EuskirchenDie Tage der Sportanlage Im Auel scheinen gezählt – Bauland muss her
Euskirchen – Noch gibt es lediglich eine Studie. Doch die Tage der Sportanlage Im Auel scheinen gezählt zu sein. Die Stadt Euskirchen möchte das Areal, das zwei Sportplätze, zwei Kleinspielfelder und Leichtathletikanlagen umfasst, in Wohnbauland umwandeln.
Die Verwaltung erhofft sich nach Angaben von Sportbetriebsleiter Jürgen Huthmacher dabei einen Ertrag von etwa vier Millionen Euro. Dem gegenüber stehen Ausgaben in Höhe von 6,7 Millionen Euro für die geplante multifunktionale Sportanlage an der Kirschenallee – zwischen Ulmenweg und der Euskirchener Heide. In den Kosten sei die dringend notwendige Sanierung der Kirschenallee sowie weitere Erschließungsmaßnahmen und die Entwässerung nicht enthalten, sagt Silke Winter, Pressesprecherin der Stadt, auf Anfrage.
Baubeginn könnte 2022 sein
Bei dem einen oder anderen Bewohner der Euskirchener Heide sorgt das Projekt allerdings für Stirnrunzeln. Sie befürchten unter anderem, dass die Kirschenallee nur noch in eine Richtung zu befahren sein wird, wenn die Sportanlage (Baubeginn könnte 2022 sein) erst einmal am Netz ist. „Überlegungen zur Verkehrsführung können erst vorgenommen werden, wenn beschlossen wurde, ob und in welchem Umfang eine Sportanlage errichtet werden soll“, sagt Stadtsprecherin Winter.
In der Tat ist die Straße recht eng. Begegnungsverkehr ist schon jetzt tückisch. Der Plan der Verwaltung ist es, unter anderem an der neuen Sportanlage eine Bushaltestelle zu errichten, damit das Areal mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen ist. Sollte ein anwachsender Verkehr gefahrenträchtig sein, müsste gegebenenfalls durch Verkehrsbeschränkungen oder Ausweichbuchten gegengesteuert werden, so Winter.
Frage nach der Sinnhaftigkeit
Eine Anwohnerin der Euskirchener Heide hofft, dass keine Bäume gefällt werden, damit künftig Busse und Autos gleichzeitig die Kirschenallee befahren könnten. Winter kann diese Befürchtung teilweise entkräften: „Hierzu gibt es noch keine Überlegungen. Bäume werden jedoch nicht gefällt, außer wenn sie Krankheiten aufweisen. Die Allee ist gesetzlich geschützt.“ Unter Denkmalschutz stehe die ehemalige Panzerstraße aber nicht.
Zuletzt kam immer wieder die Frage nach der Sinnhaftigkeit auf, Bauland im Auel zu schaffen, obwohl die Sportanlage gleich für zwei Schulen innerhalb weniger Meter (Hans-Verbeek-Schule und Franziskusschule) oder zumindest weniger Minuten (Marienschule) zu erreichen ist. „Die Nutzung der Sportanlagen lässt sich planen. Auch in der aktuellen Zeit der Corona-Pandemie erfolgt der Sportunterricht nicht spontan, sondern nach Lehr- und Stundenplan. Insofern ist der Bustransfer nach wie vor plan- und auch realisierbar, aber im Detail noch abzustimmen“, sagt die Stadtsprecherin.
Bevölkerung begrüßt neue Sportstätten
Zudem würde die Sanierung des Auels „sicher eine siebenstellige Summe erfordern, allerdings ohne den Mehrwert, den die neue Anlage biete“. Ähnlich wie die Sportanlage an der Kirschenallee existiert auch das geplante Wohnquartier für mehr als 3000 Bürger auf dem Areal der Westdeutschen Steinzeugwerke nur auf dem Papier. Das Erftstadion ist zwar nicht weit entfernt, die neue Sportanlage an der Kirschenallee wäre es aber.
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„Neue Wohngebiete erhalten zwar in der Regel eigene Kinderspielplätze, aber keine eigenen Sportanlagen“, sagt Winter. Die Sportanlagen seien in der Regel zur Vereinsnutzung gedacht und im Stadtgebiet oder in den Ortslagen verteilt, also fast immer mit längerer Anfahrt verbunden. Die Umsetzung der städtebaulichen Entwicklung auf den Flächen der ehemaligen Westdeutschen Steinzeugwerke würde potenzielle Nutzer für viele Sportstätten in Euskirchen bringen, so Winter. Große Teile der Bevölkerung würden Sportstätten begrüßen, auch die, die erst in Planung sind.
Fokus auf Leichtathletik und neuen Sportarten
Der Fokus bei der geplanten Sportanlage liege auf Leichtathletik und den neuen Sportarten, erklärt die Pressesprecherin. Angesichts der Entwicklung beim Euskirchener TSC, der immer mal wieder Mannschaften vom Spielbetrieb zurückziehen musste, waren zuletzt Stimmen laut geworden, die meinten, Euskirchen benötige gar keinen neuen Sportplatz. Wenn sich die Bevölkerungsentwicklung weiter fortsetze wie in den vergangenen Jahren, werde dies weitere Bedarfe auslösen, so Winter. Die Bedarfsanalyse werde selbstverständlich an die aktuellen Gegebenheiten angepasst.
Übrigens: Die Sportanlage soll den Namen des berühmtesten Fußballers der Stadt tragen: den von Heinz Flohe. Vor einigen Jahren war ein Vorschlag seitens der Politik abgelehnt worden, das Erftstadion oder den Auel nach dem Weltmeister von 1974 zu benennen, der 2013 starb. Dieser Antrag wurde abgelehnt – begründet wurde das damit, dass Flohes sportliche Leistungen „nicht oder nur selten“ mit der Stadt Euskirchen in Verbindung gebracht worden seien. Dies jedoch sei Voraussetzung für die mögliche Umbenennung einer Sportstätte. Der Beschluss wurde gekippt, die Beteiligten einigten sich auf den Auel.