Comeback nach Krebserkrankung„Miss Eifelcup“ lief sogar während der Chemotherapie
Eifel – „Jeder Lauf ist ein Geschenk“, sagt Tanja Pesch. „Miss Eifelcup“. Holleratherin. Leichtathletin. 15 Mal hat die heute 43-Jährige die Laufserie gewonnen, die seit 1992 einen festen Platz in den Terminkalendern der Läuferszene hat. Einsamer Rekord.
Doch den größten Erfolg hat Pesch nicht auf irgendeiner zehn Kilometer langen Laufrunde in Mutscheid, Kreuzweingarten oder Scheven gefeiert. Vor drei Jahren begann der größte Wettkampf der Eifelerin. Zu Ende ist er noch nicht. „Die Hormontherapie wird mich noch Jahre begleiten“, sagt Pesch, bei der vor drei Jahren Krebs diagnostiziert worden ist. Innerhalb weniger Wochen sei sie bei Trainingsläufen und Wettkämpfen stetig langsamer geworden. Teilweise um eine Minute. „Zunächst schiebt man das ein wenig aufs zunehmende Alter“, erzählt Pesch.
Eifelerin bleibt ihrer Leidenschaft treu
Doch der Leistungsabfall sei zu krass gewesen, als ihn nur mit dem Alter erklären zu können. Dennoch tappten sie und die Ärzte zunächst im Dunkeln. Auch die Mediziner hatten keine Erklärung, schoben es laut Pesch auch aufs Alter. Doch sie blieb hartnäckig. Und verdankt dem Laufen vielleicht ihr Leben.
„Wenn ich nicht den Wettkampf gesucht hätte und bei den Veranstaltungen nicht so durchgereicht worden wäre, hätte ich vielleicht nicht gemerkt, dass etwas nicht stimmt“, so die Eifelerin. Doch sie wollte eine Erklärung für die immer schlechter werdenden Zeiten. „Zum Glück hatte ich das Laufen“, sagt sie. Und ihrer Leidenschaft blieb sie treu – sogar während der Chemotherapie. Aus den 80 Kilometern pro Woche wurde zwar nur einer. Aber einer, der wichtig war. Für sie persönlich. „Ich musste immer kämpfen, den inneren Schweinehund besiegen. Mich fürs Training bei Wind und Wetter aufraffen. Dieser Wille hat mich nicht verlassen“, sagt Pesch, die seit ihrem sechsten Lebensjahr läuft.
Mit neun Jahren ging es für Tanja Pesch los
Damals gab es in Hollerath einen Lauftreff. „Da ging man als Kind eben hin“, sagt sie schmunzelnd. Mit neun Jahren sei das Training intensiver geworden, die ersten Wettkämpfe folgten. „Ich bin alles von 800 Meter bis Marathon gelaufen“, so Pesch, die sich im Laufe der Jahre auf die Zehn-Kilometer-Distanz spezialisierte – aber auch gute Erinnerungen an die 42,195 Kilometer hat. Bei ihrem ersten – und bis heute einzigen Marathon – setzte sich die Holleratherin gegen die Konkurrenz durch. Noch heute ist sie die jüngste Siegerin beim Rurseemarathon. Ihren letzten Sieg beim Eifelcup feierte die gelernte Rechtsfachwirtin 2011. Seitdem ist Nora Schmitz in die großen Fußstapfen der Holleratherin getreten.
Ob Pesch noch mal angreift? Das sei gesundheitlich schon nicht mehr möglich. Und doch: Der Ehrgeiz ist noch vorhanden. „Ich trainiere regelmäßig – sogar Tempoläufe sind dabei“, berichtet Pesch, die auch schon wieder an Wettkämpfen teilgenommen hat.
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Mit ihrer Lebensgeschichte möchte Pesch, die seit 20 Jahren für den TuS Kreuzweingarten-Rheder läuft und dort auch im Trainerteam ist, anderen Menschen Mut machen, auch laufen zu gehen. Es sei einfach eine tolle Sportart, die förderlich für die Gesundheit sein könne – manchmal auch anders, als man ursprünglich meint.
Das sind die Lauf-Rituale von Tanja Pesch
Wie so viele Sportler hat auch Läuferin Tanja Pesch die eine oder andere Marotte vor und während des Wettkampfs. „Ich laufe immer mit einem Taschentuch in der Hand“, sagt die Holleratherin: „Ich glaube, ohne ein Stofftaschentuch kann ich gar nicht mehr laufen.“ Nur ganz selten wird das Taschentuch beispielsweise durch einen Schwamm ersetzt. Doch irgendetwas in der Hand hat die 43-Jährige während des Wettkampfs immer.
Überhaupt sei die Stunde vor dem Wettkampf durchgetaktet, immer gleich. Die Rituale seien von Wettkampf zu Wettkampf identisch. „Es ist immer dieselbe Reihenfolge: Wann ich zum Auto zurückgehe, wann ich mir die Startnummer anhafte und und und“, sagt die Läuferin, die seit 1995 insgesamt 15 Mal den Eifelcup gewonnen hat – immer mit einem Taschentuch in der Hand.
Doch das ist nicht das einzige Ritual. „Ich binde mir gefühlt 27 Mal die Schuhe, bevor ich zum Start gehe“, sagt Pesch schmunzelnd. Letztlich seien es „nur“ sieben oder acht Mal. (tom)