenende und feiertags. Der „Fit in den Tag“-Tarif ist der günstigste: Der Eintritt ins Palmenparadies montags bis donnerstags bis 13 Uhr kostet für anderthalb Stunden 13 Euro. Der Feierabend-Tarif für maximal drei Stunden liegt bei 17 Euro. Kinder bis drei Jahre haben in Palmenparadies und Sportbad freien Eintritt.