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Die Gesichter ihres SportsSportler des Jahrzehnts in Euskirchen gewählt

Lesezeit 8 Minuten
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Die Showtanzgruppe High Energy ist Mannschaft des Jahrzehnts.

Kreis Euskirchen – Eine Kampfsportlerin, ein Profi-Handballer und eine Showtanzgruppe – für die Vielfalt der herausragenden Sportler im Kreis Euskirchen steht auch das diesjährige Ergebnis der Wahl zum Sportler des Jahrzehnts. Sie liegen in der Gunst der Leser der Kölnischen Rundschau und des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ganz vorne.

Jessica Rau ist zweifache Taekwondo-Europameisterin und elffache deutsche Meisterin. Andreas Wolff, Deutschlands Handballer der Jahre 2015 und 2016, ist Europameister 2016 sowie Bronzemedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Die Gruppe High Energy ist sechsfacher deutscher Meister im Showtanz.

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Taekwondo-Akteurin Jessica Rau ist Sportlerin des Jahrzehnts.

So unterschiedlich ihre Sportarten auch sind, so unterschiedlich sind die Trainingspläne, so unterschiedlich die sportlichen Laufbahnen – eins eint die Sieger aber: die Freude über den Erfolg bei der Leseraktion. „Das darf doch nicht wahr sein. Sind denn alle verrückt geworden?“, sagt Taekwondo-Sportlerin Jessica Rau. Handball-Nationaltorwart Andreas Wolff reagiert ähnlich, als ihn die Nachricht über den Erfolg erreicht. „Es gibt viele wirklich talentierte und fleißige Sportler. Eine solche Auszeichnung zu gewinnen, ist etwas Besonderes. Ich bin sehr stolz darauf und glücklich“, sagt der 30-jährige Dom-Escher. Und Petra Ludes, langjährige Trainerin der Showtanzgruppe High Energy, fehlen kurz die Worte – dann sagt sie: „Den Titel Mannschaft des Jahrzehnts in der Corona-Pandemie zu holen, ist einfach toll.“

Mit Leib und Seele Trainerin

Seit 2017 verzichtet High Energy auf Wettkämpfe, steht aber weiterhin mehr als 100 Mal pro Karnevalssession auf der Bühne. Seit zwei Jahren ist die Truppe ohne Erfolgstrainerin Petra Ludes unterwegs. Sie trainiert nun den Nachwuchs von High Energy, die „Showdance Company“, die ihre erste deutsche Meisterschaft in der Junioren-Klasse bereits geholt hat.

Zu Beginn von High Energy stand Ludes noch selbst auf der Bühne. Der Grund: Bei den ersten Turnieren sind noch nicht alle Tänzerinnen alt genug gewesen. Seitdem das der Fall ist, ist Ludes mit Leib und Seele Trainerin.

„Als Coach ist man unglaublich nervös“, sagt sie. Zu Spitzenzeiten, mitten in einer Session, unmittelbar vor den deutschen Meisterschaften, habe sie sich fast rund um die Uhr mit High Energy beschäftigt.

Als 2003 aus der Mädchentanzgruppe Trés-Jolie die Showtanzgruppe High Energy wurde, hätten den kometenhaften Aufstieg der „Dorfclique“ wohl nur die allergrößten Optimisten vorhergesagt.

Olympische Spiele fest im Blick

Zu dem Zeitpunkt ist Andreas Wolff zwölf Jahre alt und spielt in der Handballjugend der SG Ollheim-Straßfeld. Ein Jahr später folgt der Wechsel zur HSG Rheinbach-Wormersdorf, dann zum TV Kirchzell. Weiter geht seine Reise über den TV Großwallstadt und die HSG Wetzlar zum Rekordmeister THW Kiel und schließlich zum polnischen Spitzenclub Vive Kielce – ein ähnlich kometenhafter Aufstieg.

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Handballer Andreas Wolff ist Sportler des Jahrzehnts.

Mit 16 Jahren zieht Wolff aus dem Elternhaus in Dom-Esch aus. „Für mich war es seitdem ein großartiges Abenteuer. Ich habe an vielen Orten gelebt, viele gesehen und finde das wirklich interessant. Ich denke auch, dass es mir hilft, mich als Person zu entwickeln“, sagt er: „Natürlich vermisst du deine Familie und solche Sachen. Aber es ist nicht so, dass ich ständig das Gefühl habe, nach Hause gehen zu müssen, weil mir etwas fehlt.“

Ob er vor den Olympischen Spielen in Tokio noch mal nach Hause kommen wird, steht noch nicht fest. Die Vorbereitung auf das Turnier hat Priorität. „Bei den Olympischen Spielen erwarte ich von mir und meiner Mannschaft im Allgemeinen eine viel bessere Leistung als bei der jüngsten WM“, sagt Wolff, der mit seinem Verein amtierender polnischer Meister ist. Meisterschaft, Weltmeisterschaft in Ägypten, Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele in Tokio – für den Profi-Handballer hat sich seit der Corona-Pandemie auf den ersten Blick nicht allzu viel geändert. Lediglich die Fans fehlen dem Handballer. Die sind in den vergangenen Jahren – vor der Corona-Pandemie – mitunter mehrere Hundert Kilometer gefahren, um einem der besten Torhüter der Welt live die Daumen zu drücken. „Ich finde es großartig, dass sie 500 bis 600 Kilometer zurücklegen, nur um mich und meinen Verein spielen zu sehen“, sagt der 30-Jährige stolz.

Wohnzimmer statt Sporthalle

Während Wolff auch in den Corona-Monaten in seiner Profi-Blase ein mehr oder weniger normales Sportlerleben führt, ist das von Jessica Rau seit März 2020 nicht mehr dasselbe. Seit mehr als einem Jahr hat sie keinen Wettkampf mehr in der Halle absolviert. Lediglich online habe sie sich mit der Konkurrenz gemessen. „Das ist einfach nicht das Gleiche. Ich liebe die Drucksituation. Dazu gehört auch, dass die Konkurrenz mit in der Halle ist und nicht vor dem Rechner sitzt“, sagt die Gemünderin.

Das Wohnzimmer ist längst die Alternative zur Sporthalle im Gemünder Kurpark geworden. Trainiert wird zwischen Fernseher und Sofa. An Sprungkombinationen kann da natürlich nicht gefeilt werden. Trotz der widrigen Umstände hätte Rau gerne an der Studenten-Europameisterschaft in diesem Jahr teilgenommen – doch auch die ist abgesagt. „Dieses Turnier hätte ich so gerne erlebt. Das wäre mein persönliches Olympia gewesen“, sagt die Leistungssportlerin. Die Wahl zur Sportlerin des Jahrzehnts ist für sie jedoch viel mehr als ein Trostpflaster: „Bei der Wahl sich gegen so tolle Konkurrenz durchzusetzen, ist nicht nur für mich persönlich etwas ganz Besonderes, sondern auch für meine Sportart.“

Olympia? Europameisterschaft? Die Tänzerinnen und Tänzer von High Energy wären schon mit einem verklebten Boden in einem Dorfsaal zufrieden, in dem sie einfach trainieren können. Erfreuen können sich Ludes und Co. derzeit eher am Blick zurück. „Man kann den Werdegang der Truppe schon mit dem Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär vergleichen.“

Die Vielfalt des Lokalsports ist seine Stärke

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Belegt bei der Leserwahl zur Sportlerin des Jahrzehnts den zweiten Platz: Corinna Schmitz, Handballerin, Torjägerin und Leistungsträgerin der HSG Euskirchen.

14 420 abgegebene Stimmen im Wettbewerb – Nicht alle Sportlerinnen und Teams sind noch aktiv

Lockdown hier, Saisonabbruch und Absagen da. Corona und Lokalsport – das passt einfach nicht. In dieser schwierigen Zeit haben die Leser gleich eine ganze Dekade voller sportlicher Höchstleistungen honoriert. Da die Ligen über lange Strecken hinweg ruhten und keine Wettkämpfe stattfanden, verzichtete die Redaktion darauf, herausragende Athleten eines Sportjahres zu küren, das gar nicht stattgefunden hat. Stattdessen wurde diesmal das ganze Jahrzehnt in den Blick genommen.

Vielfalt ist Trumpf

Ein Blick auf die Erstplatzierten verdeutlicht, wie vielfältig die Sportlandschaft im Kreis Euskirchen war und ist. Handballer Andreas Wolff wird von den Leserinnen und Lesern der Kölnischen Rundschau sowie des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor Triumf Beha (Taekwondo) und Patrick Weber (Rettungsschwimmer) zum Sportler des Jahrzehnts gewählt.

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Eifelcup-Seriensiegerin: Läuferin Nora Schmitz.

Bei den Frauen dominieren mit Jessica Rau (Taekwondo), Corinna Schmitz (Handball) und Nora Schmitz (Leichtathletik) die drei Sportlerinnen, die auch in der jüngeren Vergangenheit ganz vorne lagen in der Gunst der Leser. Bei den Mannschaften gibt es ein Zeitreise: Mit High Energy und der Wasserwacht Dahlem stehen zwei Teams auf dem Podest, die dort zuletzt 2014 waren. Zweiter wird der Taekwondo Club Schleiden, der in den vergangenen beiden Jahren die Wahl gewonnen hat.

Zahlenspiele

14 420 Stimmen werden für die 14 nominierten Sportlerinnen, 23 Sportler und 19 Mannschaften abgegeben. Als Einzige knackt Jessica Rau die 1000-Punkte-Marke. Alle erhalten mindestens 31 Stimmen.

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Erfolgreiches Trio: Sabrina Pütz (v.l.), Jana Abt und Jessica Rau vom Taekwondo Club Schleiden landeten auf Platz zwei.

Bei den Sportlerinnen sind die Kernsportarten bei den Nominierten klar verteilt: Fünf Leichtathletinnen und fünf Volleyballerinnen standen zur Wahl.

Mannschaft des Jahrzehnts

High Energy setzt sich souverän gegen die Mannschaft des Taekwondo Clubs Schleiden und der Wasserwacht Dahlem durch. Die Showtanzgruppe aus Billig lag auch 2010 und 2014 in der Gunst der Leserinnen und Leser ganz vorne.

Dabei war gerade das Jahr 2010 ein ganz Besonderes: Damals teilte sich High Energy mit den Volleyballerinnen der SG Sportfreunde 69 Marmagen/Nettersheim den Titel – beide Teams erhielten exakt dieselbe Punktzahl. Das hat es zuvor und auch danach bei der Sportlerwahl nicht gegeben.

Sportlerinnen

Jessica Rau, Nora Schmitz und Corinna Schmitz – das Trio dominierte die Sportlerwahl bereits in den vergangenen Jahren. Elf Mal waren die drei Sportlerinnen seit 2014 unter den ersten drei. „Das sind beides so tolle Sportlerinnen, die für ihre Sportart hier im Kreis so viel getan haben. Sich gegen eine solche Konkurrenz durchzusetzen, ist unglaublich“, sagt Jessica Rau, die 2017 und 2018 Sportlerin des Jahres war.

Sportler

Dreimal Handball – ansonsten geht es in der Top 10 der Männer sehr vielfältig zu. Keine weitere Sportart kommt zweimal vor.

Aktiv vs. Sportrente

Von den 30 Sportlerinnen, Sportlern und Mannschaften in den Top 10 des Jahrzehnts sind sechs Sportlerinnen und Mannschaften nicht mehr aktiv. Zumindest nicht in der Form, in der sie zwischen 2010 und 2019 unter den ersten drei bei der Sportlerwahl vertreten waren. So nehmen die Volleyballerinnen der Sportfreunde 69 zwar noch am Spielbetrieb teil, die Liga ist aber eine komplett andere –Bezirksliga statt Zweiter Bundesliga wie in den besten Zeiten.

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Das Frauen-Team des Taekwondo Clubs Schleiden gehört der Geschichte an, weil Sabrina Pütz 31 Jahre alt wird und damit in eine andere Altersklasse muss. Jessica Rau und Jana Abt sind beide 27 und müssen sich eine neue Teamkameradin suchen – wenn es so weitergeht mit der Pandemie womöglich per Online-Casting. Beim VfL Kommern gibt es beispielsweise aktuell keine Frauenfußball-Mannschaft, die U17-Basketballerinnen des TuS Zülpich sind längst bei den Senioren aktiv. Und auch Judith Pelzer und Franzi Keul spielen kein Volleyball mehr.

Trainingsweltmeister

Die Footballer der Euskirchener Lions landeten in der Wahl zur Mannschaft des Jahrzehnts auf dem achten Platz, obwohl sie noch kein einziges Spiel absolviert haben.

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Die Truppe aus Stotzheim wartet wegen der Corona-Pandemie weiterhin auf den ersten Einsatz. Das Engagement der Truppe wird dennoch gewürdigt, denn die Hoffnung, in diesem Jahr noch spielen zu können, haben die Lions noch nicht aufgegeben.

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Rekord

Miss „Sportlerin des Jahres“ ist weiterhin die ehemalige Fußball-Nationaltorhüterin Silke Rottenberg aus Dürscheven, die den Titel achtmal gewonnen hat – so oft wie keine andere Sportlerin, kein Sportler und keine Mannschaft im Kreis.

Ehrung

Die Pandemie lässt leider keine Ehrung der Sportler des Jahrzehnts zu. Vielleicht ist die Situation in ein paar Monaten schon eine andere, und wir können die Ehrung in einem würdigen Rahmen nachholen – die Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften hätten es sich verdient. Dann könnte auch die Preisverleihung von 2019 nachgeholt werden, denn auch Handballer Stephan Sodies und Co. warten wegen Corona noch auf ihre Medaillen.