„Weiße Privilegien“Strategie-Workshop vom DRK Euskirchen
Kreis Euskirchen – Wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur, Glaubensrichtung oder mit konträren politischen Ansichten zusammenkommen, ist diskriminierendes Gedankengut häufig nicht fern. Doch es sind nicht nur schwerwiegende Beleidigungen oder rassistische Äußerungen, mit denen man sein Gegenüber beleidigen kann. Oft reicht schon eine unbedachte Wortwahl, um einer Aussage einen faden Beigeschmack zu geben, obwohl mit ihr keinerlei böse Gedanken verbunden waren.
„Jede Form der Verallgemeinerung, bei der ein Mensch in eine Schublade gedrängt wird, kann für die betroffene Person beleidigend wirken. Dies beginnt schon bei einer Berufsbezeichnung, in der nur der männliche Titel genannt wird“, sagte Sermet Kaya, Mitarbeiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.
Niemand ausgeschlossen
Im Rahmen des Seminars für pädagogische Fachkräfte mit dem Titel „Sprache, Macht, Diskriminierung“ war daher auch nie von Teilnehmern oder Teilnehmerinnen die Rede, sondern stets von den Teilnehmenden, um niemand auszuschließen.
„Diversität und die damit verbundene Anerkennung individueller Merkmale ist die Grundbasis gegen Diskriminierung, und die beginnt immer bei einem selbst“, so Kaya. Durch aktive Übungen und anschließende Reflexion sollte das Bewusstsein dafür geschaffen werden, zunächst mehr über den Menschen zu erfahren, um ihn nicht mit einem vorschnellen Urteil vor den Kopf zu stoßen. Als Beispiele nannte Kaya Begriffe wie „bildungsferne Schichten“ oder „integrationsunfähig“.
„weiße Privilegien“
Menschen, die einer Gruppe angehören, die in der Regel nicht mit Diskriminierung in Kontakt kommt, würden „weiße Privilegien“ genießen. Kaya: „Wir können uns gar nicht vorstellen, wie schwer es sein kann, ohne entsprechende Kenntnisse der Abläufe oder Sprache ein Konto zu eröffnen.“ Auch die Nachricht über eine Beförderung im Job könne daher schon niederschmetternde Folgen nach sich ziehen, wenn dem Gesprächspartner ähnliche Aufstiegschancen verwehrt seien.
Unterschwellige und meist auch unbewusste Botschaften könnten ein Gespräch in eine völlig andere Richtung lenken, betonte auch Boris Brandhoff, Leiter der DRK-Integrationsagentur Euskirchen und Organisator der Vortragsreihe „Bildungsbrücken“: „An einer guten Integration sind immer beide Seiten beteiligt. Zwei Gruppen, die zuvor keine Gemeinschaft gebildet haben, zu einen, bedarf einer wechselseitigen Anerkennung.“ Es sei daher wichtig, nicht nur darüber nachzudenken, was man ausdrücken möchte, sondern wie diese Worte von einem möglichen Gesprächspartner aufgenommen werden können.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Das Seminar ist ein sehr guter Ansatz, den Umgang mit Menschen auch in kurzen Übungen zu verinnerlichen“, sagte Seminarteilnehmerin Stefanie Hertel, die als Diplom-Pädagogin in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes NRW in Euskirchen tätig ist. Und weiter: „Wir haben ein sehr heterogenes Feld an Bewohnern und Mitarbeitern und möchten jede Form der Diskriminierung verbannen. Die heutigen Tipps zum bewussteren Umgang mit der Sprache werden dabei sicher hilfreich sein.“
Mit einem Strategie-Workshop unter dem Titel „Vielfalt als Chance“ geht die Fortbildungsreihe „Bildungsbrücken“ für Mitarbeiter aus Kita, OGS und Flüchtlingshilfe am Donnerstag, 5. Dezember, zu Ende. Von 9 Uhr bis 16.30 Uhr informiert Boris Brandhoff in der Schleidener Rotkreuz-Akademie Vogelsang IP, Vogelsang 41, über die Entwicklung und Chancen kultureller Vielfalt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. www.drk-eu.de